Weltraumpartisanen 16: Pilgrim 2000
mit machtvollem Schub und ungewöhnlich guten Manövriereigenschaften -, der das beantragte Serienprädikat voll und ganz verdiente.
Drei Tage, nachdem die Kronos den Uranus wieder verlassen hatte, um nach Metropolis zurückzukehren, geschah das Ungewöhnliche.
Das Bordradar ortete ein riesiges Objekt auf Kollisionskurs, das nie richtig und eindeutig identifiziert werden konnte. Der äußeren Struktur nach war es wohl eine relativ stark verdichtete gasförmige Masse mit einem Durchmesser, der etwa dem des Mondes entsprechen mochte.
Ich zweifelte nicht daran, daß unsere Wissenschaftler, wenn man ihnen den Vorfall schilderte, dafür eine plausible Erklärung finden würden, doch vorerst hatte ich es mit einem mir völlig unbekannten Himmelsphänomen zu tun. Dementsprechend verhielt ich mich. Nachdem ich mich über Bahn und Geschwindigkeit der gigantischen Blase unterrichtet hatte, legte ich die Kronos auf veränderten Kurs, um sie aus der Gefahrenzone zu ziehen. Meine Vorsicht bewahrte uns vor dem Schlimmsten. Wenige Minuten, nachdem ich die Kronos auf neuen Kurs gelegt hatte, schien das All einzustürzen.
Ich verspürte einen wahnwitzigen Schmerz in den Augen und verlor das Bewußtsein .
Was wirklich geschah, läßt sich lediglich vermuten. Offenbar war es im Zentrum der gasförmigen Masse zur Explosion gekommen. Das Licht war so gleißend, daß für den Bruchteil einer Sekunde selbst die massiven Schiffswände transparent wurden. Es dauerte Tage, bis sich meine Sehfähigkeit erneuerte. Zusammen mit Lieutenant Stroganow, der sich gleich mir als einer der ersten vom Zustand völliger Blindheit erholte, nahm ich eine Standortbestimmung vor. Die Koordinaten, die wir dabei errechneten, waren so unglaubwürdig, daß wir tags darauf, um sicher zu gehen, ein neues Besteck nahmen. Danach konnte es keinen Zweifel mehr geben, daß die ungeheure Explosion die Kronos in eine Umlaufbahn um die Sonne geschleudert hatte - und zwar im erdabgewandten Bereich. Die Funkverbindung war abgebrochen.
Wir waren in eine kosmische Katastrophe hineingeraten und, da das Schiff standgehalten hatte, im wahrsten Sinn des Wortes mit einem blauen Auge davongekommen. Nachdem ich mich davon vergewissert hatte, daß die Kronos betriebsklar war, begann ich sie mit allerlei List und Tricks aus der bedrohlichen
Sonnennähe herauszumanövrieren , um sie schließlich auf Heimatkurs zu legen. All das ist leichter geschildert, als es in Wirklichkeit war, denn immerhin hatten uns die kosmischen Kräfte so weit von unserem ursprünglichen Kurs verschlagen, daß sich die Reise um nahezu zwei Monate verlängerte.
Einzig und allein diesem Zwischenfall ist es zuzuschreiben, daß fern im Raum, unter fremden Sternen, die von mir geführte Kronos auf die PILGRIM 2000 stieß.
Im Bordlautsprecher knackte es. Lieutenant Levy meldete sich:
»FK an Brücke... Sir, ich habe jetzt alle Frequenzen durch. Die PILGRIM 2000 gibt keine Antwort .«
»Danke, FK.«
Mit tränenden Augen starrte ich auf die einladende Oase im Raum, die sich in so beharrliches Schweigen hüllte. Was ging darauf vor? War die Station nicht besetzt - oder hatte das knappe Jahrhundert, das ihre Zivilisation von der meinen trennte, die Technik so weit auseinandergeführt, daß es keine Verständigung mehr geben konnte?
Es war höchste Zeit, zu einem Entschluß zu kommen. Noch konnte ich abdrehen - und alles, was von dieser Begegnung bleiben würde, bestünde dann aus einer Eintragung im Bordbuch: die Erinnerung an eine verpaßte Gelegenheit.
Ich atmete einmal tief durch, gab meiner Stimme den gewohnt kühlen Klang - mit dem Ergebnis, daß man später behaupten sollte, ich hätte keinen Augenblick lang auch nur einen Hauch von Erregung gezeigt - und nickte meinem Piloten zu.
»Captain, mir scheint, in der Mitte dieses Vogels gibt es so etwas wie ein markiertes Landedeck. Setzen Sie auf! Mit etwas Glück werden wir von diesen Raumpilgern zu einem kühlen Schluck eingeladen .«
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2.
Die Landung auf der PILGRIM 2000 verlief ohne Schwierigkeiten. Die Kronos setzte schüttelnd auf, und das Triebwerk verstummte. Ich hatte Zeit und Muße, meine nähere Umgebung in Augenschein zu nehmen.
Das Landedeck war eine auf Stelzen aufgesetzte Plattform von der Größe eines Fußballplatzes, die mir den Einblick in das Innere des künstlichen Planeten verwehrte. Ein angeblockter Fahrstuhlschacht führte hinab zur Schleuse; daneben gab es noch eine Wendeltreppe, Alles war von unzähligen
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