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Weltraumpartisanen 19: Astropolis

Weltraumpartisanen 19: Astropolis

Titel: Weltraumpartisanen 19: Astropolis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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erleuchtete City tauchte auf. Die Ambulanz schoß fauchend vorüber an der Magdalenen-Kirche. Das Portal war rußgeschwärzt. Die TABs hatten es aufgeschnitten wie eine Sardinenbüchse. An der Mauer prangte ein Plakat mit dem unvermeidlichen Spritzensymbol. Der Text lautete:  Wer nicht für uns ist – ist gegen uns!
    Ich brach das Schweigen.
    »Ich frage mich, auf welcher Seite Sie wirklich stehen, Doktor.«
    Dr. Becker hob die Schultern.
    »Ich bin ein Mann der Wissenschaft, Commander, und damit ist mir der Weg vorgeschrieben. In dieser Wissenschaft gilt nur ein Gesetz: das Gesetz des Machbaren. Im Augenblick neige ich mich in Ehrfurcht und Bewunderung vor dem Können von Professor Graham, das aus Warrens Theorie und Tarassenkos zu Ende entwickeltem Serum das Machbare machbar gemacht hat.«
    Die Ambulanz schoß hinauf auf die Plaza Humanitas.
    Die Impfaktion war noch in vollem Gange, aber das Leben auf Astropolis begann sich zu normalisieren. Ein Dutzend TABs waren damit beschäftigt, den Platz zu säubern.
    Die Ambulanz hielt auf den Turm zu. Ich beugte mich vor.
    Ich hatte den Turm nie richtig gesehen. Er sah aus wie ein mahnend erhobener Zeigefinger, der in das Unendliche wies, und das erleuchtete Cockpit auf seiner Spitze mochte ein funkelnder Stern unter Sternen sein.
    Wer immer die Stationen des Cockpits durchsucht hatte – er hatte sich nicht die Mühe gemacht, die Spuren seines Wirkens zu beseitigen. Und er war ein halbwegs fachkundiger Mann gewesen – denn die Kurstabellen lagen unangerührt an ihrem Platz. Ich knöpfte die Jacke auf und machte mich an die Arbeit.
    Alles noch einmal nachzuprüfen: dazu blieb mir keine Zeit. Ich mußte mich darauf verlassen, daß Lieutenant Wronski beim Ermitteln der für die Kurskorrektur erforderlichen Werte – Zeitpunkt, Dauer der Rotation-Unterbrechung und Schub – keine Fehler unterlaufen waren. Es war eine komplizierte Vielfalt von Befehlen, die in die summende Halbautomatik eingespeist werden mußte, bis schließlich jener Zustand herbeigeführt war, wo es nur noch eines Fingerdruckes auf den Korrektor benötigte, um sämtliche gespeicherten Kräfte schlagartig freizusetzen.
    Um 23 Uhr waren Kurs, Winkel und Schub ein letztes Mal kontrolliert, und drei Minuten und vierzehn Sekunden später lief der automatische Countdown an.
    Genau bei null löste ich aus – und der plötzliche Stillstand war nur zu vergleichen mit einem Schlag in den Magen. Die Rotation setzte wieder ein, und der Organismus erholte sich.
    Ich überprüfte die Anzeigen und atmete auf. Mitten in der Leere des Weltraumes hatte es ein Navigator der VEGA fertiggebracht, aus den Werten Masse und Geschwindigkeit und Gravitation exakt jene Schlußfolgerung zu ziehen, die die Bezeichnung Kurs trägt.
    Im Tagebuch hielt ich fest:
    23.03. 24 Uhr A-Zeit. Zweite Phase Kurskorrektur erfolgreich abgeschlossen. Keine Zwischenfälle. Alle Anzeigen normal.
    Dann fiel die Erschöpfung über mich her. Im Waschraum wusch ich mir Öl, Dreck und Schweiß von Gesicht und Händen. Danach fühlte ich mich zwar nicht gerade wie neugeboren, aber immerhin um einiges besser.
    Das Rauschen und Plätschern des Wassers hatte mich die Ankunft des Fahrstuhls überhören lassen. Ich stieß die Tür auf – und blieb wie angewurzelt stehen.
    Graham war nicht allein erschienen. Ein halbes Dutzend stämmiger Krankenpfleger war ihm gefolgt und hielt nun die Brücke besetzt. Die Art und Weise, wie sie sich vor den Kommandoständen aufgebaut hatten, verriet, daß Graham diesmal auf der Hut war und kein Risiko eingehen wollte.
    Was Graham im Schilde führte, war nicht schwer zu erraten. Mitten auf dem Kommandopult war ein weißes Handtuch ausgebreitet, und darauf lagen eine Ampulle mit einer glasklaren Flüssigkeit und die Injektionsspritze.
    Früher hatte ich die harte Schule der VEGA mehr als einmal verflucht. Unerbittliche Ausbilder hatten mich durch tausend simulierte Katastrophen gejagt, um meine Reflexe – die physischen wie die psychischen – zu schulen und auf jenen Ernstfall vorzubereiten, wo der Bruchteil einer Sekunde darüber entscheidet, ob man zugrunde geht oder überlebt. Diesmal hatte ich allen Grund, den unerbittlichen Ausbildern dankbar zu sein. Nach der unvermeidlichen Schrecksekunde überkam mich eiskalte Ruhe. Ich blickte auf die stumpfnasige Laserpistole, die ein bulliger Heilgehilfe auf mich gerichtet hielt – um dann, endgültig, Gilbert Graham ins Auge zu fassen.
    Er brach das Schweigen.
    »Mark, ich habe es

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