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Weltraumpartisanen 06: Die Vollstrecker

Weltraumpartisanen 06: Die Vollstrecker

Titel: Weltraumpartisanen 06: Die Vollstrecker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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man wenigstens wüsste, was sie vorhaben! Man entführt schließlich kein Schiff, nur um damit im Raum spazieren zu fahren.« Harris’ Blick wurde fragend. »War noch etwas, Commander?«
    »Ja, Sir«, sagte ich. »Noch eine Frage hinsichtlich dieses Verfahrens.«
    »Ja?«
    »Ich hätte gern gewußt, mit wem ich’s da zu tun haben werde... ich meine, wer Monniers Verteidigung übernimmt. Man muss sich ja schließlich vorbereiten, auch psychologisch.«
    Wieder glaubte ich ein Lächeln in Harris’ Augen zu entdek-ken.
    »Monniers Verteidiger«, antwortete er, »haben Sie soeben kennengelernt.«

6.
    In den folgenden Tagen arbeitete ich wie ein Besessener, studierte Akten, prüfte Protokolle, hörte die Tonbänder ab, auf denen die Sicherheitsbehörde Monniers erste Aussage festgehalten hatte, und dabei ging eine Wandlung mit mir vor. Immer weniger vermochte ich daran zu glauben, dass Monniers Darstellung der Ereignisse der Wahrheit entsprach.
    Ruth O’Hara entging diese Wandlung nicht - vielleicht, weil ich ihr jedes Mal auswich, wenn sie auf den bevorstehenden Prozess zu sprechen kam. Sie hielt große Stücke auf Monnier und nichts, was gegen ihn angeführt wurde, konnte ihr Vertrauen in seine Anständigkeit erschüttern.
    »Mark, wie konntest du nur dieses Amt übernehmen!«, sagte sie vorwurfsvoll. »Statt ihn zu verteidigen, klagst du ihn an.«
    »Jemand muss es doch tun«, widersprach ich. »Außerdem, was heißt das schon: Ich klage an? Ich zitiere lediglich die entsprechenden Tatsachen. Es ist nicht meine Schuld, dass sie allesamt gegen ihn sprechen.«
    »Eine sonderbare Logik!«, begehrte Ruth auf. »Das Einzige, was du ihm wirklich vorwerfen kannst, ist der Umstand, dass er noch am Leben ist. Mit dieser Logik lässt sich die ganze heutige Menschheit anklagen. Ich verstehe nicht, was man mit diesem Verfahren überhaupt bezweckt.«
    Ich stand am Fenster und 130 Stockwerke unter mir dehnte sich einer der schönsten Plätze der Welt mit seinen Brunnen, Fontänen und Grünanlagen: der Platz der Republik, der seit einiger Zeit »Platz Antoine Ibaka« hieß: zur Erinnerung an den hohen Preis, den die Bürger der EAAU für die Wiedergewinnung von Freiheit und Rechtsstaatlichkeit hatten entrichten müssen. Antoine Ibaka war mein Bordkamerad und Freund gewesen; auch er zählte zu den Gefallenen des großen Freiheitskampfes. Aber auch Robert Monnier hatte damals zur Besatzung gehört.
    »Ruth«, versuchte ich meinen Standpunkt zu umreißen, »niemand von uns, ich am allerwenigsten, hegt persönlichen Groll gegen ihn. Der Prozess dient einzig und allein der Wahrheitsfindung. Sollte es sich in seinem Verlauf herausstellen, dass Monnier unschuldig ist - nun, dann wird niemand froher sein als ich.«
    Ruth begehrte auf. Sie tat es nur selten mir gegenüber; unsere Ansichten gingen sonst so gut wie nie auseinander.
    »Ich kann dir heute schon sagen, dass er unschuldig ist! Und wenn VEGA und die Sicherheitsbehörde und alle diese Instanzen das nicht einsehen wollen, dann können sie mir Leid tun.«
    »Alle diese Instanzen«, hielt ich ihr vor, »tun nichts als ihre Pflicht. Wenn ein Commander sein Schiff verliert - egal wie, egal wo -, muss das vor Gericht überprüft werden. So will es nun einmal das Gesetz. Wir können es nicht übergehen, nur um Monnier einen Gefallen zu erweisen.«
    Ruth schüttelte den Kopf. Ich konnte mich nicht entsinnen, sie je in einer solch aufsässigen Stimmung erlebt zu haben. »Wenn es das Gesetz wirklich will«, stellte sie fest, »dann ist mit ihm was nicht in Ordnung!«
    Ich dachte an jenen Tag, an dem Antoine Ibaka sein Leben gelassen hatte, um das gestürzte Gesetz wieder aufzurichten. Gewiss, Gesetze waren nicht immer bequem, aber ohne sie konnte es weder Ordnung noch Gerechtigkeit geben. Hatten die Erfahrungen der jüngsten Zeit das nicht zur Genüge bewiesen? Das Gesetz war und blieb das einzige Bollwerk gegen die Willkür.
    »Das Gesetz«, sagte ich, »ist schon in Ordnung. Frag Mon-nier! Er selbst wird es dir bestätigen.«
    Mit dieser Bemerkung brachte ich Ruth nur noch mehr gegen mich auf.
    »Man lässt mich ja nicht mit ihm reden! Ich hätte das schon längst getan - und sei es nur, um ihn um Entschuldigung zu bitten für dein unglaubliches Verhalten. Aber ich werde es ihm ausrichten lassen - durch Iris.«
    Ich tat, als hätte ich die Herausforderung nicht gehört. In einer Beziehung hatte Ruth völlig Recht: Iris war zu bedauern. Andererseits war sie stark und zäh.
    Der Tag

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