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Weltraumpartisanen 17: Der Spiegelplanet

Titel: Weltraumpartisanen 17: Der Spiegelplanet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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dieser Partei Idealisten gegeben, Männer und Frauen, die für die Gemeinschaft das Beste, wollten - aber als dann das nukleare Energiesystem aufgebaut wurde, ergriffen die Weißkittel die Macht, die Ingenieure, und die Idealisten wurden auf die Müllhalde geschafft. Sie dachten nach. Sie störten."
    Wir überquerten einen Kanal. Im dunklen Wasser spiegelte sich der nächtliche Himmel.
    Die allgegenwärtigen Lautsprecher übertrugen einen Tango.
    „Erzählen Sie mir mehr über diese Ingenieure!" bat ich. Bogulob seufzte.
    „Die Ingenieure"„ antwortete er, „sind die Hohenpriester der neuen Zeit. Sie - und ihre Helfershelfer, die Polizisten - sind die einzigen, die außerhalb der Städte leben dürfen. Sie kontrollieren die Energie, und weil sie das tun, halten sie die Macht in ihren Händen. Aber sie wissen auch, daß diese Macht zerbröckelt, falls die Menschen sich je wieder auf sich selbst besinnen sollten. Das ist der Grund, weshalb uns die Wohlstandspartei abhängig macht von BIG MOTHER, weshalb sie eifersüchtig darüber wacht, daß niemand arbeitet, daß niemand auch nur auf den Gedanken kommt, BIG MOTHER mit seinem Fleiß und seiner Phantasie Konkurrenz zu machen."
    „Konkurrenz - auf welche Weise?" fragte ich.
    Bogulob wies mir seine verarbeiteten Hände vor.
    „Hiermit. BIG MOTHER versorgt uns mit allem, was der Mensch zum Leben braucht - kostenlos. Der Preis dafür ist Unterwerfung. Aber vieles von dem, was BIG MOTHER produziert, könnte der Mensch selbst herstellen - wie in früheren Zeiten. Die Spitzel der Wohlstandspartei achten darauf, daß das nicht geschieht."
    Bogulobs Schilderung bestätigte, was ich seit einigen Stunden vermutete.
    BIG MOTHER war jene riesige Fabrik, die ich bereits von der Kronos und danach noch einmal vom Dingi aus gesehen hatte.
    Diese Fabrik war die zentrale Produktionsstätte des Planeten: ein vollautomatisierter, computergesteuerter Betrieb, der sich mit Hilfe einiger Tausend kleinerer Filialen selbsttätig mit allen erforderlichen Rohstoffen versorgte. In BIG MOTHER wurden die Rohstoffe zu Fertigprodukten verarbeitet. Über eine fein verästelte, gleichfalls vollautomatisierte Verteilerkette wurden die Produkte sodann, ohne auch nur von einer Menschenhand berührt worden zu sein, ausgeliefert in die öffentlichen Depots in den Städten - zur allgemeinen, kostenlosen Entnahme - oder aber direkt an die Haushalte.
    In Magnoville gab es über tausend öffentliche Depots - und das Angebot darin reichte vom Grundnahrungsmittel bis zum Automobil. Wer immer Bedarf hatte, ging hinein und versorgte sich.
    In kurzer Zeit erfuhr ich mehr über den Spiegelplaneten - Bogulob nannte ihn Mir - und seine Probleme, als ich je zu hoffen gewagt hatte.
    Bogulob sagte: „Wir haben zwei Enkelkinder, Hamon und Oliva . Früher, zum Beispiel, hat meine Frau für sie die Gewänder selbst genäht - heute darf sie das nicht. Es ist bei Todesstrafe verboten. Früher, zum Beispiel, habe ich für sie das Spielzeug selbst gebastelt. Heute darf ich das nicht. Es ist bei Todesstrafe verboten. BIG MOTHER verurteilt uns zur Untätigkeit." Bogulobs Stimme bekam einen bitteren Klang. „Aber dafür sind wir, wie man uns immer wieder einhämmert, reich, satt und glücklich."
    Vor einem wohl dreißigstöckigen Appartementhaus blieb Bogulob stehen. Langsam, nachdenklich, hob er den Kopf und blickte hoch zu den funkelnden Sternen. Mein Blick folgte dem seinen: hoch zu den verwirrenden Bildern eines fremden Himmels.
    „Fremde Welten", sagte Bogulob leise. „Wie viele davon mögen der unseren verwandt sein?"
    Ich gab keine Antwort.
    Bogulob sagte: „Da Sie keine Baraträer sind, vor allem aber, da Sie so viele Fragen, stellen, müssen Sie von sehr weit herkommen."
    Ich schwieg.
    Auch Lieutenant Stroganow und Lieutenant Torrente hielten sich zurück.
    Bogulob senkte den Kopf.
    „Ich verstehe", sagte er. „Sie wollen nicht darüber sprechen. Nun, ich werde weiter keine Fragen stellen."
    Er setzte sich wieder in Bewegung und öffnete die Haustür.
    „Bitte, erlauben Sie, daß ich vorangehe", sagte er. „Und glauben Sie mir, daß Ihr Besuch mich sehr glücklich macht."
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    5.
    Nachdem Bogulob ohne Einzelheiten angedeutet hatte, unter welchen Umständen er uns kennengelernt hatte, wurden wir von seiner Frau Mara und seinen beiden Enkeln herzlich aufgenommen.
    Frau Mara ähnelte den alten Bäuerinnen in meiner Heimat: eine resolute, freundliche alte Dame mit gebeugtem Rücken und runzligem Gesicht. Nachdem

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