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Weltraumpartisanen 16: Pilgrim 2000

Titel: Weltraumpartisanen 16: Pilgrim 2000 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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Dorf selbst von Hand hergestellt. Eine anstrengende Prozedur war das Feuermachen; zu diesem Zwecke mußte man zwei Hölzer so lange aneinanderreiben , bis sie zu glimmen begannen.
    Wie ich vermutet hatte, bildeten die Dörfler eine fromme Gemeinde, die strikt nach dem Gesetz der Überlieferung lebte, ohne diese in Frage zu stellen.
    Was sie für ihre Existenz benötigten, lieferten ihnen die dem Dorf vorgelagerten Felder und Äcker: Nahrung und Materialien für die Kleidung. Darüber hinaus fanden sich in den angrenzenden Wäldern die verschiedensten Früchte.
    Aber die Idylle war trügerisch.
    Zweimal am Tag wurden die Palisaden abgegangen und, wo immer erforderlich, ausgebessert und verstärkt. Die Bedrohung war andauernd, wie eine dunkle Wolke lastete sie über dem Dorf, und jedes Verlassen der schützenden Umzäunung war mit erheblichen Gefahren verbunden. Aber alle dem Schutz dienenden Maßnahmen waren defensiver Natur; nirgendwo stieß ich auf ein Anzeichen aktiven Widerstandes.
    Allmählich ging mir auf, weshalb das so war: Eine dumpfe Erinnerung an Mord und Totschlag - mithin an jene kriegerischen Ereignisse, die mit dem lakonischen Wort Gewalt gekennzeichnet wurden - lähmte Kopf und Arm. All diese Menschen wollten lieber Opfer sein als Kämpfer. Ihr Glaube gebot ihnen, eher unterzugehen, als sich durch Gewalttat und Kampf zu versündigen. Im Dorf fand sich nicht eine einzige Waffe.
    Von Jeremias wußte ich, daß das dörfliche Leben nicht immer völlig reibungslos verlief. Auch diese Menschen waren eben nur Menschen - mit allen in ihnen schlummernden Instinkten und Leidenschaften. Es hatte Fälle gegeben, daß Männer und Frauen gegen die Regel verstießen: indem sie sich an fremdem Besitz vergriffen, indem sie die Ehe brachen oder gar, um zu töten, die Hand erhoben gegen ihren Nächsten. Die einzige Strafe, die sie traf, war die: ausgeschlossen zu werden aus der Gemeinschaft. Man begleitete sie bis zum Tor und überließ sie dort ihrem Schicksal.
    Jeremias sagte: »Heute sind das unsere erbittertsten Feinde -jene, die es am meisten zu fürchten gilt. Sie alle sind von den Ratmen mit offenen Armen aufgenommen worden .«
    Ich legte dem alten Mann beide Hände auf die Schultern.
    »Jeremias«, sagte ich eindringlich, »so kann man doch auf die Dauer nicht leben. Man muß sich zur Wehr setzen .«
    Jeremias seufzte schwer.
    »Ich weiß, Commander, daß man das Buch auch in diesem Sinne auslegen kann. Das Wort, das ich wahre und hüte, ist vieldeutig und reich an Bildern. Aber niemand wird, wenn ich solches ausspreche, mir Gehör schenken. Ich muß Rücksicht nehmen auf die Strenggläubigen wie Zacharias, oder unsere Gemeinschaft fällt auseinander .«
    »An Ihrer Stelle«, entgegnete ich, »würde ich das Buch noch einmal befragen. Es gibt darin eine Seite, in der die Rede ist vom gerechten Kampf, David widersetzte sich Goliath .«
    Jeremias schüttelte den Kopf; seine Augen blickten müde.
    »Ich kenne weder David noch Goliath. Ich weiß nur, daß die Stunde, um meine Gedanken laut werden zu lassen, noch nicht gekommen ist .«
    Am Tag darauf gab es Alarm: drei, vier Hämmer schlugen dröhnend gegen die Palisaden. Ich stürzte aus dem Haus.
    Eine Schar Ratmen hatte sich dem Dorf genähert. Die Pfeile, die sie abschossen, richteten zum Glück keinen Schaden an. Die Ratmen zogen sich bald darauf wieder zurück. Zum ersten Mal hatte ich sie zu Gesicht bekommen: langmähnige, zottige, nur mit einem Lendenschurz bekleidete Gestalten mit einer absonderlich hüpfenden Laufweise.
    Jeremias war in großer Sorge. Er gab Anweisung, die Arbeit auf den Feldern einzustellen. Das Risiko, das Dorf zu verlassen, war zu groß.
    In der folgenden Nacht dröhnten erneut die Hämmer.
    Diesmal war es einem Dutzend Ratten gelungen, sich unter den Palisaden durchzuwühlen, und nun huschten sie flink und dreist im Dorf umher. Ich mußte meine Männer zusammentrommeln, um die Eindringlinge zu vertreiben. Aber nun nisteten sie sich draußen auf den Feldern ein. Pausenlos erklangen ihre schrillen Pfiffe.
    Jeremias sagte: »Die Anzeichen sprechen dafür, daß eine neue Plage über uns kommt. Die Ratten werden die Felder kahlfressen - und in den Wäldern werden die Ratmen auf unsere Sammler lauern .«
    Da ich für ihn keinen Trost wußte , schwieg ich. Für mich waren diese Signale ein Anlaß , den Aufbruch ins Auge zu fassen. Mochte das Dorf auch noch einmal der Plage standhalten - so wie seine Bewohner lebten und dachten, waren sie dem

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