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Weltraumpartisanen 11: Operation Sonnenfracht

Titel: Weltraumpartisanen 11: Operation Sonnenfracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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Im Gegenteil: nun mußte ich ihn einsetzen, eiskalt und berechnend. Colonel Chemnitzer hatte die
    Lacher auf seiner Seite; die Pioniere, die unseren Wortwechsel hören konnten, feixten. Falls ich es zuließ, daß er sich durchsetzte, war es mit meiner Autorität dahin. Und da ihm mit Worten ganz offensichtlich nicht beizukommen war, griff ich zu Aktionen. Sie trafen ihn wie ein Blitz aus heiterem Himmel.
    Aktion Nummer Eins: Ich schlug Colonel Chemnitzer mit der rechten Hand in das ungeschützte Gesicht. „Das, Colonel", sagte ich, „ist für den Nigger!"
    Colonel Chemnitzer riß empört den Mund auf.
    Aktion Nummer Zwei: Ich schlug Colonel Chemnitzer mit der linken Hand in das ungeschützte Gesicht. „Und das, Colonel", sagte ich, „ist für den stinkenden Zigeuner! Sie erinnern sich?"
    Colonel Chemnitzer war überrumpelt. Er wankte vor mir her. Seine Lippen zitterten. Auf seinen Wangen bildeten sich rote Flecken. Nun, da ich so weit gegangen war, durfte ich ihn nicht zur Besinnung kommen lassen. Seine Pioniere, die mit gefällter Waffe daneben standen, waren verunsichert. Sie alle hatten eine gewisse Vorstellung davon, was ein Hoher Kommissar darstellte, aber ein Befehl ihres Kommandeurs mochte sich als wirksamer erweisen als ihre Hemmungen. Das von mir begonnene Werk der Demütigung mußte konsequent zu Ende geführt werden.
    Aktion Nummer Drei: Diesmal hielt ich den Schlag zurück. Colonel Chemnitzer sollte noch bei Bewußtsein erfahren, weshalb er ihn einsteckte.
    „Und das, Fritz", sagte ich mit Nachdruck, „ist für Ihre fürsorgliche Silvesterfeier mit Ruth O'Hara!"
    Meine Faust traf Colonel Chemnitzer unters Kinn, hart und unbarmherzig, und beförderte ihn dorthin, wohin er gehörte: in den Staub. Er fiel zu Boden wie ein gefällter Baum.
    Schlimm, daß es so weit hatte kommen müssen. Warum geriet unter Menschen immer wieder Gewalt ins Spiel? Den Anblick auszukosten blieb mir keine Zeit. Noch war die Meuterei nicht im Keim erstickt. Ich griff zum Mikrofon, und der Lautsprecher des Transporters übertrug meine Stimme:
    „Pioniere, hier spricht der Hohe Kommissar. Colonel Chemnitzer steht wegen Befehlsverweigerung unter Arrest. In Metropolis wird sich das Kriegsgericht mit ihm beschäftigen. Bis dahin führt Major Pecheral das Kommando."
    Ich hatte alles auf eine Karte gesetzt, im Vertrauen darauf, daß Major Pecheral sich einsichtiger zeigen würde. Und so war es auch.
    Major Pecheral nickte. „Ihre Befehle, Sir!"
    Als zwanzig Minuten später die sieben Sprinter abhoben, hatte sich die Zahl der aus Nairobi zu evakuierenden Menschen um siebenhundertvierunddreißig verringert: Frauen und Kinder. Lieutenant Xuma verzog die Lippen, als er, von der Sonne geblendet, den entschwindenden Sprintern nachblickte.
    „Colonel Chemnitzer", sagte er, „wird sich wundern, Sir, wenn er wieder zu sich kommt." Zu diesem Zeitpunkt war ich bereits entschlossen, das Kriegsgericht in Metropolis nicht anzurufen. Colonel Chemnitzer war bestraft genug.
    „So", meinte ich, während sich meine Gedanken bereits wieder mit dem Problem der Evakuierung beschäftigten, „wieso das? Wohin hat man ihn überhaupt gesperrt?"
    Lieutenant Xuma zeigte mir genußvoll grinsend die weißen Zähne. „Ins Scheißhaus, Sir."
    Drei Stunden später, kurz vor Sonnenuntergang. Langsam arbeitete sich der Transporter durch die Menge, die die Pisten bevölkerte. Gesichter, Gesichter, Gesichter... häßliche und schöne, alte und junge ... mit dem stumpfen Ausdruck völliger Resignation. Und immer wieder - die Gesichter von Kindern. Alles zusammen: ein Bild des Schreckens, eine apokalyptische Vision. Menschen, die alles hinter sich zurückgelassen hatten, Menschen auf der Flucht. Vor ihnen -: eine ungewisse Zukunft; hinter ihnen -: der sichere Tod. Und nicht einmal hier, wo sie sich Rettung versprachen, war ihnen Sicherheit beschieden. Ein einziger Fallout - und von allen diesen Menschen würde nicht ein einziger davonkommen. Der Wind, der bisher aus Osten wehte, brauchte lediglich umzuspringen. Über dem Platz patrouillierten mehrere Hubschrauber: ausgerüstet mit allen erforderlichen Meßinstrumenten. Auf dem Platz selbst waren die bewaffneten Ordner - wie ich mit Beruhigung sah: ausnahmslos Personal der VEGA -bereits an der Arbeit. Aus der unförmig geballten Menschenmasse wurden deutlich unterscheidbare Gruppen und Kolonnen gebildet und sodann zu den bereitstehenden Transportfahrzeugen geführt. Langsam, aber sicher nahm der Evakuierungsplan

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