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Weltraumpartisanen 19: Astropolis

Weltraumpartisanen 19: Astropolis

Titel: Weltraumpartisanen 19: Astropolis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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Straßen der City drängten, um sich auf der Plaza Humanitas zu versammeln, hatten mechanische Verstärkung bekommen.
    »Gütiger Himmel, was hat das zu bedeuten?!«
    Neben mir ertönte Lieutenant Wronskis fassungsloser Ausruf. Er bezog sich auf den Aufmarsch der TABs. Mindestens fünfzig dieser schrankartigen Monster mit dem zentralen optischen Abtaster, der wie ein glühendes Auge wirkte, bewegten sich als geschlossene Kolonne quer durch ein Getreidefeld auf die City zu, angeführt von keinem anderen als Professor Doktor Gilbert Graham, der sich in Siegerpose auf die vorausfahrende Programmzentrale geschwungen hatte.
    Das Gejohle der Menge ging über in rhythmisches Geschrei: »Ta – ras – sen – ko! Ta – ras – sen – ko!«
    Eine erstaunliche Wandlung war mit Graham vorgegangen – seit jenem unseligen Tag, an dem er mich mit Tränen in der Stimme um eine letzte Chance angefleht hatte. Das scharfe Glas rückte sein Gesicht über dem weißen Kittel heran – und ich sah den Triumph, der darin geschrieben war.
    Der Mann, dem Pater Georgius in bester Absicht eine Soutane geliehen hatte …
    Was der Aufmarsch bezweckte, entdeckte ich, als ich das Glas auf das Astropol schwenkte. Davor waren Major Bolds vereinigte Streitkräfte aufmarschiert – rund hundert schwerbewaffnete Gendarmen in den neuzeitlichen Kampfanzügen aus strahlenfestem Globatolin. Die silbernen Helme funkelten im schrägen Licht der Morgensonne.
    Major Bold, wurde mir klar, sah sich nicht imstande, die Kontrolle über die City zurückzugewinnen –von der Kontrolle über ganz Astropolis gar nicht erst zu reden –, und nun beschränkten sich seine Maßnahmen auf den Schutz der Regierung, die sich hinter den festen Mauern des Astropols verbarrikadiert hatte.
    Die fanatische Menge auf dem Platz überhäufte die Gendarmen mit Schmähungen, hielt sich im übrigen jedoch wohlweislich zurück. Gegen die Laser-Karabiner, die den Zugang zum Astropol sperrten, war noch kein Serum erfunden.
    Bezeichnend für den geistigen Zustand der Leute war eben dieser Umstand: daß sich keiner von ihnen die Frage stellte, welche Antwort Warren auf die unausbleibliche allmähliche Dezimierung der von ihm propagierten unsterblichen Elite durch Gewalt und Unfall bereithielt.
    Ich nahm mir vor, bei Gelegenheit eine Computerberechnung anstellen zu lassen des Inhalts: Wie lange es bei einer angenommenen tödlichen Unfallquote von x Prozent dauern würde, bis auch der letzte Mensch vom Antlitz der Erde und der Planeten verschwunden sein würde, falls es diesen Wahnsinnigen tatsächlich gelang, mit Hilfe der Tarassenkoschen Unsterblichkeitsspritze das Wachstum der Menschheit auf Null herabzudrücken.
    Es war ein Gedankenspiel – das nur den Zweck hatte, mich vom Bewußtsein meiner Machtlosigkeit abzulenken.
    Was sich auf Astropolis zutrug, ließ sich von mir in keiner Weise aufhalten und verhindern. Die Bordgesetzgebung versagte und mußte versagen, denn selbst wenn ich die Ereignisse auf Astropolis zur Meuterei erklärte, fehlte es mir zu ihrer Niederschlagung an Machtmitteln.
    Wie ich da oben im Cockpit stand – meinem Gefühl nach den Sternbildern über mir näher verwandt als diesem wimmelnden Tollhaus unter mir, das sich Astropolis nannte – und den Ereignissen ihren Lauf lassen mußte: das war ein im höchsten Maße erbärmlicher Augenblick.
    Neben mir bewegte Lieutenant Wronski die Lippen: »Bei Gott, Sir – wenn sie Bellinda auch nur anrühren, dann …«
    Die Sorge, die an ihm zehrte, war mehr als verständlich. Als ich Bellinda in die Magdalenen-Kirche schaffte, war ich zuversichtlich gewesen, sie dort in Sicherheit zu wissen. Inzwischen hatten sich die Ereignisse überstürzt.
    Die TABs erreichten die Plaza Humanitas, und Major Bold schrie einen Befehl, woraufhin seine Gendarinen ihre Stellung räumten und sich in den Schutz des Astropols zurückzogen. Hinter ihnen fiel mit Krachen das schwere massive Tor ins Schloß, das wie ich mir hatte sagen lassen, ein Meisterwerk zeitgenössischer Worobin-F2-Verarbeitung war: ebenso ästhetisch im Anblick mit der Darstellung der Planeten wie zweckmäßig und alterungsbeständig im Material.
    Aus den Fenstern eröffneten die Gendarmen das Feuer. Ebensogut hätten sie Schleudern benutzen können.
    Die fahrbare Programmzentrale, auf der Graham bis zu diesem Moment den Zug der TABs angeführt hatte, schwenkte aus und blieb zurück, während die Technical Assistent Bodies ihren Marsch unbeeindruckt fortsetzten, eingehüllt

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