Weltraumpartisanen 11: Operation Sonnenfracht
Nairobi, in der ich das Gespräch entgegennahm, stauten sich die Menschenmassen: Männer, Frauen, Kinder ... alte Menschen, junge Menschen. Die Flucht war in vollem Gange.
Um 10.30 Uhr versammelte ich um mich meinen erweiterten Stab und machte ihn mit unserer neuen Aufgabe bekannt. Ungeachtet ihrer Erschöpfung widersprachen mir die Männer ebensowenig, wie ich dem Minister widersprochen hatte. Unser Beruf war es, unter den Sternen zu fliegen, aber die Pflicht nagelte uns an die Erde. Im Anschluß an die Stabsbesprechung diktierte ich meine ersten Befehle:
1. Schaffung eines Strahlenkontrollzentrums -: dafür zuständig die bisherige Fachgruppe Nachrichten.
2. Zurverfügungstellung - notfalls durch Beschlagnahme - von fliegendem Material -: dafür zuständig die bisherige Fachgruppe Flugwesen.
3. Zurverfügungstellung - notfalls durch Beschlagnahme - von schwimmendem Material -: dafür zuständig die bisherige Fachgruppe Navigation.
4. Zurverfügungstellung - notfalls durch Beschlagnahme - von rollendem Material -: dafür zuständig die bisherige Fachgruppe Radar.
5. Kanalisierung des Flüchtlingsstromes und Verteilung auf die einzelnen Transportmittel -: dafür zuständig die bisherige Fachgruppe Technik.
Kurz nach elf Uhr gingen in meinem improvisierten Befehlsstand - der Pilotenmesse im VEGA-Gebäude -die ersten Lageberichte ein.
Die Stadt Nairobi zählte 7,6 Millionen Einwohner. Die Auswertung der Satellitenfotos hatte ergeben, daß aus der näheren und weiteren Umgebung weitere rund 21 Millionen Menschen auf die Stadt zudrängten. Rechnete man hinzu, was sich an Flüchtlingen in der Stadt bereits versammelt hatte, so kam man auf eine Kopfzahl von rund 30 Millionen. Mit einiger Beklemmung überflog ich die - allerdings noch unvollständigen -Materiallisten.
Raumschiffe:
Najaden 18
SK Beta 13
SK Alpha 8
Astral 7
Tourist 11
Vorastrale Transportmittel:
Diana 68
Cobra 34
Nahstreckentransporter:
Sprinter 21
Helikopter 571
Seeschiffe (im Hafen von Mombasa):
Frachter 68
U-Tanker 32
Passagierschiffe 12
Yachten 388
Als ich die Listen aus der Hand legte, begegnete mein Blick dem von Lieutenant Xuma. „Was halten Sie davon?" fragte ich.
Lieutenant Xumas Gesicht war starr und gespannt. In meinem Stab war er der einzige Afrikaner. Von dieser Katastrophe war er persönlich betroffen: irgendwo in Transvaal lebte seine Familie. „Was wollen Sie hören, Sir?" fragte er zurück. „Eine amtliche Verlautbarung oder meine ehrliche Meinung?"
Er wartete meinen Einwand nicht ab - wohl weil er mich gut genug kannte. „Sir, genausogut könnte man versuchen, mit einem Fingerhut den Ozean leerzuschöpfen."
Er hatte recht; ich wußte es; und dennoch erwiderte ich: „Wir werden ihn leerschöpfen, Lieutenant, bis zum letzten Tropfen."
Etwas, was ich erst viel später begriff, ging in Lieutenant Xumas Augen vor. Er sagte: „Allein für diesen Vorsatz, Sir, sollte man Ihnen eine schwarze Haut verleihen - ehrenhalber."
Am frühen Nachmittag verabschiedete ich mich von Ruth O'Hara. Sie flog mit dem ersten Flüchtlingstransport, der für Metropolis bestimmt war. Mit ihr flogen auch die Journalisten. „Paß auf dich auf, Mark!"
„Worauf du dich verlassen kannst."
„Und du trägst mir nichts nach?"
„Wenn für dich alles klar ist -"
„Ich habe mich benommen wie ein törichtes junges Ding!"
„Und ich wie ein störrischer alter Maulesel!"
Ruth fiel mir um den Hals, und ich spürte, daß zwischen uns alles wieder in Ordnung war. Für die Dauer eines Atemzuges vergaß ich alle meine Sorgen und Probleme und war nur noch ein glücklicher Mensch.
Vor dem Gebäude wartete
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