Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Weltraumpartisanen 17: Der Spiegelplanet

Titel: Weltraumpartisanen 17: Der Spiegelplanet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
Vom Netzwerk:
noch dunkel, als ich mich leise, um die Kameraden nicht zu wecken, erhob, und obwohl ich nicht einmal drei Stunden geschlafen hatte, fühlte ich mich - vielleicht als Folge der Herausforderung, der zu stellen ich mich entschlossen hatte - erfrischt. Es war ein spontaner Entschluß , der überdies in keinem Zusammenhang stand mit meinen Pflichten als Commander der VEGA, aber er zählte zu den Entschlüssen, die im Einklang stehen mit dem Gewissen, so daß die Frage nach der Zweckmäßigkeit des Tuns gar nicht erst aufkommt. Meine eigene Kindheit und Jugend war mir eingefallen: Erinnerung an atemlose Jahre in Wald und Feld.
    Bevor ich den Raum verließ, hinterließ ich den Lieutenants eine schriftliche Mitteilung des Inhalts:
    -  daß ich für einige Stunden auf eigene Faust unterwegs sein würde;
    - und daß im Falle meines eine Frist von vierundzwanzig Stunden überschreitenden Ausbleibens die Lieutenants zur Kronos zurückkehren sollten.
    Als ich mich zu Oliva auf die Bettkante setzte, wurde sie wach. Ich legte ihr einen Finger auf die Lippen. Sie begriff und blieb ruhig.
    „Mark, was ist passiert?" flüsterte sie.
    „Noch nichts", erwiderte ich, gleichfalls flüsternd. „Aber gleich wird etwas passieren - das heißt, wenn du es gestern abend ernst gemeint hast. Oliva , wir unternehmen einen Spaziergang in den Wald."
    Oliva setzte sich auf.
    In ihren Augen las ich sowohl Hoffnung als auch Vorwurf. „Sie scherzen!" sagte sie. „Kein Mensch verläßt die Stadt. Das sollten Sie eigentlich wissen, Mark."
    Ihre Sachen lagen auf dem Stuhl. Ich warf sie ihr zu und stand auf.
    „Zieh dich an!" sagte ich. „Es ist mein voller Ernst." Sie ergriff meine Hand.
    „Mark", sagte sie, „ich weiß gar nicht, was ich Ihnen darauf antworten soll. Wissen Sie - manchmal träume ich davon, wie es so sein muß im Wald, mit all den grünen Bäumen, den Vögeln und den Schmetterlingen. Nach solchen Nächten hasse ich das Aufwachen. Sie wollen mich wirklich mitnehmen?" Ich strich ihr über das Haar. „Zieh dich an!" wiederholte ich. „Ich warte vor der Tür. Beeil dich! Wir haben nicht viel Zeit. Sobald die Sonne aufgeht, kommen wir nicht mehr aus der Stadt."
    Oliva beeilte sich.
    Zehn Minuten, nachdem ich sie geweckt hatte, verließen wir das Haus.
    Magnoville , die große Stadt, schien nie zur Ruhe zu kommen, doch die Hektik, mit der sie uns empfing, war eine andere als beispielsweise jene in New York, mit dem ich Magnoville immer wieder verglich, kurz vor Sonnenaufgang. Dort war es die Hektik einer Stadt, die, den ehrlich verdienten Schlaf abschüttelnd, sich zu neuem Tagewerk rüstet. Die Hektik von Magnoville ließ sich allenfalls mit der in Las Lunas vergleichen, dem verrufenen Spielerparadies auf dem Mond. Sie war der Ausbruch einer nach Entladung drängenden angestauten Langeweile, die Kehrseite des Müßigganges. Die Nacht war lediglich eine dunklere Abart des Tages: mit dem gleichen sinn- und zwecklosen Verkehr, mit den gleichen sinn- und zwecklosen Vergnügungen, mit den gleichen Spielern, Herumtreibern und Faulenzern, mit den gleichen widerlichen Trunkenbolden, Pennbrüdern und Krawallmachern.
    Und über all diesem Treiben lag, süß und einlullend, ein Hauch von Musik.
    Oliva und ich nahmen die U-Bahn.
    Im Bahnhof prangte eine Lichtschrift:
    DAS GLÜCK AUS DER STECKDOSE - BIG MOTHER MACHTS MÖGLICH!
    Oliva war zugleich freudig erregt wie ein Kind, das auf die weihnachtliche Bescherung wartet - und verängstigt. Als sie sich einmal an mich lehnte, glaubte ich zu spüren, daß sie zitterte, doch dann kam ich dahinter, daß es ihr aufgeregter Herzschlag war, was sie erbeben ließ.
    Das Abenteuer schien ihr zu gefallen. Sie hatte eine Verschwörermiene aufgesetzt, ihre Stimme klang atemlos. „Mark -wie stellen wir das nur an? Das ist noch keinem gelungen."
    Ich drückte aufmunternd ihre Hand.
    „Offen gestanden", erwiderte ich, „ich weiß es selbst noch nicht. Wir werden sehen. In jedem Zaun gibt es ein Loch - man muß es nur finden. Aber jetzt wollen wir besser nicht darüber sprechen."
    Oliva nickte.
    „Ich verstehe, es ist zu gefährlich."
    Ich machte mir nichts vor. Unser Ausflug war alles andere als eine fröhliche Landpartie. Es galt auf der Hut zu sein. Im Zug mochte es Spitzel geben oder sogar verborgene Mikrofone.
    „Ja", erwiderte ich, „es ist zu gefährlich."
    Wir verließen den Zug auf seiner Endstation. Von dort aus waren es nur noch einige hundert Schritt bis zum Schlagbaum mit den beiden

Weitere Kostenlose Bücher