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Weltraumpartisanen 19: Astropolis

Weltraumpartisanen 19: Astropolis

Titel: Weltraumpartisanen 19: Astropolis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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mir, die Arme nach vorn zu werfen und den Oberkörper aufzurichten. Das Triebwerk zog mich aufwärts. Das Schlimmste war überstanden. Ich hatte die Kontrolle über das Triebwerk errungen, und nun spielte es mir keine Streiche mehr.
    Ich stieg auf knapp hundert Meter und wandte mich westwärts, der astropolitanischen Nacht entgegen, verfolgt vom tausendstimmigen Wutschrei der Menge.
    Der Luftwiderstand machte sich bemerkbar: Das Triebwerk verausgabte sich schon nach wenigen Minuten. Als es zu spucken begann, ging ich tiefer, aber noch bevor ich festen Boden unter die Füße bekam, setzte es vollends aus.
    Ich fiel in einen See und schluckte Wasser, aber irgendwie gelang es mir, den Rucksack abzuwerfen und an das Ufer zu schwimmen.

13.
    Kurz bevor ich am Steuerbordtank anlangte, ging die Sonne auf und überzog die Felder und Wiesen mit einem goldenen Hauch. Es gab keine Dämmerung. Auf die astropolitanische Nacht folgte übergangslos die gleißende Helligkeit des neuen Tages.
    Was der neue Tag enthüllte, reichte aus, um mich hinter dem nächstbesten Gebüsch in Deckung zu zwingen.
    Bewaffnete Männer und Frauen – zum Teil in weißen Kitteln – hatten das Waldstück in weitem Bogen umstellt. Etwas abseits parkten ihre Transporter.
    Armandez war fündig geworden.
    Es kam nicht mehr darauf an, was ihn auf die richtige Spur gebracht hatte: seine Kombinationsgabe oder eine Fahrlässigkeit der Eingeschlossenen. Die Entscheidung war bereits gefallen – und ich lag mit leeren Händen da und konnte nichts anderes tun, als den Dingen ihren Lauf zu lassen.
    Pater Georgius erschien als erster – vorangetrieben von einer Frau mit Armbinde, die ihn mit der Waffe bedrohte. Vor den Transportern blieb er stehen, und ich vernahm seine Stimme: »Wenn ihr einen Schuldigen sucht, haltet euch an mich! Ich allein bin verantwortlich!«
    Er flehte zu tauben Ohren. Das Urteil war längst gesprochen. Die Frau stieß ihm lediglich den Lauf des Karabiners in den Rücken, und Pater Georgius taumelte, begleitet von schallendem Gelächter, auf den Transporter zu.
    Mit erhobenen Händen folgte seine Schar.
    Einen Atemzug lang setzte ich die Hoffnung auf Lieutenant Wronski. Falls es ihm gelungen war zu entkommen, besaß ich zumindest noch einen Verbündeten.
    Die Hoffnung zerstob.
    Auch Lieutenant Wronski befand sich unter den Gefangenen. Er hatte einen Arm um seine Frau gelegt und stützte sie. Seine Lippen bewegten sich – und obwohl ich auf die Entfremdung hin nicht hören konnte, was er sagte, war es mir doch klar, daß er Bellinda Mut zusprach.
    Ein abgrundtiefes Gefühl der Schwäche überkam mich. Was ich in diesen Sekunden durchmachte, war die bitterste Niederlage meines Lebens.
    Hinter mir sagte eine Stimme mit falscher Höflichkeit: »Trifft es sich nicht hervorragend, Commander, daß wir jetzt vollzählig sind?«
    Es war Armandez, der ungetreue Maschinist, und das warme Metall, das meinen Nacken berührte, war die pulsierende Mündung einer Laserpistole, mit der Armandez mich in Schach hielt. Vielleicht hatte er auf mein Auftauchen geduldig gewartet, um das makabre Schauspiel in Szene zu setzen. Aus einer Falle war ich mit knapper Not entkommen – in die andere war ich blindlings hineingetappt.
    Armandez stieß mich mit der Stiefelspitze an.
    »Vorwärts, Commander! Wir wollen die Leute auf der Plaza Humanitas nicht warten lassen.«
    Er hatte mich in der Gewalt.
    Ich stand auf und ging vor ihm her.
    Es gibt Augenblicke, in denen man, wenn man sich wenigstens einen Rest von Würde bewahren will, lediglich stillhalten kann. Ein solcher Augenblick war gekommen.
    Auf den ersten Blick schien es sich um alle Einwohner von Astropolis zu handeln, die sich da zu unserem Empfang auf der Plaza Humanitas versammelt hatten – doch dieser Eindruck konnte trügen, denn so wie Pater Georgius sich mit seiner Schar verborgen gehalten hatte, mochte es anderswo andere versprengte Gruppen und Grüppchen von Impfunwilligen geben, die sich versteckt hielten: in der verzweifelten Hoffnung auf ein Wunder.
    Die Transporter-Kolonne war zum Halten gekommen, und ich konnte überblicken, was sich das Warren-Komitee Tarassenko II hatte einfallen lassen, um der Menge noch einmal ein Schauspiel zu bieten. Die Inszenierung wäre eines Wahnsinnigen wie Nero würdig gewesen.
    Wir stiegen aus, und eine Gruppe von TABs setzte sich drängelnd in Marsch, um uns in die Mitte zu nehmen. Armandez schrie einen verärgerten Befehl, woraufhin sich die fahrbare

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