Weltraumpartisanen 05: Vorstoss Zum Uranus
aber wenn ich auch Lieutenant Xuma Trost zuzusprechen vermochte; mir selbst gegenüber versagten alle psychologischen Tricks. Und wie ich das Problem auch drehte und wendete, immer kam ich zu dem gleichen Resultat: Ich verfügte über keinerlei militärische Machtmittel, um der Erpressung, der ich mich ausgesetzt sah, eine andere, massivere Erpressung entgegenzustellen. Wenn ich das mir gestellte Ultimatum missachtete und die Reise zum Uranus fortsetzte, bedeutete das zwangsläufig für Lieutenant Xuma den Tod.
Falls ich mich hingegen den Bedingungen des Ultimatums unterwarf, würde aller Voraussicht nach für Commander Scott und seine Männer jegliche Hilfe zu spät kommen – immer vorausgesetzt, dass der Pagoden -Kommandant in dieser komplizierten Situation zur Hilfeleistung überhaupt bereit war.
Wie immer ich mich auch entscheiden mochte, stets würde ich in dem Bewusstsein weiterleben, das Falsche getan zu haben.
Zwei Stunden Bedenkzeit – das hörte sich nach mehr an, als es war; denn als diese zwei Stunden verstrichen waren, war ich noch immer nicht zu einem Entschluss gekommen. Ich gestehe es offen ein: Diesmal war ich absolut unschlüssig.
Wie gesagt, ich bin meinem Schicksal dankbar dafür, dass es mir die Bitterkeit einer unwiderruflichen Entscheidung dann doch noch ersparte.
Der einzige Entschluss, den ich nach Ablauf der mir gesetzten Frist gefasst hatte, war der, den Pagoden -Kommandanten um eine Verlängerung der Bedenkzeit zu bitten.
»Brücke an FK: Ich benötige noch einmal eine Sprechverbindung mit diesem –«
»Augenblick, Sir!«, unterbrach mich Lieutenant Mercier ebenso höflich wie bestimmt. »Da kommt gerade was durch.«
»Brücke an FK!«, wiederholte ich ungehalten. »Mein Gespräch hat Vorrang. Unterbrechen Sie alle anderen Verbindungen und holen Sie mir diesen verdammten Pagoden -Kreuzer ran!«
»Augenblick, Sir!«, wiederholte Lieutenant Merciers Stimme im Bordlautsprecher. »Da muss etwas passiert sein. Ich glaube, Sir, dieser Pagoden -Funker setzt gerade einen Hilferuf ab … Tatsächlich, Sir!« Lieutenant Merciers Stimme verlor ihre reservierte Sachlichkeit. »Er ruft SOS! Er fragt, ob wir ihm helfen können.«
Der bittere Kelch ging an mir vorüber. Der Himmel selbst war mir zur Hilfe gekommen.
»Wiederholen Sie das, Lieutenant!«
»Die Pagode ist in Schwierigkeiten. Der Funker sagt, sie werden das Schiff kaum lange halten können. Der Kommandant erbittet unsere Hilfe.«
Das Abbremsmanöver zwang uns vorübergehend wieder in die Hydrokammer, wozu ich Captain van Kerk aus seinem Kabinenarrest entließ.
Lieutenant Stroganow hatte die erforderlichen Manöver genau programmiert: Als die Pagode in den Messbereich unseres Radars geriet, war die Hermes bereits ein langsam dahingleitendes Schiff, das sich gehorsam den Befehlen der Handsteuerung unterwarf. Ich hatte den Kommandantensessel gegen den des Piloten eingetauscht und manövrierte das Schiff nun vorsichtig und behutsam an den Havaristen heran – immer in dem beklemmenden Bewusstsein, dass er sich im Handumdrehen in ein Kaltes Feuer speiendes Ungeheuer verwandeln konnte, dem ich außer der überlegenen Geschwindigkeit meines Schiffes nichts entgegenzusetzen hatte. Aber nichts dergleichen geschah, nicht einmal, nachdem ich die Hermes , von achtern auflaufend, so weit an den VOR-Kreuzer herangeschoben hatte, dass man ihn mit bloßem Auge betrachten konnte.
Die Pagode trieb mit gestopptem Triebwerk in einer unsichtbaren Strömung, während eine Gestalt im Raumanzug auf ihr herumturnte und, wie es den Anschein erweckte, etwas zu reparieren trachtete. Auf dem gelben Rumpf leuchtete flammend rot das Emblem der Vereinigten Orientalischen Republiken: zwei gekreuzte Mongolenschwerter.
»Brücke an FK: Ein Gespräch mit Lieutenant Xuma! Und sagen Sie Ihrem VOR-Kollegen, dass ich auf diesem Gespräch bestehe! Oder – so können Sie hinzufügen – ich drehe auf der Stelle ab!«
»Aye, aye, Sir. Ich werde es ausrichten.«
Obwohl ich zu diesem Zeitpunkt schon mehr oder weniger davon überzeugt war, dass die Raumnot des VOR-Kreuzers nicht nur vorgetäuscht war, zögerte ich mit dem Längsseitsgehen.
»FK an Brücke: Lieutenant Xuma ist jetzt dran, Sir.«
»Danke, FK. Stellen Sie durch!«
Die Rollen waren vertauscht. Diesmal hatte ich ein Ultimatum gestellt und der Pagoden -Kommandant hatte sich zähneknirschend meiner Forderung gebeugt: Lieutenant Xumas Stimme erklang.
»Sir!«
»Bevor ich längsseits gehe,
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