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Weltraumpartisanen 05: Vorstoss Zum Uranus

Weltraumpartisanen 05: Vorstoss Zum Uranus

Titel: Weltraumpartisanen 05: Vorstoss Zum Uranus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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doch da sich damals niemand freiwillig so lange im Raum aufzuhalten pflegte, hat man sie im Allgemeinen auch nicht vermisst, zumal das hervorstechende Charakteristikum dieser Raumkrankheit jenes war, dass bereits wenige Tage Aufenthalt in einer erdähnlichen Umgebung ausreichten, um ihre Einwirkungen auf das Gehirn wieder zu neutralisieren.
    Commander Scott und Captain Gottwald waren außer Stande, Lieutenant Sini zu helfen. Sie registrierten sein unaufhaltsames Anderswerden, das sich teils in Ausbrüchen der Verzweiflung, teils in gewaltsamen Aggressionen kundtat, aber es lag nicht im Bereich ihrer Möglichkeiten etwas dagegen zu unternehmen. Somit war die sich anbahnende Tragödie in keiner Weise aufzuhalten. Und wären Blindheit, Lähmung und Wahnsinn nicht gleichfalls eine Tragödie gewesen?
    McIntosh und Madox waren bereits fünf Tage überfällig, als die Tragödie plötzlich dramatische Formen annahm. Aber bevor dies geschah, schien es, als ließe sich in Lieutenant Sinis Befinden eine merkliche Besserung nachweisen. Den ganzen Vormittag über machte er einen ruhigen und gefassten Eindruck und beteiligte sich sogar an den Gesprächen, die – konnte es anders sein? – das Schicksal des kleinen Funktrupps zum Thema hatten.
    »Ich glaube, Sir«, sagte Captain Gottwald, »dass es allmählich angebracht ist, den Realitäten ins Auge zu sehen. Nach menschlichem Ermessen dürften McIntosh und Madox nicht mehr zu uns zurückkehren.«
    »Man hat schon von den wundersamsten Rettungen gehört, Captain«, warf Lieutenant Sini ein. »Ich weigere mich, Ihren Kleinmut zu teilen.«
    »Ich fürchte, Lieutenant«, bemerkte Commander Scott, »in diesem Fall handelt es sich weniger um Kleinmut als vielmehr um eine nüchterne Beurteilung der Lage. McIntosh und Madox hätten vor fünf Tagen spätestens wieder hier sein müssen. Selbst wenn man ihnen zugesteht, dass sie das Recht der Verspätung auf ihrer Seite haben, so kann diese doch niemals fünf mal vierundzwanzig Stunden betragen. Für eine derart lange Abwesenheit sind sie in keiner Weise ausgerüstet.«
    »Wir können nur hoffen«, sagte Captain Gottwald, »dass sie, bevor sie starben, wenigstens jenen Teil ihrer Mission erfüllt haben, um dessentwillen sie aufgebrochen sind.«
    »Hören Sie auf, Captain!«, sagte Lieutenant Sini aufgebracht. »Ich will so etwas nicht wieder hören!«
    Aber wenn Lieutenant Sini sich auch weigern mochte, die Verhältnisse anzuerkennen, so ließ es sich doch objektiverweise nicht abstreiten, dass sich die Situation innerhalb des auf dem Uranus gestrandeten Schiffes im Verlauf der letzten neunzehn Tage zum Schlimmeren hin entwickelt hatte, und das offenkundigste Signal war das Verlöschen der Lichter.
    Ein weiteres untrügliches Signal war das Absinken der Temperatur. Die Bordheizung hatte ihren Betrieb eingestellt und Commander Scott, Captain Gottwald und Lieutenant Sini waren genötigt gewesen, ihre beheizbaren Anzüge anzulegen. Wenigstens an Batterien herrschte vorerst kein Mangel.
    Viel bedrohlicher war die immer unzureichender werdende Wasser- und Sauerstoffregeneration. Commander Scott hatte es nicht vermeiden können, den täglichen Wasserverbrauch zu rationieren, und er hätte gewiss auch die tägliche Atemluft rationiert, wenn dies nur technisch möglich gewesen wäre. So aber konnte er lediglich den Befehl erteilen, sich möglichst wenig zu bewegen, um den Verbrauch des Sauerstoffes so gering wie möglich zu halten. Für den Fall, dass die Wasser- und Sauerstoffregeneration vollends zusammenbrach, gab es nur noch den Notvorrat im Dingi – genug, um zwei Mann zweiundsiebzig Stunden oder drei Mann achtundvierzig Stunden lang am Leben zu erhalten.
    In diesen neunzehn Tagen hatte Commander Scott viel von seiner früheren Arroganz und Eitelkeit verloren. Die immer schwerer auf seinen Schultern lastende Verantwortung brachte seine wertvolleren menschlichen Eigenschaften hervor und machte ihn nachsichtig gegenüber Lieutenant Sini und dessen Absonderlichkeiten. So begnügte er sich auch diesmal mit einer milden Zurechtweisung: »Sowenig man die Flinte ins Korn werfen soll, Lieutenant, sowenig soll man sich etwas vorgaukeln, was nicht stimmt.«
    Dieses Gespräch an Bord von Delta IX wurde an jenem Tage geführt, an dem es auf dem Uranus das große Beben zu verzeichnen gab, und in gewisser Weise mag man im Falle Domenico Sini in diesem Beben ein auslösendes Moment erkennen.
    Das Beben ereignete sich, wie die Eintragungen im bis zuletzt

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