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Weltraumpartisanen 16: Pilgrim 2000

Titel: Weltraumpartisanen 16: Pilgrim 2000 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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zurück ?«
    »Er und alle jenen, die auf ihn gehört haben: Vier Männer mit ihren Frauen und Kindern .«
    Ich sah auf die Uhr. »Wie lange ist das her ?«
    »Er verließ uns, als die Sonne aufging .«
    Eine knappe Stunde war mithin seit Zacharias' Aufbruch vergangen. Weit konnte er in der Zeit nicht gekommen sein: ohne Lieutenant Torrente und ohne Machete.
    Einen Atemzug lang war ich schwankend.
    Einerseits hatte uns der Eiferer lange genug zu schaffen gemacht, so daß meine erste Regung, ihn sich und seinem Schicksal zu überlassen, halbwegs entschuldbar war. Andererseits - und diese Überlegung gab den Ausschlag - war ich der letzte, um ihn zu richten. Er verhielt sich, wie er glaubte, sich verhalten zu müssen. Offenbar wollte es ihm nicht in den Sinn, daß er in sein Verderben rannte - oder er nahm dies, um seinem Gewissen nicht untreu zu werden, in Kauf. Im letzteren Fall gebührten ihm Achtung und Bewunderung. Daß er die Existenz der Erde leugnete - wer wollte ihm das vorwerfen?
    Ich sagte: »Jeremias, teilen Sie den Pilgern mit, daß der Abmarsch sich verzögert .«
    Jeremias sah mich fragend an. »Was haben Sie vor,
    Commander?«
    »Ich werde diesen Narren zurückholen, bevor die Ratmen mit ihren Pfeilen ihn zum Igel machen .«
    Lieutenant Torrente stand mit geschultertem Bogen abwartend bereit. Ich stieß ihn an. Wir eilten zum Ausgang, Sergeant Caruso, der dort die Wache hatte, trat beiseite. Ich sagte:
    »Maestro, sorgen Sie dafür, daß die Leute was zu beißen bekommen! Das spart uns eine Mittagsrast .«
    Lieutenant Torrente winkte. Er hatte die Spur aufgenommen, und nun folgte er ihr: unbeirrbar und unermüdlich wie ein Jagdhund.
    Zacharias und seine Anhänger gingen offenbar den Weg zurück, den wir gekommen waren. Die ersten Schritte mochten ihnen leichtfallen, aber früher oder später mußten sie erfahren, was es bedeutete, sich auf eigene Faust einen Weg zu bahnen durch dieses verwunschene Labyrinth aus Beton, Kunststoff und überschäumendem Dschungel. Glaubte Zacharias ernsthaft daran, ohne wegeskundigen Führer den Sumpf überqueren zu können, der sich vor der Stadt erstreckte? Er hatte sich viel vorgenommen - auf seine Weise nicht weniger als ich.
    Der Pfad schlängelte sich unter der Kabinenbahn hindurch, umging ein längliches, scheunenartiges Gebäude, das sich dank einer verwitterten Aufschrift als Brandwache III zu erkennen gab, verwandelte sich in eine bemooste Treppe und öffnete sich schließlich, bevor er erneut im Dschungel untertauchte, zu einem von Bänken gesäumten, gleichfalls bemoosten großen Viereck, in dessen Mitte sich ein versiegter Springbrunnen aus imitiertem Granit erhob.
    Auf der Treppe blieb Lieutenant Torrente stehen und hob warnend die Hand.
    »Hören Sie das, Sir ?« In unmittelbarer Nähe pfiff eine Ratte.
    Auf der Flucht vor den Ratten hatten Lieutenant Stroganow und ich auf diesen Stufen vorübergehend Stellung bezogen -bis wir sicher sein durften, daß die Pilger außer Gefahr waren.
    Wäre die Ratte schon damals dagewesen, hätte sie uns auffallen müssen.
    Lieutenant Torrente verzog angewidert das Gesicht und setzte sich wieder in Bewegung. Dann sah ich, daß er erschüttert das Haupt senkte und sich abwandte.
    Der erhöhte Platz mußte als Stätte der Erholung errichtet worden sein. Bevor der Dschungel die Stadt unter sich begrub, mußte man von dieser Stelle aus einen guten Blick gehabt haben: hinüber über den See und zu den immergrünen fruchtbaren Feldern des Hinterlandes.
    Zacharias und seine Anhänger waren nicht weit gekommen.
    Auf diesem Platz mit dem Brunnen war ihr Weg zu Ende. Der Anblick des Todes ist immer schrecklich, auf der Erde ebenso wie auf einem fremden Planeten. Er wirft Fragen auf, immer die gleichen, auf die es keine Antwort gibt. Aber mit der Zeit, je öfter man ihm begegnet, lernt man, ihn zu ertragen.
    Ich wendete mich nicht ab. Stärker als alles Erschrecken war mein Verlangen nach Gewißheit . Es waren nicht die toten Pilger, die mich entsetzten - wenngleich die Erkenntnis, zu spät gekommen zu sein, Entsetzen genug bedeutete. Doch was dies anging, war ich ohne Schuld. Was mich mit Schauder erfüllte, war etwas anderes.
    Die pfeilgespickten Leichen der Pilger waren von den Ratmen zusammengetragen und sorgfältig zu einer Pyramide geschichtet worden. Und auf der Spitze der menschlichen Pyramide, auf der blutigen Brust von Zacharias, saß eine terriergroße struppige Ratte und pfiff.
    Die Art, wie die Ratte pfiff, war mir

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