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Weltraumpartisanen 16: Pilgrim 2000

Titel: Weltraumpartisanen 16: Pilgrim 2000 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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lag die Kluft von Jahrhunderten.
    Captain Romen tauchte in den dunklen Schlund der Schleuse. Die beiden Lieutenants winkten mir noch einmal zu und zwängten sich hinter ihm her. Der Lukendeckel fiel dröhnend zu und wurde von innen verriegelt.
    Ich warf einen Blick auf die Uhr und merkte mir den Zeigerstand. Das Warten auf die Kronos hatte begonnen.
    Ich wandte mich ab, um zurückzugehen.
    Ich befand mich auf halbem Wege, als ich einsehen mußte , daß es mit Warten allein nicht getan war.
    Der verhängnisvolle Planet dachte nicht daran, uns so einfach freizugeben - ohne eine letzte, ernsthafte Anstrengung, das Urteil, das er längst über uns verhängt hatte, auch zu vollstrecken.
    Ich vernahm laute, erregte Stimmen, die immer wieder übertönt wurden vom schrillen, wütenden Pfeifen der Ratten, und begann zu laufen.
    Meine böse Ahnung bewahrheitete sich: schlimmer, erschreckender und brutaler, als ich bis zuletzt noch befürchtet hatte.
    Der kurze Friede, der uns beschieden gewesen war, hatte sein Ende gefunden. Die Stunde der Entscheidung, der auszuweichen ich immer wieder versucht hatte, war unerbittlich nähergerückt .
    Im Sportpalast wimmelte es von Ratten.
    Meine Männer und die Pilger traten und droschen um sich -doch schon ein einziger Blick genügte mir, um zu erkennen, daß sie sich auf verlorenem Posten befanden.
    Womit sie sich herumschlugen, war alles andere als eine Vorhut oder eine versprengte Abteilung. Die Zahl der angreifenden Ratten wurde von Sekunde zu Sekunde größer. Die eigentliche Gefahr ging nicht von dieser ersten eingesickerten Kompanie aus; mit ihr allein hätte man noch irgendwie fertigwerden können. Die wirkliche Bedrohung sammelte sich im Hintergrund. Dort formierten sich unter den schrillen Pfeiftönen einiger besonders kräftiger Exemplare ganze Bataillone und Regimenter.
    Anders läßt es sich nicht beschreiben: Eine strenge, militärisch anmutende Disziplin hielt die Armee der Ratten in Zucht. Es gab deutlich erkennbare Unterschiede in der Rangordnung. Das Gros bestand aus dem gemeinen Fußvolk; die Offiziere - groß, stark und kräftig wie wohlgenährte Bullterrier, mit überlangen, fetten schwarzen Schwänzen -preschten pfeifend zwischen den Formationen auf und ab. Die Bataillone und Regimenter sammelten sich für den entscheidenden Angriff.
    Lieutenant Torrente löste sich aus dem Getümmel und kam auf mich zugerannt - mit zerschrammten Gesicht und blutender Hand.
    »Sir, gut daß Sie da sind...«
    Um zu einer Entscheidung zu kommen, benötigteich Gewißheit . Ich fragte:
    »Wie ist das passiert ?«
    Im gleichen Augenblick sprang eine Ratte an mir hoch und verbiß sich in meinen Ärmel. Es gelang mir, sie abzuschütteln -und als sie mit wütendem Pfeifen vor mir auf dem Rücken lag, versetzte ich ihr einen Tritt.
    Lieutenant Torrente sah sich um. Ein erstes Regiment setzte sich soeben in Bewegung. Lieutenant Levy und Sergeant Caruso stellten sich ihm in den Weg. Auf ihren erhobenen Armen ruhte eine schwere Tür - offenbar von ihnen irgendwo ausgehängt, um damit eine Barrikade zu errichten. Nun benutzten sie die Tür als Waffe. Als das Regiment heran war, ließen sie die Tür fallen. Die Ratten schrien auf und fluteten zurück - doch mindestens eine Kompanie von ihnen blieb unter der Tür zurück: verletzt oder tot.
    »Wie das passiert ist, Sir?« Lieutenant Caruso nutzte die kurze Kampfpause, um sich den Schweiß aus den Augen zu wischen. »Sie sind durch die Kanalisation gekommen. Auf einmal waren sie da .«
    Und durch die Kanalisation würden immer neue Regimenter und Bataillone eindringen - so erbittert wir uns auch zur Wehr setzten. Der Sportpalast war eine Festung, die jeden Augenblick fallen mußte . Wie alle Festungen hatte auch diese ihren schwachen Punkt, und die Ratten hatten ihn herausgefunden.
    Ich traf die Entscheidung.
    Darüber nachzudenken, ob sie von allen möglichen Entscheidungen die beste war, blieb mir keine Zeit. Irgend etwas mußte geschehen - und zwar sofort, bevor sich in den vorübergehend in Verwirrung geratenen Reihen der Ratten frischer Kampfgeist durchsetzen konnte. Der Sportpalast mußte geopfert werden; ihn noch länger zu verteidigen war sinnlos.
    Andererseits war an einen Rückzug in ein anderes Stadtviertel, wie ich ihn unter anderen Umständen wohl angetreten hätte, nicht zu denken. Die drei Männer der Kronos waren auf dem Wege - und wir mußten die Schleuse für die Dauer der nächsten vierundzwanzig bis achtundvierzig Stunden

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