Weltraumpartisanen 05: Vorstoss Zum Uranus
den Vorgängen auf dem anderen Schiff ungehindert zu folgen. Und auch der Appetit hatte sich wieder eingestellt, was mich veranlasste, bei Dahlsen ein komplettes Menü zu bestellen, was er mir dann auch prompt auf der Brücke servierte. Vor uns lag eine neue G-Zeit, und ich musste, um sie ohne Schaden zu nehmen zu überstehen, wieder zu Kräften kommen. Captain van Kerk wieder in sein Amt als Pilot einzusetzen hätte mir gewiss Erleichterung verschafft, aber aus Gründen der Konsequenz blieb ich bei der einmal getroffenen Entscheidung. In seiner Kabine war er bestens aufgehoben und konnte mir weder mit seinen Eigenmächtigkeiten noch mit seiner weißhäutigen Überheblichkeit Verdruss bereiten.
Lieutenant Stroganow erschien und versah mich mit allen flugtechnischen Informationen. Die Position war nicht einmal ungünstig. Die neue G-Zeit ließ sich bei entsprechender Programmierung so weit ausnutzen, dass sie uns bis in unmittelbare Nähe des Uranus-Schwerfeldes beförderte, so dass die letzte und entscheidende Etappe des Landeanfluges nahezu nahtlos an die G-Zeit anschließen konnte.
Nach Ablauf von knapp zwei Stunden konnte mir der Pagoden -Kommandant melden lassen, dass für sein Schiff keine Gefahr mehr bestand. Meine beiden Ingenieure kehrten auf die Hermes zurück und der Pagoden -Kreuzer nahm langsam Fahrt auf. Sein Morsescheinwerfer blinzelte einen Abschiedsgruß.
16.
Schluss der Aufzeichnungen von Lieutenant (VEGA) Bill Madox, Mitglied der Delta-IX -Expedition unter Commander Ernest D. Scott zum Uranus.
13. November
In der Nacht hat sich ein gewaltiger Staubsturm erhoben, der uns am Ort unserer Übernachtung festhält. Man sieht buchstäblich die Hand vor den Augen nicht. An eine Fortsetzung des Marsches ist nicht zu denken; wir würden sofort in die Irre gehen. McIntosh schätzt, dass uns in der Luftlinie höchstens noch 30 Meilen von Delta IX trennen. Sonderbar, obwohl mich in diesem wracken Schiff auch nur Elend, Dunkelheit und Kälte erwarten, sehne ich mich nach ihm wie nach einem Gelobten Land. Wenn mir schon bestimmt ist, die Erde nicht wieder zu sehen, so will ich wenigstens in der Stunde meines Todes den Beweis dafür in Händen halten, dass es sie überhaupt noch gibt. Delta IX ist ihre in den Raum hineingeschleuderte Botschaft.
Wir marschieren durch farbloses Zwielicht, dicht hintereinander. Die Verständigung von Helm zu Helm ist teils gut, teils miserabel.
Im Gegensatz zu mir ist McIntosh davon überzeugt, dass Hilfe unterwegs sein muss. Er setzt seine ganze Hoffnung auf dieses neue Protonenschiff, das – als wir unsere verhängnisvolle Reise antraten – noch im Bau war. Ich vermag an eine Verwirklichung dieses Epsilon -Projektes nicht so recht zu glauben und fürchte, es wird auch diesmal wieder mit einem fürchterlichen Fiasko enden. Der wievielte Versuch eines Protonenschiffes wäre das? Die Kette der Niederlagen beginnt bereits im vorigen Jahrhundert.
Um wie viel einfacher wäre alles gewesen, wenn wir das Dingi hätten benutzen können. Man bedenke: der Mensch jagt von einem Planeten zum anderen, aber wenn die Technik ihn im Stich lässt, ist er wieder auf seine zwei Beine angewiesen wie die Menschen der Steinzeit! Welch eine Ironie!
Das Unglück verfolgt uns weiterhin. Wir rasteten und nahmen unsere tägliche Mahlzeit ein. Als McIntosh seine Dose wieder verwahren wollte, fiel sie ihm aus der Hand und rollte den Hang hinunter. McIntosh eilte zwar hinter ihr her, aber als er sich nach ihr bückte, stürzte er und die Dose rollte und hüpfte weiter und verschwand schließlich mit einem letzten Satz in einem gerade einen Quadratfuß großen Staubsumpfloch, dem einzigen in der ganzen näheren Umgebung. Das Missgeschick trifft uns hart, denn nun sind wir gezwungen, den Proviant zu rationieren – und das in unserem Zustand der physischen Erschöpfung! Der Umstand, dass wir allen Widrigkeiten zum Trotz noch immer unterwegs sind, ist nicht zuletzt auf unsere gute Ernährung zurückzuführen. Wir schluckten stets das doppelte und manchmal sogar das dreifache Tagesmaß, nachdem ich die kräftigende Wirkung davon erfahren hatte. Es ist zum Verzweifeln.
14. November
Alles in allem sind wir heute nur zwei Meilen weit vorangekommen. Alle unsere Zeitberechnungen sind hinfällig. Ich frage mich, weshalb wir nicht einfach aufgeben.
15. November
Heute oder spätestens morgen hätten wir wieder an Bord sein müssen, aber daraus wird jetzt nichts. Wir sind immer noch rund 25 Meilen von unserem
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