Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weltkrieg der Waehrungen

Weltkrieg der Waehrungen

Titel: Weltkrieg der Waehrungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel D. Eckert
Vom Netzwerk:
wie im Falle Spaniens private. In ihrer europäischen Glückseligkeit entwickelten die Iberer eine geradezu amerikanische Lust am Konsum auf Kredit. So schaffte es das 47 Millionen Einwohner zählende Königreich, das in absoluten Zahlen zweithöchste Handelsdefizit der Welt aufzutürmen, übertroffen nur von dem der Vereinigten Staaten, deren Bevölkerung mehr als sechs Mal und deren Volkswirtschaft fast neun Mal so groß ist.
    Damit vergrößerten sich die Unterschiede in der Währungsunion: Denn anders als in den Neunzigerjahren wuchs nun die Diskrepanz zur größten Ökonomie des Kontinents, Deutschland. Der Bundesrepublik gelang es nach der Jahrtausendwende, ihre relative ökonomische Stagnation abzuschütteln und wieder konkurrenzfähiger zu werden. Die deutsche Wirtschaft erzielte Handelsüberschüsse, die vor allem im europäischen Vergleich gewaltig anmuteten. In den Jahren 2002 bis 2008 war Deutschland Exportweltmeister, kein anderer Staat führte so viele Waren und Dienstleistungen aus. Erst 2009 wurde Europas größte Volkswirtschaft von China übertrumpft, das das Erfolgsmodell eines exportgetriebenen Wachstums mehr als erfolgreich kopiert hatte.
    Dieses ökonomische Auseinanderstreben von Kern und Peripherie brachte eine latente Instabilität in die Eurozone, die nur darauf wartete, sich in Form schwerer Erschütterungen zu entladen.
Das Drama nimmt seinen Lauf
    Anfang Oktober 2009 wählte Griechenland eine neue Regierung. Mit einem Erdrutschsieg löste der Sozialist Giorgos Papandreou die konservative Vorgängerregierung ab. Kaum jemand in der Finanzwelt oder darüber hinaus hätte sich zu dem Zeitpunkt vorstellen können, dass dieses eher marginale Ereignis in einem Land mit elf Millionen Einwohnern eine Serie von Ereignissen nach sich ziehen würde, die das Zeug hatte, der europäischen Währungsgeschichte eine neue Richtung zu geben. Kaum hatte der neue Premier die Amtsgeschäfte aufgenommen, ging Papandreou mit einer unangenehmen Nachricht an die Öffentlichkeit: Das Budgetdefizit des Landes würde im Jahr 2009 nicht bei vier Prozent liegen (wie in der amtlichen Schätzung vom Frühjahr angegeben und seither nicht mehr korrigiert), sondern bei zwölf Prozent. Die Marktteilnehmer waren wegen der kurz zuvor bekannt gewordenen Zahlungsschwierigkeiten des Luxus-Emirats Dubai ohnehin ein wenig nervös. Etwas verschreckt gingen sie dazu über, ihre Positionen griechischer Wertpapiere zu reduzieren.
    Griechenland hatte eben den Fehler begangen, bereits vor dem Ausbruch der Finanzkrise zu tief in den roten Zahlen zu stecken. Es war das schwächste Glied in einer Kette von Staaten, die eine unwahrscheinliche Währungsunion bildeten. Dieses schwächste Glied drohte nun zu reißen und die gesamte Kette zu sprengen. Als Lehman Brothers im September 2008 fiel, stand Athen bereits mit einem Betrag in der Kreide, der mehr als der jährlichen Wirtschaftsleistung des Landes entsprach. Nun, im Jahr 2010, bewegte sich die Schuldenquote im Bereich von 125 Prozent. Allein Japan hatte unter den Industrieländern noch ungünstigere Werte. Nur: Der japanische Staat stand zu 94 Prozent bei den eigenen Bürgern im Soll, Griechenland hingegen vorwiegend bei (weniger geduldigen) Ausländern. Im Gegensatz zu den langmütigen Japanern wurden die ausländischen Investoren, die Griechenland Geld geliehen hatten, zunehmend unruhig. In seiner Abhängigkeit von den »Ausländern« erinnerte Athen an das Buenos Aires des Jahres 2001. Die Parallelen alarmierten: Argentinien hatte aus seiner Bredouille keinen anderen Weg als die Staatsinsolvenz gefunden.
    Papandreou versuchte das Steuer im letzten Moment herumzureißen. Im Februar 2010 kündigte der von den Märkten in die Ecke gedrängte Premier einen harten Sparkurs an. Das Konsolidierungspaket enthielt unter anderem Gehaltskürzungen für Mitarbeiter des öffentlichen Diensts und eine Anhebung der Mehrwertsteuer. Das Haushaltsdefizit sollte um mehr als vier Prozentpunkte auf 8,7 Prozent der Wirtschaftsleistung heruntergedrückt und dann bis 2012 weiter auf die Maastricht-Schwelle von drei Prozent gesenkt werden. Doch obwohl das Sanierungsprogramm der Griechen kaum hinter dem wenige Monate zuvor verkündeten der Iren zurückstand, reagierten die Akteure darauf nicht in der erhofften Weise. Dublin hatte gerade rechtzeitig den Kurs der Sanierung

Weitere Kostenlose Bücher