Weltraumpartisanen 17: Der Spiegelplanet
Gegenstand.
Hamon strahlte.
„Ein Waschbecken. Was fangen Sie damit an, Mark?"
„Ich schenke es dir."
Hamon verzog das Gesicht.
„Ich schmeiß es ohnehin weg", sagte er. „Man schmeißt sowieso das meiste wieder weg."
Frau Mara bat zu Tisch. Mit dem Ton einer Entschuldigung erklärte sie, daß sie sehr wohl imstande sei, selbst zu 'kochen', denn früher hätte sie das regelmäßig getan, doch neuerdings sei auch das Kochen verpönt - und somit müßten wir vorlieb nehmen mit einem von BIG MOTHER abgerufenen Menü. Lieutenant Stroganow erkundigte sich, wie sie es denn mit dem Abwaschen hielte, und Frau Mara erwiderte: das benutzte Geschirr wandere auf den Müll.
Hamon ergriff die Gelegenheit, mit seinem Wissen zu glänzen.
„Morgen gibt es dann neues Geschirr", sagte er. „BIG MOTHER liefert einfach alles, was man braucht und haben will. Es gibt nichts, was es bei BIG MOTHER nicht gibt."
Hamon war in seinem Element.
Oliva , die mir gegenüber saß, blickte vom Teller auf. „Das ist nicht wahr!" sagte sie.
„Was ist nicht wahr?" fragte Hamon .
„ Daß BIG MOTHER alles liefert, was man sich wünscht. Ich zum Beispiel wünsche mir einen Spaziergang im Wald, von dem Großvater so oft erzählt. Warum liefert mir BIG MOTHER keinen Spaziergang im Wald?"
Hamon warf den Kopf in den Nacken und strafte seine Schwester mit einem verachtungsvollen Blick.
„ Oliva ", sagte er, „du bist eine dumme Pute. BIG MOTHER ist mehr wert als dein verdammter Spaziergang im Wald."
Bogulob hatte bis zu diesem Augenblick geschwiegen. Nun legte er den Löffel aus der Hand und sagte:
„ Hamon , du urteilst über Dinge, die du nicht verstehst, weil du sie nicht kennst. Glaube mir - auf der Welt gibt es nichts Schöneres als einen Sommermorgen im Wald, wenn die ganze Natur lebendig wird. Ich weiß, was ich sage, denn ich habe es gesehen, mit eigenen Augen: die silbernen Tautropfen an den Zweigen, das glitzernde Moos - und darüber die bunten Falter. Und wenn du dich ganz still verhältst und wartest, dann siehst du sogar die Rehe, wenn sie von der Tränke..."
Bogulob verstummte unter den vorwurfsvollen Blicken seiner Frau.
Frau Mara sagte: „Was gewesen ist, ist gewesen, und du solltest es endlich vergessen, Bogulob . Du weißt, wie gefährlich diese alten Geschichten sind. Willst du Oliva vollends den Kopf verdrehen? Schon jetzt liegt sie mir den ganzen Tag mit diesem Wald in den Ohren. Sag ihr, daß ihr Wunsch unbillig ist, ja sogar vermessen! Sag es ihr!"
Oliva verbarg plötzlich das Gesicht in den Händen, sprang auf und rannte hinaus.
Bogulob seufzte.
Lieutenant Stroganow bemerkte höflich: „Nehmen Sie's mir nicht übel, Bogulob - aber ich verstehe das alles nicht. Ein Spaziergang im Wald ist doch eine ganz harmlose Angelegenheit. Warum ist das verboten? Und warum darf keiner mehr die Stadt verlassen?"
Bogulob antwortete nicht. Er schien zu überlegen. Schließlich sagte er:
„ Hamon wird Ihnen die Frage beantworten, Iwan. Er hat auf alles eine passende Antwort. Ich bin nur ein alter Mann, der nicht aufhören kann, von vergangenen Tagen zu träumen."
Hamon klärte uns bereitwillig auf - mit dem gesunden Eifer eines jungen Menschen, der mit seiner Zeit und seiner Welt im Einklang lebt.
Es sei wegen des höchst anfälligen nuklearen Energiesystems, daß man das Land - mit Ausnahme der Städte - zum Sperrgebiet erklärt habe.
„Die Ingenieure", sagte Hamon , „wissen schon, weshalb das sein muß . Ein einziger Saboteur, der der Polizei durch die Maschen schlüpft, würde genügen, um alles, was die Wohlstandspartei für uns aufgebaut hat, zu zerstören."
Lieutenant Stroganow bedankte sich für die Auskunft mit einem freundlichen Kopfnicken, und nur mir fiel auf, daß er nicht weiteraß .
Auch mir war der Appetit vergangen.
Stärker denn je hatte ich Heimweh nach der heimatlichen Erde.
Gleich, nachdem Frau Mara die Tafel aufgehoben hatte, zogen wir uns zurück und begaben ums zur Ruhe.
Lieutenant Stroganow sagte: „Alles was recht ist, Sir - in diesem Schlaraffenland möchte ich nicht alt werden. Die Leute sind zu bedauern."
Und Lieutenant Torrente fügte hinzu: „Der Junge scheint nicht einmal zu ahnen, was alles ihm entgeht, aber die Kleine kann einem nur leid tun . Was für ein Leben ist das - ohne je auch nur einen Schritt vor die Tür machen zu dürfen!"
Lange wollte es mir nicht gelingen einzuschlafen. Nebenan hörte ich Bogulobs besänftigende Stimme und Olivas Schluchzen.
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6.
Es war
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