Weltraumpartisanen 05: Vorstoss Zum Uranus
Worten andeutete, wurde binnen weniger Sekunden zur unbestreitbaren Tatsache. Lieutenant Sini hatte das Dingi bestiegen und war nun im Begriff, sich damit in den Raum hineinzukatapultieren. Hatte er sich überlegt, welches Ende er sich damit bereitete? Nicht einmal dem Schwerefeld des Uranus vermochte er mit dem lächerlichen kleinen Fahrzeug zu entrinnen.
Über den Bordlautsprecher, von Schiff zu Schiff, kam ein letztes Mal seine Stimme: »Es ist zu spät! Sie können mich nicht mehr aufhalten. Ich werde jetzt zur Erde heimkehren und von Ihren Verbrechen berichten!«
Commander Scott hatte bereits die Sprechtaste gedrückt. »Nicht, Lieutenant!«, schrie er. »Sie bringen sich ja um!«
Um das Triebwerk des Dingis zu zünden, bedurfte es einer Katapultleistung von wenigstens 45 Prozent. Aber als nun, von Lieutenant Sini mittels eines Knopfdruckes ausgelöst, das Katapult das Dingi aus dem Leib der Delta IX hinausschleuderte, lag seine Leistung weit unter dem Sicherheitslimit.
Die Katapultanlage enthielt gerade noch hinreichende Energie, um das Dingi zwanzig Meter weit in den Raum hineinzuschleudern, wo es, bevor noch das Triebwerk zu zünden vermochte, die Anziehungskraft des Uranus zu spüren bekam.
Einen Atemzug lang schwebte es fast unbeweglich, dann neigte es sich und stürzte kopfüber in den mit Mahlstaub gefüllten Krater – und dort, wo es aufprallte, züngelten auf einmal lohgelbe Flammen zum Himmel auf: ein gespenstisches Feuerwerk, das sogleich wieder erlosch. Commander Scott und Captain Gottwald hatten Lieutenant Sinis katastrophalen Start vom Cockpitfenster aus verfolgt. Nun trafen sich stumm ihre Blicke.
Die ebene Fläche des unheimlichen Kraters hatte sich wieder zugetan. Glatt, schwarz und scheinbar unberührt zeigte sie sich den Augen.
15.
Ich bin meinem Schicksal dafür dankbar, dass ich mich nie ernsthaft zwischen Commander Scott samt seiner Besatzung und Lieutenant Xuma zu entscheiden brauchte – denn bereits das stundenlange Erwägen einer solchen Entscheidung, die niemand mir abzunehmen vermochte, war qualvoll genug. Die Bedenkzeit, die ich bei dem Kommandanten des Pagoden -Kreuzers hatte erbitten lassen, war kein vorgeschobener Vorwand: Ich benötigte sie in der Tat, um die Situation zu überdenken und zu einem Entschluss zu kommen.
Oft genug heißt es bewundernd von einem der Heroen der Geschichte, er sei ein Mann von blitzschnellen Entschlüssen gewesen; aber wenn man dann den Taten dieses Heroen auf den Grund geht, stellt man zu seiner Verblüffung nur zu oft fest, dass ein Großteil dieser berühmten blitzschnellen Entschlüsse die denkbar ungünstigste Lösung des sich stellenden Problems enthielten. Die namenlosen Opfer solcher Helden der Historie sind nicht zu zählen: die unpopuläre Kehrseite der blitzschnellen Entschlüsse.
Ich brauchte Zeit, um mit mir ins Reine zu kommen – zumal ich weder die Absicht hatte, mich der VOR-Erpressung zu fügen und die Delta-IX -Besatzung, sofern sie noch am Leben war, ihrem unbarmherzigen Schicksal zu überlassen, noch die Schuld an Lieutenant Xumas Ermordung auf mein Gewissen zu laden. Aber sosehr ich auch nach einem Ausweg suchte, nirgendwo bot sich mir einer an: bis auf jenen einen, den ich verschmähte.
Ich lehnte es rundweg ab, die Entscheidung aufs VEGA-Center abzuwälzen, wozu es lediglich eines kurzen Gespräches bedurft hätte. Was immer in Metropolis unter dem Druck der politischen Verhältnisse und militärischen Konstellationen auch beschlossen worden wäre: meine Verantwortung wäre dadurch nicht geringer geworden.
Der Kommandant des VOR-Kreuzers hatte mir zwei Stunden Bedenkzeit zugestanden, und zum Beweis dafür, dass sich Lieutenant Xuma tatsächlich an Bord der Pagode und damit in seiner Gewalt befand, war mir ein kurzes Gespräch mit dem Bordingenieur erlaubt worden.
»Sir!«
»Wie geht es Ihnen, Lieutenant?«
»Eingermaßen, Sir. Ich fürchte aber, man äußert Ihnen gegenüber keine leere Drohung.«
»Seien Sie unbesorgt, Lieutenant! So weit wird es nicht kommen. Wir haben Sie drei Tage lang gesucht. Warum haben Sie sich kein einziges Mal gemeldet?«
»Konnte ich nicht, Sir. Mein Dingi muss wohl, als der Tanz begann, gegen die Hermes geprallt sein. Die Antennenanlage war völlig abrasiert. Sir, man bedeutet mir, ich soll Schluss machen!«
»Kopf hoch, Lieutenant! Wer so viel Glück hat wie Sie, hat auch jetzt nichts zu befürchten.«
Ich gab mich zuversichtlicher und unbekümmerter, als ich in Wirklichkeit war,
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