Weltraumpartisanen 19: Astropolis
Programmzentrale in Bewegung setzte und unmittelbar vor den Stufen des Astropols Stellung bezog.
Das Manöver hatte etwas mit dem Verhalten der TABs zu tun, denn das Gedrängel hörte auf und der Kreis schloß sich zu einem lückenlosen Ring.
Einen Herzschlag lang glaubte ich auf den Stufen Lieutenant Mobutos schwarzes Gesicht zu sehen – doch gleich darauf war das Gesicht wieder verschwunden. Lieutenant Mobuto, begriff ich, war die Karte, auf die Graham in bezug auf das Bremsmanöver setzte und die mich und Lieutenant Wronski für ihn überflüssig werden ließ.
Graham war ein Narr. Als Biotechniker mochte er eine Koryphäe sein, doch von dem, was dazu gehörte, ein so kompliziertes und unerprobtes Objekt wie PL 01 auf Position zu bringen, verstand er nicht das geringste. Lieutenant Mobutos oberflächlichen navigatorischen Kenntnisse mochte genügen für einen Wochenendtrip nach Las Lunas, doch darüber hinaus waren sie wenig wert.
Daß auch Lieutenant Wronski ähnlich dachte, kam heraus, als er mit gepreßter Stimme sagte: »Sir, Sie müssen mit Graham reden! Machen Sie ihm klar, was mit Astropolis geschehen wird, wenn er uns umbringt!«
Es war sinnlos; ich wußte es längst. Graham hatte die Lawine ins Rollen gebracht: doch nun war es die Lawine, die als aufgehetzte Masse, mit fanatisierten Augen und schreienden Mündern auf Astropolis das Gesetz des Handelns diktierte.
Ich schüttelte den Kopf.
»Zwecklos, Lieutenant!«
Lieutenant Wronski blickte zur Seite zu Bellinda, deren Kopf an seiner Schulter lehnte, und er schluckte trocken.
»Dann, Sir, ist wirklich alles aus?«
Die TABs hatten uns in ihre Mitte genommen – aber aus irgendeinem Grunde blieben ihre mechanischen, seelenlosen Augen dunkel. Der Impuls, der sie in Bewegung setzen sollte, ließ auf sich warten.
Eine Ambulanz fuhr vor, und Dr. Becker stieg aus. Für die Dauer eines Herzschlags begegnete sein Blick dem meinen. Dann wandte er sich ab. Offenbar hatte man ihn hastig aus seiner Wohnung geholt, als Zeugen der Hinrichtung: Ich vermißte seinen weißen Kittel.
Mein Blick flog hinüber zur Programmzentrale. Sie war für mich so unerreichbar wie die entfernteste aller Galaxien. Millionen von Lichtjahren lagen dazwischen: die unverwundbare Schlachtreihe der TABs. Und selbst wenn es mir gelingen sollte, diesen Sperrgürtel zu überwinden, war damit nichts gewonnen: denn dann würde mich die Volksmenge in Stücke reißen.
Mein Blick fiel auf ein mir bekanntes Gesicht. Der bittere, verhärmte Mund, die schrille, gehässige Stimme der Frau waren mir unvergeßlich geblieben. In ihren weit aufgerissenen Augen war alles geschrieben, worauf der Mob hoffte: auf unseren verzweifelten Versuch, dem unabwendbaren Schicksal zu entkommen. In den glühenden Augen der Frau stand geschrieben, daß die Menge etwas sehen wollte. Sie wollte sich weiden an unserer Angst und Hilflosigkeit.
In die Menschenmassen kam auf einmal Bewegung, und ich wandte den Kopf.
»Ta – ras – sen – ko! Ta – ras – sen – ko!«
Graham grüßte mit erhobenen Armen – und gleich darauf übertönte seine verstärkte Stimme das Geschrei seiner Anhänger. Was er der Menge zu sagen hatte, war mir sattsam bekannt. Es waren die üblichen Phrasen – angereichert mit einigen eigenen Einfällen.
»Unsterbliche Schwestern und Brüder, wir haben dem Tod ins Auge gesehen, und wir haben uns schon fast damit abgefunden gehabt, daß er unabweisbar auf uns zukam: der GROSSE TOD unserer gesamten Art. Aber der große Denker Warren hat uns den rettenden Weg gewiesen, und sein Jünger Tarassenko hat als erster das Tor von der Theorie zur Praxis aufgestoßen. Verraten durch die III. Abteilung, verließ uns Tarassenko, bevor seine Arbeit getan war.« Graham schlug sich vor die Brust. »Doch dann kam ich.«
Die Luft dröhnte.
»Ta – ras – sen – ko! Ta – ras – sen – ko!«
Graham stieß beide Arme in die Höhe.
»Unsterbliche Schwestern und Brüder, wir sind mittlerweile den Weg des Heils gegangen – in jene strahlende Zukunft, die niemals ein Ende nehmen wird, weil wir vom Serum gekostet haben. Aber wir sind nicht allein auf der Welt. Noch immer gibt es unbelehrbare Kreaturen, die weitermachen wollen wie bisher. Sie stehen vor euch, erbärmliche Verräter an unserer heiligen Idee. Seht sie euch an!«
Die Menge johlte.
Lieutenant Wronski sprach halblaut auf seine Frau ein.
Graham fuhr fort: »Wir alle wissen, was geschehen wird, wenn wir sie gewähren lassen. Neue
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