Weltraumpartisanen 05: Vorstoss Zum Uranus
Umgebung, in der noch sehr stark die Wertmaßstäbe des unseligen 20. Jahrhunderts nachwirkten. Aber gerade sein Beispiel zeigt, welch eines langwierigen geschichtlichen Prozesses es bedarf, um gewisse »eherne Grundsätze« einer einst mächtigen Zivilisation abzubauen. Und zu diesen albernen Grundsätzen gehörte auch jener, der es den Frauen vorschreiben wollte, an Land zu bleiben; inzwischen hat sich auf diesem Gebiet vieles geändert – zum Glück, möchte ich hinzufügen.
Ins Cockpit zurückgekehrt, enthob ich Captain van Kerk seiner ihm für die Dauer meiner Abwesenheit übertragenen Verantwortung und rief das Kartenhaus. »Brücke an NC: Ich brauche für die nächsten vierundzwanzig Stunden ein komplettes Suchprogramm! Setzen Sie Ihre Computer ein wenig in Bewegung, Lieutenant!«
Nicht ohne Grund bezeichnete ich Lieutenant Iwan Stroganow, den untersetzten, breitschultrigen Sibiriaken, als den besten Navigator, der je unter den Sternen geflogen ist. Oft wusste er bereits früher als ich, was mein nächster Befehl sein würde. Auch diesmal war er mir bereits um einen Schritt voraus.
»Sir«, antwortete er, »ich habe mir erlaubt, ein solches Suchprogramm bereits zusammenzustellen. Ich muss Sie jedoch darauf aufmerksam machen, dass wir ein verdammt großes Raumstück absuchen müssen.«
»Haben Sie einen Anhaltspunkt, wo das Dingi jetzt stecken könnte?«
»Nein, Sir.«
»Also, was schlagen Sie vor, Lieutenant?«
»Wenn ich davon ausgehe, Sir, dass wir keinerlei Fahrtminderung vornehmen, eine Doppelspirale. Das ist zwar etwas aufwendig, Sir, bringt uns aber die Gewissheit, dass da kein Quäntchen Raum übersehen wird.«
»Und Sie glauben, mit einer Doppelspirale kommen wir aus?«
»Ein bisschen Glück gehört auch dazu, Sir.«
Lieutenant Stroganow hatte Recht: solange sich Lieutenant Xuma nicht meldete, glich die Suche nach seinem Dingi jener sprichwörtlichen Suche nach der Stecknadel im Heuhaufen. Glück war das Wichtigste, was wir jetzt brauchten, und herbeizwingen ließ es sich am ehesten mittels einer Doppelspirale, die es den Radaraugen der Hermes ermöglichte, den exakt bemessenen Raum mit aller Gründlichkeit zu durchforschen.
»Einverstanden«, sagte ich. »Melden Sie sich wieder, sobald der Doppelspiralkurs programmiert ist.« Und zu Captain van Kerk sagte ich: »Wir unterbrechen den Uranus-Anflug, Captain.«
12.
Aufzeichnungen des Bordingenieurs Bill Madox, Mitglied der Delta-IX -Expedition unter Commander Ernest D. Scott zum Uranus.
11. November
Gestern war ich zu niedergeschlagen, um mein Tagebuch weiterzuführen. Der lange Marsch, daran ist nun nicht mehr zu zweifeln, war vergeblich. McIntosh ist es nicht gelungen, eine Funkverbindung zur Erde oder einem im Raum befindlichen Schiff herzustellen. Wir befinden uns auf dem Rückweg und mit uns marschiert die Verzweiflung.
McIntosh sagt: auch wenn uns keinerlei Bestätigung vorläge, sei es nicht ausgeschlossen, dass man unseren Lockruf zumindest empfangen hätte. So etwas mag vorkommen, aber mir erscheint es unwahrscheinlich. So mag ein Ertrinkender nach einem Strohhalm greifen. Ich friere erbärmlich, da ich nicht wage, den Anzug in angemessener Weise zu beheizen. Ich habe nicht länger widerstehen können und die Heizung aufgedreht. Die fast vergessene Wärme hat mich vorübergehend zu einem glücklichen Menschen gemacht. Aber die Angst sitzt mir im Nacken: der uns verbliebene Batteriesatz lässt sich nicht aufteilen.
Ein Staubsturm behindert uns. McIntosh kann kein Besteck nehmen.
Langsames Vorwärtskommen. Überall Mahlstaub. Ein widerwärtiger Planet!
Auch McIntosh friert, ein Zeichen, dass seine Batterieleistung nachlässt, aber er weigert sich, die Batterien auszutauschen. Ein bis zwei Tage meint er, würden ihn die alten noch vor dem Erfrieren bewahren, und bis dahin könnte viel geschehen.
Abends spricht McIntosh allein das Raumfahrergebet. Ich bin zu erschöpft und zu deprimiert, um mit einzustimmen. Bei McIntosh, spüre ich, sind es nicht nur leere Worte.
12. November
Entsetzliche Nacht! Vor Kälte war ich unfähig einzuschlafen. Ich weiß nicht, woher ich die Kräfte nehmen soll, um den begonnenen Tag zu überstehen.
»Nicht aufgeben!« McIntoshs Worte. Ohne ihn wäre ich liegen geblieben. Er besteht auf dem Weitermarschieren. Wir marschieren trotz Staubsturms. McIntosh glaubt die Gegend wieder zu erkennen. Mir ist sie völlig fremd: ein von schüsselförmigen Erhebungen übersätes Terrain. Nie war mir so klar, warum
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