Weltraumpartisanen 13: Countdown für die Erde
nur ich selbst war nicht imstande, es zu vergessen.
Und nun, rund zwei Jahrzehnte später, stand ich plötzlich dort, wohin das Alpha-Schiff mich nicht getragen hatte: vor den stummen Überresten der Rublew-Expedition.
Die Tragödie, die sich auf dem Helin zugetragen hatte, entbehrte jeder Logik.
Was hatte sie ausgelöst? Was steckte dahinter?
Der Lautsprecher knackte. Captain Romens Stimme meldete:
„Brücke an Commander. Wir haben jetzt Kontakt, Sir."
Unter dem silbrigen Rumpf des Taurus-Zerstörers blinzelten die
Scheinwerfer. Langsam manövrierte er sich heran und ging längsseits.
Colonel Anatol Karpinski stieg auf die Medusa über. Er hatte seinerzeit die Suche nach der Rublew-Expedition geleitet, und da der Fall nie abgeschlossen worden war, lag er nach wie vor in seiner Hand.
Wir zogen uns in meinen Ruheraum zurück und setzten uns. Karpinski war ein ruhiger grauhaariger Offizier mit dem Gesicht eines Gelehrten.
„Nun, Commander", sagte er, „packen Sie aus!"
Ich erstattete Bericht, diesmal in aller Ausführlichkeit, und zeigte dem Colonel die Fotos, die wir auf dem Helin gemacht hatten: sowohl von dem gesprengten Dingi als auch von den vier toten Astronauten. Er studierte sie lange und sorgfältig, mit gerunzelter Stirn. Einige davon nahm er, nachdem er sie bereits fortgelegt hatte, ein zweites Mal zur Hand. Ich ahnte, daß er sich die gleichen Fragen stellte, auf die ich keine Antwort fand.
„Nun", erkundigte er sich schließlich, „und wie lautet Ihre Schlußfolgerung, Commander?"
Ich hob die Schultern: die einzige Geste, die der Situation entsprach.
„Offen gesagt, Colonel, ich stehe vor einem Rätsel." Er studierte erneut die Fotos; dabei fragte er:
„Keine Spur von der Stella Polaris ?"
„Keine Spur."
„Das Dingi gewaltsam zerstört?"
„So ist es."
„Und dazu die Frage, was aus diesem fünften Mann geworden ist?"
„Das vor allem, Colonel." Colonel Karpinski sah auf. „Ich stimme Ihnen zu, Commander. Hier beginnt das Geheimnis. Wo ist der fünfte Mann geblieben? Wäre er nachträglich irgendwo aufgetaucht - ich hätte es erfahren."
Der Colonel schwieg und überlegte. Ich nutzte die Gelegenheit, um mehr über die Hintergründe dieser Expedition zu erfahren. Bislang kannte ich lediglich die offizielle Version: Erforschung neuer Lebensräume. Aus irgendeinem Grund hatte mich diese Version nie recht befriedigt. Ich fragte:
„Was suchte Rublew wirklich?"
Colonel Karpinski runzelte die Stirn. „Es bleibt unter uns?"
„Es bleibt unter uns."
Er nickte.
„Nun gut, Commander. Sie haben ein Recht darauf, die Wahrheit zu erfahren. Erinnern Sie sich noch an die fünfziger Jahre? Die VOR waren im Begriff, uns zu überflügeln, besonders auf dem Gebiet bestimmter säurefester Legierungen. Unsere Industrie stand vor dem Bankrott: es fehlte am Grundmaterial. Die Goldvorräte der Erde waren erschöpft - in unserem Teil der Erde. Aber ... es gab die noch unerforschten Welten, Mars, Jupiter, Uranus, Saturn ..." Colonel Karpinski seufzte. „Sie verstehen -die Mission der Rublew-Expedition war streng geheim."
An Gold hatte ich in diesem Zusammenhang nie gedacht -vielleicht, weil ich selbst keinerlei Beziehung zu diesem Metall verspürte.
„Und?" fragte ich. „Wurde die Expedition fündig?" Colonel Karpinski wiegte den Kopf.
„Wir wissen es nicht, Commander. Der letzte Funkspruch, den Rublew absetzte, kam vom Mars - aus der Gegend übrigens, in der man dann viel später tatsächlich auf Gold gestoßen ist. Rublew meldete lediglich die stattgefundene Landung. Danach brach die Verbindung zur Stella Polaris ab. Der Rest war - Schweigen."
Die Spur begann heiß zu werden, ich beugte mich vor.
„Und dieser fünfte Mann, Colonel? Was wissen Sie über ihn?"
„Ferdinand Chauliac? Nun, der Mann war ein As auf seinem Fachgebiet - Spezialist für astrale Geologie und Bergbautechnik." Colonel Karpinski runzelte die Stirn. „Da fällt mir ein: Chauliac hat damals einen Mitbewerber aus dem Rennen geworfen, weil er über einen Pilotenschein verfügte."
Ich faßte nach: „Und Sie sind sicher, daß er nie wieder aufgetaucht ist, Colonel?"
Der Colonel schüttelte den Kopf.
„Weder er noch die Stella Polaris. Worauf wollen Sie eigentlich hinaus, Commander?"
Zum ersten Mal, seitdem ich diesen Verdacht hegte, verlieh ich ihm Ausdruck:
„Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, Colonel, daß dieser Ferdinand Chauliac frisch und munter unter uns Lebenden weilt und daß er mehr über
Weitere Kostenlose Bücher