Weltraumpartisanen 05: Vorstoss Zum Uranus
ich in meiner Kabine bleiben musste, nachdem ich das Kommando über das Schiff bis auf Widerruf an Captain van Kerk übergeben hatte.
Der Umstand, dass es der VOR-Pagoden-Kreuzer war, dem Lieutenant Xuma seine Rettung verdankte, bestätigte die vom VEGA-Chef geäußerte Annahme, dass wir im Begriff standen, das vor Monaten gestartete, aber unendlich viel langsamere Raumschiff der Vereinigten Orientalischen Republiken zu überholen. Das Wettrennen war für sie verloren; bei diesem Stand der Begegnung ließ es sich errechnen, dass sie Wochen, wenn nicht gar Monate später als wir auf dem Uranus eintreffen würden, und da sie mittlerweile auch über die Hermes im Bilde sein mussten, ließ es sich denken, dass sie, schon um das Gesicht zu wahren, die ganze Aktion an diesem Punkte abbrechen würden. Auf dem Rückflug zur Erde konnte ich dann Lieutenant Xuma wieder in Empfang nehmen: mit dem Ausdruck des tief empfundenen Dankes der Völker der EAAU für diese vorbildliche und selbstlose Rettungsaktion im All, die alle Feindseligkeit zwischen den beiden großen Nationen Lügen strafte. So ähnlich pflegte man sich in solchen Fällen auszudrücken, wobei, wenn wir die Retter und eine VOR-Crew die gerettete war, die Dankesbekundungen noch blumiger ausfielen. Aber wenn sie auch gleichsam mit langen Zähnen geäußert wurde, so blieb doch die Tatsache unbestreitbar, dass das gegenseitige Hilfsabkommen für Fälle von Raumnot nicht ein einziges Mal gebrochen worden war.
Erst durch Lieutenant Stroganow, der mich aufsuchte, um sich nach meinem Befinden zu erkundigen, erfuhr ich, dass der Fall Xuma mit der stattgefundenen Rettung noch lange nicht abgeschlossen war.
Die Raummeilen, die Lieutenant Stroganow und ich gemeinsam zurückgelegt hatten, waren nicht mehr zu zählen; die Freundschaft, die uns miteinander verband, war mittlerweile unverbrüchlich geworden, auch wenn sie nach außen hin so gut wie nie bekundet wurde.
»Sir«, sagte Lieutenant Stroganow in seiner bedächtigen Art, die Dinge zu formulieren, »bitte, fassen Sie meine Einmischung nicht als Kritik an Ihren Entscheidungen auf! Aber sind Sie wirklich hundertprozentig davon überzeugt, dass Sie diesen Uranus-Kurs beibehalten müssen?«
Ich setzte mich auf, und Lieutenant Stroganow griff zu und half mir dabei. Die Unterhaltung mit ihm strengte mich an.
»Falls Sie damit andeuten wollen, Lieutenant«, erwiderte ich, während die Kabine sich auf einmal um mich zu drehen schien, »ich hätte Lieutenant Xuma im Stich gelassen, dann muss ich Ihre Einmischung in der Tat als unzulässig zurückweisen. Im Augenblick ist Lieutenant Xuma gut aufgehoben. Auf dem Rückflug werden wir ihn dann wieder an Bord nehmen.«
Lieutenant Stroganows Augen wurden, so kam es mir jedenfalls vor, auf einmal dunkel und auch seine Stimme klang plötzlich verändert. »Auf dem Rückflug, Sir?«
»Auf dem Rückflug!«, bestätigte ich. »Wir haben seinetwegen bereits drei Tage verloren.«
»Aber, Sir –«
»Das ist ein klarer Befehl. Lieutenant!«
»Aye, aye, Sir.« Lieutenant Stroganow hatte sich bereits wieder erhoben und diesmal vermeinte ich Feindseligkeit in seinen Augen zu erkennen. »Nur fürchte ich, dass Sie in diesem Fall eine Leiche an Bord nehmen werden. Aber das, Sir, müssen Sie mit Ihrem Gewissen abmachen.« Lieutenant Stroganow wandte sich ab.
»Augenblick, Lieutenant!«, sagte ich.
Er drehte sich wieder nach mir um. »Sir?«
Ich war bereits auf den Beinen, und indem ich die Augen zusammenkniff, konnte ich vermeiden, dass mir wieder schwindelig wurde.
»Was soll das Gerede von Lieutenant Xumas Leiche, Lieutenant? Sie müssen sich schon deutlicher ausdrükken, damit ich Ihnen folgen kann.«
Lieutenant Stroganows verwittertes Gesicht drückte auf einmal Verwirrung aus. »Sir, sind Sie etwa nicht unterrichtet worden?«
»Worüber?«
»Über das VOR-Ultimatum?«
»Ich höre zum ersten Mal davon! Reden Sie!«
»Es wurde uns vor einer guten Stunde übermittelt, Sir. Der Kommandant dieses Pagoden-Kreuzers ersucht Sie mit aller gebührenden Höflichkeit, den Flug zum Uranus abzubrechen.«
»Mit welcher Begründung?«
»Die Begründung, Sir, ist Lieutenant Xuma. Er wird sonst im Raum ausgesetzt.«
Ich griff nach meiner Jacke und Lieutenant Stroganow war mir beim Ankleiden behilflich. Selten in meinem Leben war ich zorniger gewesen.
»Ist die Brücke von diesem Ultimatum unterrichtet, Lieutenant?«
»Die Brücke«, sagte Lieutenant Stroganow mit eigenartiger Betonung,
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