Weltraumpartisanen 11: Operation Sonnenfracht
stattgefundenen Umrüstung auf Fernsteuerung. Die Einstiegs-schleuse war zugeschweißt und enthielt nunmehr einen angeblockten Rohransatz. Der Pilot hatte, als er das Schiff verließ, das Luk unterhalb des Cockpits geöffnet. Die Strickleiter, an der er sich zur Erde hinabgehangelt hatte, war auf alle Fälle hängengeblieben. Es handelte sich dabei um eine zusätzliche Sicherheitsmaßnahme.
Ein überstarker Lautsprecher trat in Aktion. „Achtung, Verladerampe! In drei Minuten beginnt das Betanken. Es ist jetzt drei Uhr dreißig. Bitte, räumen Sie das Gelände!"
Unterhalb des Landepunktes des Helikopters war ein betonierter Beobachtungsstand für das Personal der VEGA installiert.
Wir traten ein, schlossen das Schott, und ich trat hinter das Periskop.
Auf die Sekunde genau um 03.33 Uhr flammte am Gerüst der Kopplungsautomatik ein rotes Licht auf, und der Fahrstuhl mit dem Verbindungsstück setzte sich abwärts in Bewegung, tiefer und immer tiefer, bis Pipeline und Schiff miteinander verbunden waren. Das rote Licht begann zu flackern, woraus hervorging, daß die Ventile geöffnet wurden.
Die Teufelsbrühe war am Fließen. Ein Zählwerk übertrug die durchlaufenden Mengen an alle angeschlossenen Stationen.
Das Bild, das sich mir bot, war völlig undramatisch. Ein für den Weltraum bestimmtes Schiff wurde mit flüssiger Fracht betankt: die langweiligste, gewöhnlichste Sache von der Welt.
Nur weil sich dieses friedliche Bild mit meinem eigenen Wissen um die Gefährlichkeit der flüssigen Fracht verband, verspürte ich so etwas wie einen kalten
Hauch. Ich trat zurück, um auch Captain Romen und Lieutenant Xuma Gelegenheit zu geben, einen Blick durch das Periskop zu werfen.
Nachdem ich die Sprechtaste gedrückt hatte, war die Verbindung zum Kommandostand hergestellt. „Commander Brandis hier. Meinen Glückwunsch, Colonel. Bis jetzt klappt ja alles wie am Schnürchen."
Colonel Chemnitzers Stimme klang frostig. „Bis jetzt ist es ja auch noch unser Bier. Ihr Beitrag steht einstweilen noch aus."
Chemnitzer war auf meinen angedeuteten Vorschlag zur Versöhnung nicht eingegangen: ein schwieriger Mensch. Ich nahm mir vor, bei nächster Gelegenheit mit Harris darüber zu reden. Nichts konnte dem Projekt abträglicher sein als dieses gestörte Verhältnis zwischen Armee und VEGA. Immerhin arbeiteten beide Hand in Hand. Ein Blick auf die Kontrolluhr ließ mich wissen, daß die Najade in wenigen Augenblicken zur Hälfte betankt sein würde.
Es war an der Zeit, in das Camp zurückzukehren. Bevor wir den Unterstand verließen, schlossen wir die Visiere. Die gefilterte Luft schmeckte bitter und trok-ken.
Der Helikopter brachte uns im Handumdrehen hinab in die Talmulde.
In der Zentrale entledigte ich mich des störenden Schutzanzuges. Darunter war ich naß vor Schweiß. Auf einem der Monitoren erkannte ich die Najade. Das Zählwerk war eingeblendet. Die Zahlen huschten fast schneller, als das Auge sie zu entziffern vermochte.
21-00
22-00
23-00
23-70
Auf dem Gerüst erlosch das rote Flackerlicht. Lieutenant Torrente wandte den Kopf. „Meldung an Flugleiter. Die Nummer Eins ist jetzt aufgetankt, Sir."
„Danke, Lieutenant." Captain Romen straffte sich. Er warf mir einen letzten beschwörenden Blick zu, hob flüchtig die rechte Hand mit den zu einem V abgespreizten Fingern und schwang sich auf den Kommandosessel hinter dem Pult. „Ich übernehme."
„Flugleiter übernimmt. Aye, aye, Sir." In jenem Augenblick, als auf dem Gerüst das rote Flackerlicht erlosch, hatte sich dort der Fahrstuhl mit dem Verbindungsstück aufwärts in Bewegung gesetzt. Zwei Sekunden später zeigte ein grünes Licht an, daß sämtliche Ventile verriegelt waren. Auf dem Kommandopult, im Blickfeld von Captain Romen, lief die Uhr an.
Captain Romen rief die Stationen. „Bitte die Klarschiffmeldungen!"
Einige Sekunden vergingen, dann meldete sich die Stimme von Lieutenant Xuma: „Technik für Zentrale: Alle Kontakte auf plus."
„Danke, Technik."
Aus dem Lautsprecher dröhnte nun Lieutenant Stroganows mächtiger Baß:
„Navigation für Zentrale: Kurs programmiert. Keine Beanstandungen."
„Danke, Navigation."
Die dritte und letzte Station meldete sich mit der Stimme von Lieutenant Simopulos: „Radar für Zentrale: Alles klar für Verfolgung."
„Danke, Radar."
Captain Romen fuhr sich mit dem Ärmel über die schweißnasse Stirn.
Die Najade war klar zum Abheben. In 271 Tagen würde sie, falls der Start gelang, in das Schwerefeld
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