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Weltraumpartisanen 06: Die Vollstrecker

Weltraumpartisanen 06: Die Vollstrecker

Titel: Weltraumpartisanen 06: Die Vollstrecker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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Ich stehe zu meinem Wort - vorausgesetzt, dass Sie das Ihre halten. Ich durfte wählen, ich habe gewählt. Ich starte, sobald Commander Monnier auf dem Pilotensitz der
Hermes
sitzt. Das ist meine Bedingung, die einzige.«
    Nekrassows Gesicht drückte Verärgerung aus.
    »Junger Mann«, sagte er, »Sie übersehen, dass es Gesetze gibt, die uns die Hände binden.«
    Harris hüstelte. Aus alten Tagen kannte ich das Signal. Widerstrebend, aber treu sprang er mir bei.
    »Augenblick, Sir«, warf er ein. »Da gibt es einen gewissen Paragraphen, der uns befugt, Commander Monnier unter bestimmten Voraussetzungen bis zur Wiederaufnahme seines Verfahrens auf freien Fuß zu setzen.«
    »Der Paragraph sieht einen Bürgen vor«, widersprach der Minister. Er schien zu schwanken. »Gewiss, Monnier wäre ein guter Mann für dieses Unternehmen.
RS 781
ist sein Schiff. Besser als jeder andere kennt er seine schwachen Stellen. Trotzdem -«
    »Ich, Sir«, sagte Harris, »übernehme die Bürgschaft und damit die volle Verantwortung.«
    »Ach, verflixt!«, sagte Nekrassow, der Minister. »Sie haben ja recht, Sie haben hundertprozentig recht. Es steht genug auf dem Spiel. Mag Brandis seinen Willen haben - wenn ihm nur Erfolg beschieden ist!«
    Zum ersten Mal an diesem Tag atmete ich auf.

9.
    Schon ein gewöhnlicher Aufbruch zu den Sternen bedeutet jedes Mal wieder Faszination und Beklemmung. Hinter der Routine der Vorbereitungen verbirgt sich die Nervosität - und sie verlässt dich erst wieder, wenn du eins geworden bist mit deinem Schiff. Hunderte von Malen mag man gestartet und gelandet sein, und doch ist es jedes Mal wie bei jenem ersten Mal. Schwankend zwischen der Sehnsucht nach der großen Einfachheit, deren kalter, majestätischer Glanz durch die Nächte zieht, und der tief verwurzelten Liebe zur Erde, diesem Planeten, der seinesgleichen nicht hat, verrichtet man die letzten entscheidenden Handgriffe. Routine kommt einem zu Hilfe; nicht umsonst hat man jeden Handgriff immer wieder geübt und geübt, bis man ihn zu beherrschen lernt mit schlafwandlerischer Sicherheit. Ohne sie wäre man verloren.
    Wie aber erst ist dir zu Mute, wenn du aufbrichst zu einem astralen Gefecht! Du nimmst Abschied von der Erde und ihren Menschen und tust, als wäre dies ein Flug wie jeder andere, doch die ganze Zeit über weißt du, dass der Abschied sehr wohl ein dauernder sein kann. Du gibst dir alle Mühe, nicht an die Gefahren zu denken, die auf dich warten, aber ganz kannst du es nicht verhindern, dass sie deine Gedanken beschäftigen. Du spürst die Blicke deiner Mannschaft, die auf dich gerichtet sind -auf dich, den Commander, dessen Können und Versagen jeder Mann an Bord unterworfen ist -, und täuschst Ruhe und Kaltblütigkeit vor, während du die Checkliste durchgehst und im Anschluss daran die verschiedenen Waffensysteme kontrollierst. Du bist, wie deine Männer dich haben wollen. Was du denkst und empfindest, geht sie nichts an.
    Robert Monnier - seit einem knappen Jahr Commander, jetzt, für die Dauer dieses einen Fluges, nur noch Captain - traf ein. Ein Transporter brachte ihn bis unmittelbar vor den Einstieg.
    Was alles hatte ich von diesem Wiedersehen erwartet! Ver-
    gessen waren für mich der Prozess und meine undankbare Rolle als Ankläger, unwichtig auf einmal alles, was man Monnier vorwarf.
    Als er das Cockpit betrat, mit immer noch blassem, erschöpftem Gesicht, hielt ich ihm die Hand hin.
    »Rob, es freut mich -«
    Erst viel später, als ich Gelgenheit fand, über alles nachzudenken, ging es mir auf, dass ich zu viel vorausgesetzt hatte. Ich hatte ihn in aller Öffentlichkeit in die Enge getrieben, wobei nicht einmal Iris verschont geblieben war, ich hatte seinen Mut und seine Lauterkeit angezweifelt. Er konnte nicht ahnen, was mich dazu bewogen hatte; dass wir beide, John Harris und ich, das Gleiche wollten: den Verdacht von ihm nehmen, seine Ehre retten; das gleiche Ziel mit verteilten Rollen angehend. Und ich, an mein Wort gebunden, durfte ihm nichts davon sagen.
    An seiner Stelle - denke ich heute - hätte ich mich auch geweigert, jene Hand zu ergreifen, die noch Stunden zuvor anklagend auf mich gerichtet gewesen war.
    Captain Monnier legte die Hand an die Mütze.
    »Sir, ich melde mich an Bord.«
    Es hätte mich fast getröstet, wenn ich in seiner Stimme das Vibrieren von Feindseligkeit erkannt hätte. Aber sie war völlig ruhig und kalt. Er hasste mich nicht. Er verachtete mich.
    Vorerst blieb mir nichts anderes übrig, als

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