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Weltraumpartisanen 16: Pilgrim 2000

Titel: Weltraumpartisanen 16: Pilgrim 2000 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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unliebsamen Überraschungen war jederzeit zu rechnen.
    Um die Mittagszeit legten wir eine kurze Rast ein, Lieutenant Torrente klopfte den Boden ab, bevor wir lagerten. Er hörte sich hohl an. Wahrscheinlich rasteten wir über einem unterirdischen Depot, es mochte aber auch sein, daß wir auf einen Energiestrang gestoßen waren. Nachdem wir uns gestärkt hatten, brachen wir erneut auf.
    Gelegentlich, wenn der Dschungel zu dicht wurde, verloren wir die Kabinenbahn aus den Augen, doch mit untrüglichem Instinkt fand Lieutenant Torrente immer wieder zu ihr zurück.
    Am späten Nachmittag erreichten wir eine beklemmende Landschaft. Die ursprünglich betonierte Plattform war geborsten und bestand nun aus einem Dickicht aus allerlei Dorngestrüpp. In ihrem Mittelpunkt erhob sich ein schwarzer Kubus: ein nukleares Kraftwerk. Lieutenant Torrente überprüfte das Erdreich. Die Strahlung war schwach und bildete, sofern man sich ihr nicht für längere Zeit aussetzte, keine Gefahr.
    »Das Kraftwerk wird uns nicht klüger machen. Aber zu jedem Kraftwerk gehören Büro- und Verwaltungsräume. Vielleicht gibt es dort Pläne .«
    Lieutenant Torrente hob ein wenig die Hand - und ich begriff. Irgend etwas beunruhigte ihn. Lautlos bewegte er sich von mir fort, verschwand - und kehrte nach einer Weile ebenso lautlos zurück.
    Ich sah ihn fragend an. Er zuckte mit den Schultern. »Ich muß mich getäuscht haben, Sir. Vorhin war mir, als hätte ich etwas gehört .«
    Nachdem wir noch einige Minuten abgewartet hatten, ohne etwas Feindliches zu entdecken, setzten wir vorsichtig unseren Weg fort. Die Dornen zerrten an den Kleidern und rissen Hände und Gesichter blutig.
    Der Bürotrakt war ein ebenerdiges längliches Gebäude mit mehreren Eingängen. Früher einmal hatten sich diese bei Bedarf automatisch geöffnet und geschlossen; nun, da die Stromversorgung zusammengebrochen war, widerstanden sie jedem Versuch eines Öffnens von Hand. Das Kraftwerk schien nicht mehr in Betrieb zu sein; offenbar stand es in keinem Zusammenhang mit den fauchenden Luftschächten. Auch das war eine Entdeckung, doch ließ sich daraus leider nichts für uns Wissenswertes entnehmen.
    Erst nachdem wir uns, durch das Gestrüpp behindert, um das Gebäude herumgearbeitet hatten, stießen wir schließlich auf eine Tür, die nur angelehnt war. In den Angeln nistete der Rost. Lieutenant Torrente zwängte eine Schulter in den Spalt und stemmte sich gegen die Wand. Knarrend schwang die Tür auf.
    Wir traten ein.
    Dumpfe, schwere Luft empfing uns; in den Räumen roch es nach Moder und nach Verfall. Und noch ein anderer Geruch war da - scharf und durchdringend. Ich atmete ihn ein, doch ich wußte ihn nicht zu deuten. Durch beschlagene Fenster fiel grünliches, unwirklich anmutendes Licht und überzog unsere Gesichter mit leichenhafter Blässe. Der Anhauch eines Schauderns wehte mich an. Eine unfaßbare Drohung schien in dieser Stille zu nisten: nicht zu sehen und nicht zu hören. Auch Lieutenant Torrente schien diese Drohung zu spüren, denn er wandte mir sein Gesicht zu, als warte er auf meine Entscheidung.
    Ich sagte: »Wir wissen, wonach wir zu suchen haben. Fangen wir an .«
    Lieutenant Torrente warf einen Blick auf die Uhr und nickte.
    » Aye , aye , Sir.«
    Wir trennten uns. Die Räume, die vom Gang, auf dem wir uns befanden, abzweigten, waren gekennzeichnet. Eine der Türen trug die Aufschrift ARCHIV. Ich probierte die Klinke. Die Tür ließ sich aufdrücken. Ich starrte auf einen Ort der Verwüstung.
    Jemand war mir zuvorgekommen.
    Die Schränke waren aufgebrochen und umgestürzt, die Regale geplündert. Auf dem Fußboden lag verstreutes Papier: Pläne, Zeichnungen, Berechnungen. Ich kauerte mich nieder und begann die Papiere zu sichten, aber schon nach wenigen Minuten war ich davon überzeugt, daß das, wonach ich Ausschau hielt, nicht dabei war. Ich hatte es zu tun mit Konstruktionsplänen des Reaktors.
    Ich richtete mich auf und untersuchte die Regale. Ein paar Briefordner waren zurückgeblieben. Der letzte Brief stammte vom 5. Mai 2006. Im übrigen aber herrschte gähnende Leere.
    Enttäuscht lehnte ich mich gegen die Wand und dachte nach. In dieser Plünderung erkannte ich keinen Sinn. Ich stand vor einem Rätsel.
    »Sir...« Ich blickte auf.
    Lieutenant Torrente stand vor der Tür. Er winkte. Der Ausdruck seines Gesichtes verhieß nichts Gutes.
    »Was gibt's, Lieutenant ?«
    »Ich bin da auf was gestoßen, Sir .«
    »Bringt es uns weiter ?«
    »Zumindest, Sir,

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