Weltraumpartisanen 05: Vorstoss Zum Uranus
man von unserem Planeten als von der »Mutter Erde« spricht. Kein anderer kommt ihm gleich. Was gäbe ich dafür, um daheim zu sein! Auf McIntoshs Anraten haben wir eine längere Rast eingelegt. Ich habe die Heizung aufgedreht und zwei Mahlzeiten – in konzentrierter Form – auf einmal geschluckt, so dass ich mich jetzt einigermaßen wohl und gekräftigt fühle. Auch McIntosh macht einen erholten Eindruck. Er scherzt und erzählt von seiner Familie und ich versuche ähnlich gefasst und mutig zu erscheinen. McIntosh lässt keine Rast verstreichen, ohne sein Funkgerät zu betätigen, aber die widrigen Umstände verfolgen uns auch auf dem Rückmarsch. Niemals erhalten wir eine Antwort und die starken kosmischen Störungen lassen es als fraglich erscheinen, dass unsere Meldungen auf der Erde ankommen.
13. November
Dritter Tag des Rückmarsches. Ich fühle mich bereits wieder erschöpft und kraftlos. Ich habe McIntosh angefleht mich liegen zu lassen und seinen Weg ohne mich fortzusetzen, aber er will nichts davon wissen.
Wir haben uns verlaufen und müssen zurück. Vor uns scheint sich ein wahrer Ozean von Mahlstaub zu dehnen. McIntosh ist sicher, dass wir ihn auf dem Höhenzug umgehen können.
McIntosh hat Recht behalten. Wir haben festen Boden unter den Füßen und bewegen uns, den Umständen entsprechend, zügig vorwärts.
Ich bin gestürzt. Mein Anzug ist beschädigt. Zum Glück war McIntosh sofort zur Stelle und vermochte die Rissstelle zu flicken. Da sie sich zwischen meinen Schulterblättern befand, war ich unfähig, mir selbst zu helfen, und wäre ohne sein Eingreifen in dieser grauenvollen Umgebung unweigerlich zu Grunde gegangen. Dieser Vorfall zeigt einmal mehr, wie dünn der Faden ist, an dem unser Leben hängt.
Furchtbare Minuten. Der scheinbar feste Boden bebt und bricht auf. Die ganze Umgebung verwandelt sich in ein Inferno züngelnder Flammen. Danach ist alles wieder wie zuvor.
Herztätigkeit kontrolliert. Zu meiner Verwunderung festgestellt, dass ich noch besser beieinander bin als McIntosh. Die Kälte bringt mich um, aber ich fürchte um die Batterien und wage es nicht, den Anzug besser zu beheizen. Während ich zu den dreieinhalb Monden emporblicke, die gerade sichtbar sind, schlagen meine Zähne wie im Krampf aufeinander.
McIntosh ermittelt unsere Position. Der Rückmarsch gestaltet sich schwierig und zeitraubend. Wir werden einen zusätzlichen Marschtag brauchen, mindestens. Ein elendes Gefühl, ohne Hoffnung zurückzukommen!
13.
Achtundvierzig Stunden lang hatte ich mich nicht dazu entschließen können, Lieutenant Xuma beim VEGA-Center als vermisst zu melden. Aber nachdem die Hermes innerhalb dieser Zeit zwei Doppelspiralen durchflogen hatte, ohne dass auch nur eine Spur des Dingis in Sicht gekommen wäre, musste ich wohl oder übel diesen folgenschweren Schritt unternehmen.
Als ich das Gespräch mit dem VEGA-Chef Harris herstellen ließ, tat ich das in dem bitteren Bewusstsein, dass Lieutenant Xuma gerade noch vierundzwanzig Stunden Frist gesetzt waren – vorausgesetzt, er hatte den G-Schock ebenso gut überlebt wie wir anderen, die wir uns an Bord der Hermes befunden hatten. Alle unsere gemeinsam mit Lieutenant Stroganow unternommenen Versuche, aus einer Rekonstruktion der Kurse, Winkel und Geschwindigkeiten rechnerisch zu ermitteln, wohin es das Dingi verschlagen hatte, waren gescheitert.
Nur zu leicht vergisst man das unvorstellbare Ausmaß des Raumes, wenn man sich an Bord eines zuverlässigen Schiffes, von modernen navigatorischen Systemen geführt, von einem Punkt zum anderen bewegt. Allenfalls vermag einen die Dauer einer solchen Reise etwas von der Grenzenlosigkeit des Alls ahnen lassen, aber die Dauer einer Reise ist und bleibt eine höchst relative Angelegenheit und abhängig von der Geschwindigkeit, mit der man sich fortbewegt: Für die amerikanischen Astronauten des vorigen Jahrhunderts war sogar der Flug zum Mond eine langwierige Angelegenheit. Aber man verspürt die Grenzenlosigkeit sofort, wenn man darin ohne jeden weiteren navigatorischen Anhaltspunkt nach einem verschollenen, verstummten kleinen Flugkörper Ausschau hält.
»Und was schlagen Sie jetzt vor, Commander?«, fragte Harris’ blecherne Stimme im Lautsprecher, nachdem ich VEGA-Center von dem Zwischenfall unterrichtet hatte.
»Mein Vorschlag, Sir, lautet, die Suche fortzusetzen – wenigstens noch einmal für die Dauer von vierundzwanzig Stunden.«
»Die Entscheidung, Commander, liegt bei Ihnen. Sie
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