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Weltraumpartisanen 13: Countdown für die Erde

Weltraumpartisanen 13: Countdown für die Erde

Titel: Weltraumpartisanen 13: Countdown für die Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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bevorstand, beeilten wir uns, noch einmal zu leben. Mit dem Feiern begannen wir in den Räumen der VEGA, setzten es fort auf der Werft - weil jemand von uns plötzlich schrie: „Die Medusa hat Durst!" -und wechselten zu fortgeschrittener Stunde über in unser Hotel.
    Dort ließ sich zunächst alles gut an. Die Hotelgäste - meist ältere Geschäftsleute mit ihren Ehefrauen oder Freundinnen - gestanden uns, den Astronauten, völlige Narrenfreiheit zu. Der Champagner, den wir tranken, stammte direkt aus Frankreich, der Kaviar, den wir in uns hineinschaufelten, direkt von den Ufern des Schwarzen Meeres, und die Kapelle, die zum Tanz aufspielte, unverkennbar aus Italien.
    Als Captain Romen, das Geburtstagskind, einem der Musikanten die Geige aus der Hand nahm, erreichte die Stimmung ihren Höhepunkt. Er stimmte ein altes Zigeunerlied an:
    Äto ras, jescho ras, jescho mnogo, mnogo ras ...
    Dieses Mal, noch ein Mal, nochmals viele, viele Mal...
    Lieutenant Xuma schenkte frischen Champagner nach. Eine Weile war meine Aufmerksamkeit abgelenkt. Stroganow, Mercier, Simopulos und Torrente stießen mit mir an. Ich blickte erst wieder auf, als die Geige plötzlich verstummte.
    Der Ärger war da.
    Vor Captain Romen, der immer noch die Geige unter dem Kinn hielt, stand in herausfordernder Haltung - eingehüllt in den Duft von Rasierwasser und Alkohol - Colonel Chemnitzer. Nach ein paar Sekunden machte er den Mund auf.
    „Zigeuner", sagte er, „ich vermisse mein goldenes Feuerzeug."
    Captain Romens Gesicht verhärtete sich; zu meiner Beruhigung beherrschte er sich jedoch.
    „Colonel", erwiderte er höflich, „wenn dem so ist, würde ich mich doch danach auf die Suche machen."
    Chemnitzer rührte sich nicht.
    „Wenn ein goldenes Feuerzeug verschwindet und es ist ein Zigeuner im Raum - dann dürfte der Sachverhalt wohl eindeutig sein."
    Ein Kellner eilte durch den Saal. Auf seinem silbernen Tablett lag ein goldenes Feuerzeug.
    Ich atmete auf. Colonel Chemnitzer hatte sich in eine für ihn peinliche Situation manövriert. Ich erhob mich - entschlossen, darauf zu bestehen, daß er sich bei Captain Romen in aller Form entschuldigte.
    Es blieb bei dem Vorsatz.
    Captain Romens Lächeln verhieß nichts Gutes. Langsam, behutsam gab er dem Italiener die Geige zurück.
    Und dann, mit einer blitzschnellen Bewegung, schlug er zu. Colonel Chemnitzer fiel gegen den Kellner; beide stürzten.
    Captain Romen sagte, laut und vernehmlich:
    „Mein Großvater, Colonel, hätte ein Messer benutzt. Aber der war auch noch ein echter Zigeuner. Ich bin leider bereits ein zivilisierter Mensch."
    Auf wessen Seiten die Sympathien lagen, blieb kein Geheimnis. Die Kapelle spielte einen Tusch, und die Leute applaudierten.
    Colonel Chemnitzer stand auf, wischte sich mit totenbleichem Gesicht das Blut von den Lippen, wisperte: „Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen!", und verließ ohne nach links und rechts zu sehen, den Saal.
    Das Fest war gründlich verdorben.
    Der letzte Tag vor dem Start brachte neue Probleme.
    Die vier Transportschiffe waren eingetroffen, doch die atomaren Energiezellen ließen auf sich warten. In Metropolis - so viel konnte geklärt werden - hatte ein Stationsmeister einen Flugplan gegen einen anderen vertauscht; der von mir dringend benötigte Transport befand sich auf der Reise zum Uranus. Nun tat man alles, um ihn umzudirigieren, und da die Najade bislang offenbar mit tauben Ohren dahinflog und auf keinen Funkruf reagierte, hatte man sicherheitshalber einen Taurus-Zerstörer hinter ihr hergejagt.
    Kurz vor Mittag traf Ludmilla Wolska ein: gertenschlank, lebhaft, gekleidet in einen Astronautendress von atemberaubender Eleganz. Aus der Zeit unserer gemeinsamen Uranus-Expedition wußte ich, daß diese kleine weibliche Eitelkeit ihren Wert als ernsthafte Wissenschaftlerin in keiner Weise beeinträchtigte; und ich erinnerte mich auch, daß, wenn es in kritischer Situation zuzupacken galt, sie durchaus dazu imstande war.
    Wir zogen uns in das Astrale Labor der VEGA zurück, und sie setzte das bereits montierte Modell in Bewegung. Erde und Helin rotierten um die Sonne.
    „Es hat wohl keinen Sinn, daß ich Sie jetzt mit langwierigen Berechnungen langweile", sagte sie, „das würde Stunden dauern. Im Prinzip, Commander, geht es doch um folgendes..."
    Sie hatte einen Trickfilm mitgebracht und spielte ihn nun ab.
    „Der Schub, der dem..." Sie runzelte die Stirn und sah mich fragend an. „Wie nennen Sie das verdammte Ding

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