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Weltraumpartisanen 06: Die Vollstrecker

Weltraumpartisanen 06: Die Vollstrecker

Titel: Weltraumpartisanen 06: Die Vollstrecker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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Auskunft geben:
    »Der zweite Angriff wurde auf meine Anordnung hin von
    Captain Monnier im freien Manöver geführt: Eine Maßnahme, die infolge des erwähnten technischen Defekts höchstes fliegerisches Können verlangte.
    Die erste Phase des Angriffs bestand im Überrunden von
RS 781
und war um 19.11 Uhr abgeschlossen.
    Die Abwehrmanöver des Schweren Kreuzers, die sich auf dem Radar ablesen ließen, verdeutlichten, dass ihm auch unsere zweite Annäherung nicht entgangen war.
    Captain Monnier zog deshalb noch einmal hoch in die Sonne, wodurch das Feindradar vorübergehend geblendet wurde, und setzte schließlich aus dieser Position im Winkel Null zum eigentlichen Angriff an.«
    Diesmal war alles anders. Ruhig, gleichmäßig, bar jeder Erschütterung zog die
Hermes
der verhängnisvollen Begegnung unter den Sternen entgegen. Den Menschen, die sie umschloss, war wieder menschlicher Wert zugemessen. Sie und keine seelenlose Automatik entschieden über Gelingen oder Misslingen des Unternehmens.
    Sogar ein winziges Moment der Überraschung war diesmal auf unserer Seite, denn als man an Bord von
RS 781
bemerkte, dass sich die
Hermes
auf Kollisionskurs befand, war es zum Ausweichen bereits zu spät. Es mochte freilich auch sein, dass sich die Vollstrecker in dem gepanzerten Gehäuse ganz sicher fühlten. Und hatten sie nicht alle Trümpfe in ihrer Hand?
    Einmal noch mag ein Auszug aus dem Gefechtsprotokoll für mich sprechen:
    »In dieser zweiten Angriffsphase verwirrte mich vorübergehend der Umstand, dass der Gegner keinerlei Anstalten traf, sich in eine für ihn günstigere, für uns ungünstigere Position zu manövrieren. Er behielt seinen Kurs bei und kam direkt auf uns zu.
    Da ich beim ersten Angriff beide Waffensysteme halbwegs entladen hatte, sah ich mich gezwungen, das Feuer zurückzuhalten.
    Weshalb man an Bord von
RS 781
diesen Augenblick nicht nutzte, um
Hermes
mittels der mitgeführten KL-Geschosse zu vernichten, entzieht sich meiner Beurteilung. Nicht auszuschließen ist der Umstand, dass man die verbliebenen Geschosse für
Jade
aufsparen wollte.
    Captain Monnier hielt konsequent an seiner Taktik fest und führte keinerlei Kurskorrekturen mehr durch.«
    Auch dieser letzte Umstand enthält eine Frage, auf die ich keine Antwort zu geben vermag.
    Entweder hatte Captain Monnier in dieser zweiten Angriffsphase mehr als jeder andere an Bord mit seinem Leben abgeschlossen, so dass es ihm völlig gleichgültig war, um welchen Preis er die Vernichtung des Schweren Kreuzers herbeiführte, oder aber er war die personifizierte Kaltblütigkeit.
    Da ich selbst lange genug als Pilot geflogen bin, hat diese Frage nie aufgehört, meine Gedanken zu beschäftigen. Immer wieder habe ich mich in meinen Überlegungen an seine Stelle versetzt: Herr über ein mit acht Menschen besetztes Schiff, das mit unvorstellbarer Geschwindigkeit auf einen Punkt im Raum zuraste, an dem es, wenn kein Wunder zu Hilfe kam, unweigerlich zerschellen musste. Dieser bevorstehenden Kollision nicht auszuweichen, bedeutete, jedem menschlichen Instinkt zuwiderzuhandeln.
    Ich erinnere mich an mein Entsetzen, als ich den beiden Waffensystemen das Feuer freigab und jener glühende Punkt im All mit tödlicher Beharrlichkeit fortfuhr, direkt auf mich zuzuhalten. Noch mochte ein rasches Manöver unsererseits den Zusammenstoß vereiteln - doch jeder diesbezügliche Befehl wäre zu spät gekommen und die
Hermes
flog zielstrebig weiter.
    Ob ich selbst dieser an Sturheit grenzenden Konsequenz fähig gewesen wäre, auch das vermag ich nicht zu entscheiden.
    Als das Gefecht später diskutiert wurde, hielt man mir auf meinen Zweifel vor, ich selbst hätte, als ich Captain Monnier die Angriffstaktik vorschrieb, größte Kaltblütigkeit an den Tag gelegt; er hätte dann nur einen erhaltenen Befehl ausgeführt.
    Das mag zutreffen, aber unbestreitbar ist es oft leichter, Befehle zu erteilen, als ihnen bedingungslos zu gehorchen.
    Ich hebe diesen Punkt so hervor, weil mit ihm ein Licht auf jene Persönlichkeit fällt, die sich hinter der Bezeichnung Captain Robert Monnier verbarg.
    Das Feuer war freigegeben, auf beiden Seiten. Diesmal jedoch waren meine Wahrnehmungen ganz anderer Natur als bei jener ersten Begegnung.
    Das Inferno wiederholte sich zwar; ich hörte das Prasseln der auftreffenden Strahlen, spürte die Hitze, die jäh und brutal über mich herfiel, roch den stinkenden Rauch, mit dem sich die Räume des Schiffes zu füllen begannen - aber all das beeindruckte

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