Weltraumpartisanen 13: Countdown für die Erde
diese Tragödie weiß als Sie und ich."
Colonel Karpinski schwieg; ich spürte, wie es hinter seiner hohen Stirn arbeitete. Nach einer Weile sagte er mit rauher Stimme:
„Angenommen, Commander, Sie hätten recht..."
Erneut verstummte er; erneut dachte er nach. Schließlich nickte er:
„Sie haben mich überzeugt. Das ist kein Fall, der an die große Glocke gehört. Wenn er überhaupt gelöst werden kann, dann nur, indem man Stillschweigen wahrt."
Wir verabredeten noch die Einzelheiten unserer Zusammenarbeit, dann schüttelten wir einander die Hand, und Colonel Karpinski kehrte auf seinen Taurus-Zerstörer zurück. Die Verbindungen wurden gelöst. Zwischen den Schiffen klaffte bereits wieder leerer Raum. Der Zerstörer nahm Fahrt auf. Ein letztes Mal blinzelten die Scheinwerfer.
Lieutenant Mercier übersetzte die lautlose Meldung:
„Taurus-Zerstörer an Medusa, Sir. Waidmannsheil!" Ich drückte die Taste. „Danke, Lieutenant."
Danach wies ich Captain Romen an, wieder auf den ursprünglichen Kurs zu gehen. Im Kommandantensessel zurückgelehnt, den Blick den Sternen zugewandt, überlegte ich. Nach einer Weile drückte ich Alle Stationen. Es bestand kein Anlaß mehr, meine Männer im Ungewissen zu lassen.
An dieser Stelle unterbreche ich meinen Bericht und gebe Ruth O'Hara Gelegenheit, im Zusammenhang mit dem Q.R.O./H.-Projekt die Situation auf der Erde zu schildern.
Nach meiner Rückkehr von der Venus stürzte ich mich in Metropolis sofort in die Arbeit. Im Zusammenhang mit dem Olympia-Programm der VEGA hatte die Public-Relations-Abteilung buchstäblich alle Hände voll zu tun. Dieser neue Schiffstyp versprach rasche und billige astrale Verbindungen auch für die breite Masse, und Presse und Fernsehen rannten mir im wahrsten Sinne des Wortes die Bude ein.
Die Erfahrung der letzten Jahre hatte mich gelehrt, daß es Situationen gibt, in denen es völlig sinnlos ist, sich in Angst und Sorge zu flüchten. In der Tat hatte ich meine Nerven so weit unter Kontrolle, daß ich es über mich brachte, mit einem Lächeln nachts zu den Sternen aufzublicken, zwischen denen die Medusa ihre einsame Bahn zog, ohne zugleich an den Helin zu denken und an das verhängnisvolle Datum, das immer näherrückte, ohne daß es bisher feststand, ob die drohende Kollision abgewendet werden konnte oder nicht. Mark, dessen war ich gewiß, würde nichts unversucht lassen.
Zu meiner Bestürzung begann der Schleier der Geheimhaltung, der über dem Helin-Projekt lag, immer mehr Löcher zu zeigen. Erste Anzeichen dafür waren gewisse Andeutungen in der Presse.
Eines Tages flatterte mir ein reguläres Angebot ins Haus: ein bebilderter Prospekt. Dahinter stand ein weit über Metropolis hinaus bekanntes Warenhaus. Ich las:
Der Untergang der Welt steht bevor! Aber SIE brauchen die große Sintflut nicht zu fürchten, denn es gibt ja die ARCHE: 25 m lang, 4,80 breit, unsinkbar, strahlenfest, ausgestattet mit allem Komfort, komplett mit Verpflegung, Wasser und filtrierter Luft für 1 Jahr (4 Personen). Preis: je nach Ausstattung. Lieferbar: sofort. Ihre geschätzte Anfrage bzw. Ihr geschätzter Besuch werden mit aller gebührenden Diskretion behandelt.
Da dieser Prospekt offenbar in großer Stückzahl zum Versand gekommen war, häuften sich in der VEGA die besorgten Anrufe. Einfache Leute wollten wissen, ob und wann denn mit dieser Sintflut zu rechnen sei; die Betuchten erkundigten sich danach, wie die ,Arche' bei den Testversuchen durch die VEGA abgeschnitten hatte; einige wollten bei der Gelegenheit gleich auch einen Kursus für Navigation belegen.
Die Public-Relations-Abteilung, an die alle diese Anrufe weitervermittelt wurden, verwandelte sich in ein Tollhaus.
Unsere Antworten lauteten stereotyp: Von einer bevorstehenden Sintflut sei uns nichts bekannt; die ,Arche' sei ohne das Gütezertifikat der VEGA auf den Markt geworfen worden; Navigationskurse fänden nicht statt.
Und zu jeder dieser Antworten gehörte ein beschwichtigendes Lächeln.
Ein Warenhaus hatte den Anfang gemacht; andere zogen nach. Fast über Nacht wimmelte es in den Drei Vereinigten Kontinenten von ,Archen', die miteinander in Preis und Ausstattung konkurrierten. Zugleich verdoppelte, verdreifachte, verzehnfachte sich die Nachfrage nach gebrauchten Yachten und gebrauchten leichten Raumfahrzeugen. Die Preise stiegen zu den Sternen. Panik lag in der Luft: eine explosive Mischung aus tausend umlaufenden, oft unsinnigen, manchmal höchst zutreffenden Gerüchten. Um diese
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