Weltraumpartisanen 13: Countdown für die Erde
Stimme knarrend:
„Würden Sie jetzt die Güte haben, mich zurückzubringen, Commander?"
Im MOB-Division-Center waren wieder geordnete Verhältnisse eingezogen. Der Hausherr, Professor Dr. med. Dr. Ing. Henry Warren, inzwischen eingetroffen - ein rundlicher Mittfünfziger mit rosigem Teint und einer dicken schwarzen Hornbrille -, tat sein Bestes, um den Zwischenfall herabzuspielen. Teodorescu lauschte stumm.
„Ich will es Ihnen erklären, Gentlemen. Die einfachste Erklärung wäre die: das MOB-Projekt befindet sich noch im Zustand des Experiments. Aber eine solche Erklärung wäre ... zu billig. Hier hat ein echtes Fehlverhalten eines MOBs vorgelegen. Gewiß, mir ist es gelungen, den Fehler zu korrigieren. Dr. Prinetti, der Erzieher, hätte das gleiche wohl früher oder später auch bewirkt - mittels beruhigendem Zureden. Aber die Frage nach dem Warum dieses Zwischenfalls ist damit noch nicht aus der Welt geschafft."
Warren legte eine Pause ein; sein Lächeln warb um Verständnis und um Vertrauen.
„Nun, mit einiger Geduld werden wir es herausfinden. Der Kern allen Übels ist doch der: nicht jedes menschliche Gehirn, das bei diesem Projekt Verwendung gefunden hat, entspricht dem anderen. Es gibt keine Norm - Sie verstehen? Wir mußten und müssen noch, um in der Zeit zu bleiben, nehmen, was gerade auf dem Markt ist: das Gehirn eines Genies ebenso wie das eines Verbrechers, Sadisten oder Dorftrottels. In diesem Fall -"
Warren drückte einen Knopf; es war der falsche: die Trennwand zu seinem privaten Kabinett leuchtete violett auf und wurde durchsichtig. Zwar bemerkte er den Fehler sofort - und nun war es die andere Wand, die den Blick freigab auf das dahinter aufgestellte Modell eines MOBs -, aber ich hatte den im Kabinett wartenden Besucher bereits erspäht und erkannt. In einem der üppig gepolsterten Sessel, mit übereinandergeschlagenen Beinen, ein Journal in der Hand, saß mit gelangweiltem Gesicht Colonel Friedrich Chemnitzer.
„- In diesem Fall - Sie sehen selbst, meine Herren, in welch engem Zusammenhang Gehirn und Mechanismus stehen - kann es sich um eine krankhafte Veränderung des Bewußtseins handeln. Wir werden das betreffende Gehirn analysieren und, falls erforderlich, durch ein anderes ersetzen."
Teodorescu erhob sich.
„Den Rest können Sie sich sparen, Professor. Da es sich hierbei um einen Auftrag des Präsidentialamtes handelt, will ich die Angelegenheit - trotz schwerster Bedenken - auf sich beruhen lassen ... dies auch im Hinblick auf die Dringlichkeit des Projekts." Warren strahlte; er beeilte sich, dem Minister und dessen Gefolge die Tür zu öffnen. Teodorescu nickte ihm kühl und knapp zu. „Im Wiederholungsfalle jedoch, Professor, werde ich gezwungen sein, Maßnahmen zu ergreifen." Auf der Schwelle wandte er sich noch einmal um. „Das heißt, Professor ... ich pfeife auf die beschleunigte Rekultivierung Afrikas, wenn Ihre tollwütigen MOBs die anderen Kontinente in Trümmer legen." Warren schwieg, er verneigte sich.
7.
Die unterbrochene Konferenz war wiederaufgenommen worden. Harris hatte einen Raum im Direktionstrakt von VEGA-Venus zur Verfügung gestellt, der allen technischen Erfordernissen entsprach.
Das letzte Bild auf dem Instruktor - das dreidimensional eingeblendete Modell der Umlaufbahnen von Erde und Q.R.O./H. mit dem errechneten Kollisionsschnitt - erlosch.
Lapierre beugte sich über das Mikrofon.
„Wenn ich jetzt um die Konferenzschaltung bitten darf..."
Die Monitore belebten sich.
Auf einem davon erkannte ich Ludmilla Wolska; auch sie erkannte mich, denn als unsere Blicke einander begegneten, lächelte sie mir zu. Ich senkte grüßend den Kopf.
Harris - dem dies nicht entging - räusperte sich laut und vernehmlich.
„Und nun zu Ihnen, Mrs. Wolska", sagte Lapierre. „Sie haben das letzte Wort. Wie lautet Ihre Schlußfolgerung?"
Die Astrophysikerin blätterte in ihren Aufzeichnungen.
„Was die Sprengung angeht", erwiderte sie, „schließe ich mich dem Urteil Ihrer Experten auf der Venus an. Sie wäre ... zumindest riskant."
Teodorescu schaltete sich ein.
„Demnach befürworten Sie die andere Möglichkeit?"
Ludmilla Wolska machte aus ihren Zweifeln keinen Hehl; sie sprach offen und unverblümt.
„Ich weiß nicht, Exzellenz, ob man heute bereits überhaupt von einer Möglichkeit reden darf. Es handelt sich um einen Versuch - den einzigen, der sich in der Kürze der noch zur Verfügung stehenden Zeit unternehmen läßt."
„Wie beurteilen Sie die
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