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Weltraumpartisanen 19: Astropolis

Weltraumpartisanen 19: Astropolis

Titel: Weltraumpartisanen 19: Astropolis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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Nach wie vor versah er pünktlich und gewissenhaft seinen Dienst.
    Manchmal erschien auch Bellinda in seiner Begleitung, und je mehr ich sie kennenlernte, desto mehr begann ich sie zu schätzen und zu achten – gewiß auch, weil etwas in ihrem Wesen mich an Ruth O’Hara erinnerte. Bellinda war eine Frau mit festen moralischen Grundsätzen, und das spiegelte sich in ihrer Arbeit für den astropolitanischen Medienverbund. Wenn sie Mißstände anprangerte, nahm sie kein Blatt vor den Mund.
    Als Erwiderung auf die Warren-Plakate, die immer häufiger in der City auftauchten, startete sie eine TV-Kampagne, die den Zweck haben sollte, den Leuten die Augen vor dieser neumodischen Heilslehre zu öffnen.
    Lieutenant Wronski brachte einen Zusammenschnitt der wichtigsten Sendungen mit und ließ ihn im Cockpit über einen der Monitore laufen.
    Eine im Kinderhort entstandene Bilderfolge prägte sich mir ein, zu der Bellinda den Kommentar sprach: »Wenn wir uns der Spritze unterwerfen, werden diese Bilder der Vergangenheit angehören, eine Erinnerung an ferne Zeiten. Ich frage Sie, meine Mitbürgerinnen und Mitbürger, ob Sie nicht mit mir einer Meinung sind: daß jene vielleicht tausend Lebensjahre, die die Tarassenkosche Spritze uns angeblich bescheren soll, zu teuer bezahlt sind, wenn der Preis der Verzicht auf Liebe und die Unfruchtbarkeit ist … Ich jedenfalls sage tausendmal nein zu den tausend Jahren, für die ich das höchste Glück opfern müßte, das einer Frau zuteil werden kann – die Liebe zu ihrem Mann und die Liebe zu ihrem Kind. Und mein Mann denkt ebenso.«
    Nach dieser TV-Kampagne sah es so aus, als hätte der böse Spuk ein Ende genommen. Angesichts der veränderten Lage – eine aufgeklärte Bevölkerung und eine wachsame Gendarmerie – hatte Graham die Agitation offenbar eingestellt, ja, ich schloß es nicht einmal aus, daß er in der Zwischenzeit zur Vernunft gekommen wäre. Bei allem, was mir an ihm mißfiel, war er doch ein Mensch, der das Beste wollte, und selbst noch hinter seinem Fanatismus war das aufrichtige Verlangen spürbar gewesen, der Menschheit so etwas wie ein irdisches Paradies zu bescheren.
    Im übrigen fehlte von ihm jede Spur.
    So kam jener Tag, der in die Geschichte von Astropolis eingehen sollte als der schwarze Sonnabend.
    Lieutenant Wronski, der gerade Dienst hatte, rief an und bat mich zu sich ins Cockpit.
    Er empfing mich mit besorgtem Blick – und mit zwei Diagrammen, die geringfügig voneinander abwichen.
    »Sie sehen selbst, Sir«, sagte er, »daß Astropolis das Bestreben hat, vom Kurs abzuweichen. Die Ursachen dafür sind noch zu prüfen. Wenn sich die Tendenz fortsetzt, kann es zu Komplikationen führen, denn Korrekturen kosten nun mal Treibstoff – und der ist knapp.«
    Ich stimmte ihm zu. Wenn es darum ging, eine Kurskorrektur einzuleiten, sollte man nicht warten, bis die Abweichung stärker wurde. Über die Ursache der Abweichung konnte man vorerst nur Vermutungen anstellen. Wahrscheinlich hatte sie etwas zu tun mit der Masse des beschleunigten Objekts – oder, genauer gesagt, mit dem Mangel an Erfahrung, auf die man bei der Planung des PL-Projekts bei der Koordinierung von Masse, Kurs und Schub zurückblicken konnte. Zwangsläufig hatte man das Objekt PL 01 behandelt wie jede andere in den Raum entsandte Sonde, und irgendwo hatte sich in der Berechnung ein Fehler eingeschlichen.
    »Einverstanden, Lieutenant«, sagte ich. »Bereiten Sie die Kurskorrektur vor. Wann, schätzungsweise, wird es so weit sein?«
    Lieutenant Wronski studierte die Diagramme.
    »Über den Daumen gepeilt – kurz nach Mitternacht, Sir. Die präzise Null-Zeit muß ich erst errechnen – das dauert eine Weile.«
    Auf einmal spürte ich wieder das Gewicht der Verantwortung, die im Verlauf der ereignislosen Tage so leicht zu tragen gewesen war. Ein falsches Manöver – und Astropolis lief Gefahr, außer Kontrolle zu geraten und eine Bahn einzuschlagen, die unaufhaltsam hinausführte aus dem engeren planetarischen Bereich: hinüber zu fremden Galaxien.
    »Sobald Sie die Werte haben, Lieutenant, sagen Sie Bescheid. Ich möchte sie von VEGA-Metropolis nachprüfen lassen.«
    Lieutenant Wronski klemmte sich bereits hinter den Computer.
    »Aye, aye, Sir. Eben das wollte ich gerade vorschlagen. Es wäre schon eine üble Überraschung, sich plötzlich wiederzufinden als fünftes Rad am Großen Wagen.«
    Das fünfte Rad am Großen Wagen – so der Astronautenjargon – bildeten alle jene, die im Raum

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