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Weltraumpartisanen 17: Der Spiegelplanet

Titel: Weltraumpartisanen 17: Der Spiegelplanet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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Stoffbündel.
    „Bitte, Sir - ziehen Sie das an! Es ist zwar nicht gerade ein Modellanzug, aber ich bin auch kein französischer Schneider."
    Das Bündel klappte auseinander; ich starrte entgeistert auf einen mit ungelenken Stichen gehefteten weißen Kittel.
    „Lieutenant - was soll das?"
    Lieutenant Torrente drehte sich um.
    „Das ist unser Passierschein, Sir. Sie sind der Ingenieur - in dringender Mission unterwegs. Wir sind Ihre Begleiter. Einen Ingenieur wird man kaum peinlich befragen. Ein Ingenieur ist auf diesem verrückten Planeten die oberste Instanz."
    Ich überlegte.
    Der Plan war einfach und verwegen, ein Akt der Psychologie ebenso wie der Dreistigkeit, und falls keiner von uns die Nerven verlor, konnte er sogar Erfolg haben. Die Ingenieure bildeten auf dem Spiegelplaneten ja die herrschende Schicht; sie waren die Hohenpriester des Wohlstandes: unumschränkte Autorität.
    Symbol ihres Standes war der weiße Kittel. Ich zögerte.
    Der Weg zum Dingi führte durch die Kontrolle. Jene beiden Undichtigkeiten in der sonst hermetischen Abriegelung der Stadt, die ich vor zwei Tagen ausfindig gemacht hatte - der Fluß und die Eisenbahn - waren zu diesem Zeitpunkt gewiß längst verstopft und beseitigt. Wenn wir aber in Magnoville blieben und abwarteten, mußten wir früher oder später von einem Fahndungstrupp aufgespürt werden.
    Ich nickte.
    „Einverstanden, Lieutenant. Mir scheint, uns bleibt keine andere Wahl. Mir wäre nur wohler, wenn ich zuvor meinen Text gelernt hätte."
    Lieutenant Stroganow half mir, den weißen Kittel anzulegen. Ich schloß die Knöpfe, und der grauhaarige Sibiriak zupfte mir den Kragen zurecht . Der Kittel war mir viel zu weit, aber solange ich darin lediglich saß, ohne auszusteigen, mochte er seinen Zweck erfüllen.
    Lieutenant Torrente besah sich meine Verkleidung mit kritischem Blick.
    „Sir", sagte er dann ernsthaft, „ich hoffe zuversichtlich, daß unsere echten Kollegen über keinen ausgeprägten Kunstverstand verfügen. Sie sehen in diesem Kittel aus wie ein abgemagerter Konditormeister."
    Einen Atemzug lang spielte ich mit dem Gedanken, mir die Maskerade wieder vom Leibe zu reißen.
    Der Wagen hatte sich jedoch in Bewegung gesetzt.
    Lieutenant Stroganow griff in ein Fach, holte ein Päckchen Zigaretten hervor und drückte es mir in die Hand.
    „Lassen Sie sich von dem kontrollierenden Beamten Feuer geben, Sir!" sagte er. „Vergessen Sie keinen Augenblick: Sie sind der Ingenieur. Die Polizisten sind Ihnen unbedingten Gehorsam schuldig."
    Der Navigator gab sich ruhig, doch auf seiner Stirn und auf seinen Wangen begann sich ein feuchter Schimmer zu bilden. Mir entging auch nicht, daß sich seine rechte Hand wie unabsichtlich auf den Abzug der Maschinenpistole legte.
    In die Enge getrieben, würde er kämpfen wie ein wildes Tier: bis zum letzten Atemzug. Unsere Blicke begegneten sich. „Sir", sagte Lieutenant Stroganow, „unser Plan steht und fällt mit Ihrer Kaltblütigkeit."
    Der Schlagbaum war erreicht. Lieutenant Torrente trat auf die Bremse. Aus der Baracke kam ein Polizeimajor heraus. Der Major rief uns etwas zu, was ich nicht verstand, und gestikulierte.
    Ich hielt den Atem an.
    Es mußte schiefgehen; aus den Augenwinkeln sah ich, wie die Wachen ihre Waffen entsicherten und sich halbkreisförmig um den Wagen postierten.
    Lieutenant Torrente kurbelte mit aufreizender Gelassenheit die Scheibe herab.
    Gleich darauf traute ich meinen Ohren nicht. Mein zweiter Bordingenieur unterhielt sich mit dem Polizeimajor wie mit seinesgleichen, ohne die geringste Spur von Nervosität.
    „Guten Morgen, Herr Major", sagte Lieutenant Torrente. „Wir sind auf dem Wege zu BIG MOTHER. Dort liegt eine Störung vor, die dringend beseitigt werden muß . Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie uns nicht lange aufhielten."
    Ein Blick auf das Gesicht des Majors genügte, um zu wissen, daß er Lieutenant Torrente kein Wort glaubte.
    „So", sagte er, „Sie sind also unterwegs zu BIG MOTHER - in dienstlichem Auftrag. Nur sonderbar, daß uns hier von einer Störung nichts bekannt ist. Wie erklären Sie mir das?"
    Lieutenant Torrente zuckte mit den Achseln. „Schlamperei, Herr Major - oder?"
    „Den Fahrbefehl!"
    Lieutenant Torrente seufzte und drehte sich um.
    „Herr Ingenieur", sagte er übertrieben laut, „der Major erkundigt sich nach dem Fahrbefehl. Haben wir so etwas überhaupt dabei?"
    Es hörte sich an wie eine Routinefrage, aber die bedrohliche Spannung kündigte das vorzeitige Ende der

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