Weltraumpartisanen 06: Die Vollstrecker
Einiges deutet darauf hin, dass der... Unfall provoziert worden ist. Der Captain befindet sich bereits in der Klinik. Es scheint, dass er eine Überlebenschance hat.«
Das kurze Zögern verriet mir, dass Nekrassow mehr wusste, als er zugab.
An dieser Stelle unterbreche ich meinen persönlichen Erlebnisbericht und schiebe Captain van Kerks Aussage ein. Noch auf dem Krankenlager gab er zu Protokoll:
»Um 10.11 Uhr Metropolis-Zeit erhielt ich einen Anruf von Commander Brandis. Ein Fall von Code 100 lag vor. Ich wurde aufgefordert, mich unverzüglich im Haus des Rechts einzufinden und dort meine Entscheidung mitzuteilen.
Um 10.15 Uhr bestieg ich meinen auf der Dachterrasse abgestellten Helikopter. Obwohl mir, da es sich um ein Dienstfahrzeug handelt, ein Pilot zusteht, pilotiere ich das Fahrzeug meist selbst, so auch an diesem Tag.
Als ich mich über den Wasserspielen befand, entdeckte ich, dass ich von vier anderen Helikoptern in die Mitte genommen worden war - und zwar derart, dass sich je einer unter, über mir sowie rechts und links befand. Die Kennzeichen waren unkenntlich.
Da ich befürchten musste, dass es zu einer Kollision kommen könnte, rief ich die genannten Fahrzeuge an und forderte sie auf, mir die Passage freizugeben. Ich erhielt keine Antwort. Die Helikopter rückten noch näher heran, so dass an der Absichtlichkeit ihres Manövers nicht mehr gezweifelt werden konnte.
Sekunden später setzte schlagartig mein Antriebsaggregat aus. Ob darauf geschossen worden ist - mittels Laser oder mittels Ultraschall -, vermag ich nicht zu sagen. Bis zuletzt habe ich nichts unversucht gelassen, den Antrieb neu zu zünden, aber vergeblich.
Ich schlug auf die Wasseroberfläche auf, und zwar in einem sehr steilen Winkel. Nur deshalb überlebte ich. Obwohl ich beim Aufprall verletzt worden war, konnte ich noch die Kabine absprengen und mit ihr auftauchen. Das dabei automatisch ausgelöste Notsignal rief eine fliegende Ambulanz herbei, die mich dann ins Krankenhaus schaffte.«
Als ein weiteres Indiz dafür, dass Captain van Kerks Unfall absichtlich herbeigeführt worden ist, füge ich das ballistische Gutachten der Sicherheitsbehörde bei:
»Nach Bergung des auf dem Seegrund liegenden Helikopters konnte als Ursache des Absturzes ermittelt werden:
1. Starke Laser-Einwirkung am Leitwerk.
2. Außerordentlich starke Laser-Einwirkung am Triebwerk:
Verbrennungen und Verschmelzungen. Sieben der insgesamt zehn rotierenden Düsen sind nur noch unförmige Klumpen.
3. Geringfügige Laser-Einwirkung am Kabinendach. Hier scheint die verwendete Waffe infolge eines technischen Defekts nicht recht zum Tragen gekommen zu sein.«
Ergänzend sei nur noch gesagt, dass die Schuldigen an diesem Attentat niemals ermittelt worden sind. Es besteht jedoch kein Zweifel daran, dass man sie in den Kreisen der Vollstrek-ker zu suchen hat.
Damals, im Haus des Rechts, waren mir diese Einzelheiten freilich noch nicht bekannt. Ich wusste lediglich, dass ich soeben meinen Piloten verloren hatte, den besten, den ich haben konnte.
»Und was jetzt, Sir?«
Der Minister schwieg. Statt seiner sagte Harris:
»Sie werden einen anderen Piloten brauchen, Brandis. Ich will Ihnen da keinerlei Vorschriften machen. Nennen Sie einen Namen und ich werde prüfen, ob der Mann verfügbar ist.«
»Sie können natürlich auch einen Piloten von der Strategischen Raumflotte haben«, warf Minister Nekrassow ein. »Allerdings, Ihre
Hermes
wäre für ihn ein unvertrautes Schiff.«
Ich weiß nicht, wie ich darauf kam; vielleicht entsann ich mich der alten Zeiten, in denen wir Seite an Seite gegen den Usurpator aus Texas, General Gordon B. Smith, und seine Tödliche Garde gekämpft hatten, an das bedingungslose Vertrauen, das wir in jenen harten, gefahrvollen Tagen füreinander bewiesen hatten; wie dem auch sei, ein Name drängte sich mir auf die Lippen und ich sprach ihn aus:
»Sir, wenn ich auf Captain van Kerk verzichten muss, dann gibt es nur noch einen Mann, der ihn ersetzen kann: Commander Robert Monnier.«
Harris’ Gesicht verhärtete sich. Er blickte hinüber zu Nekrassow, und als dieser langsam den Kopf schüttelte, sagte er:
»Tut mir Leid, Brandis. Commander Monnier steht unter Ar-rest. Der Prozess ist noch nicht abgeschlossen. Sie verlangen Unmögliches.«
Verlangte ich das wirklich? War denn nicht auch das, was von mir erwartet wurde, unmöglich? Ich hatte mich für Mon-nier entschieden.
»Wir wollen nicht miteinander feilschen, Sir.
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