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Weltraumpartisanen 20: Triton-Passage

Weltraumpartisanen 20: Triton-Passage

Titel: Weltraumpartisanen 20: Triton-Passage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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Ruth hatte ich mich verabschiedet. Es gab nichts mehr, was mich hielt. Alles, was ich für die lange Reise benötigte, lagerte griffbereit in den Speichern der VEGA.
    Ich stieg in die Moskito, ließ das Triebwerk anspringen und hob ab.

9.
    Bordmäßig gekleidet betrat ich Harris' Büro, um, nunmehr offiziell, meine Flugorder mit der damit gekoppelten Bestätigung meiner Versetzung als Commander auf die Explorator entgegenzunehmen. Das Büro war leer. Auf dem Schreibtisch lag ein einfacher Aktenordner mit der Aufschrift Han Wu Ti . Ich schlug ihn auf.
    Der Ordner enthielt ein Foto des VOR-Schiffes, eine lückenhafte Beschreibung der Bauweise und die vollständige Passagierliste. Letztere war ergänzt durch die Fotos, die das Fernsehen am Abend zuvor bereits veröffentlicht hatte. Der Name des Kommandanten war Liu Kuan Ti – und sein Lebenslauf wies ihn aus als einen Astronauten mit erheblicher Erfahrung.
    Harris erschien, als ich noch mit dem Sichten des Materials beschäftigt war, und drückte mir den Umschlag mit der Flugorder in die Hand.
    »Entschuldigen Sie, Brandis«, sagte er. »Ich wurde aufgehalten. Es scheint, daß Maximow Ärger hat mit der Sonde.«
    Ich prüfte die Papiere.
    Meine Bestallung zum Commander der Explorator trug einen handschriftlichen Zusatz: Für die Dauer der in der Flugorder JH 912 bezeichneten Reise . Die Flugorder lautete knapp und bündig:
     
    Metropolis, 4.5.2083
    Flugorder JH 912
     
    TK Explorator hat die Aufgabe, die Bergung des VOR-Passagierschiffes Han Wu Ti vorzunehmen.
    Dieses befindet sich z.Zt. in einer unbekannten Umlaufbahn um den Neptun.
    Über die Einzelheiten der Bergung bestehen keine Absprachen. Der Commander wird sie nach eigenem Ermessen ausführen.
     
    gez. John Harris
    Direktor VEGA
     
    Ich faltete die Dokumente und steckte sie in den Umschlag zurück.
    »Was für Ärger, Sir?«
    Ein kaum wahrnehmbares Vibrieren lief durch den Raum, als auf dem Rampengelände das Triebwerk der Explorator zum üblichen Probelauf anlief.
    Durch das Fenster konnte ich das Schiff sehen: als einen silbernen Pfeil vor dem ruhigen Blau des Atlantischen Ozeans. Unter dem Schein der aufgehenden Sonne leuchtete die Cockpitverglasung wie heller Rubin.
    »Sie ist außer Kontrolle geraten«, sagte Harris. »Maximow weiß selbst noch nicht, wie und weshalb. Er sagt, sie lag bereits auf Uranus-Kurs, als es passierte«. Harris war beunruhigt.
    Ich verwahrte die Flugorder in der Brusttasche und klemmte mir den Aktenordner unter den Arm.
    »Weiß man schon, wohin sie driftet?« 
    Harris machte eine knappe Bewegung. 
    »Das ist es ja. Sie driftet irgendwohin in den leeren Raum, mit gestopptem Triebwerk, scheinbar ziellos. Maximow hofft allerdings, daß er sie noch einfangen kann.«
    Daß eine Versorgersonde außer Kontrolle geriet, passierte immer wieder – aber gewöhnlich ereignete sich das in der kritischen Phase der Beschleunigung. Ein Ausbrechen in der Art, wie es von Maximow gemeldet wurde, war in der Tat besorgniserregend. Mein Blick wanderte über die Planetenkarte über Harris' Schreibtisch. Dort, wo sich die Sonde zu diesem Zeitpunkt befand, war nichts als leerer Raum: ohne nennenswerte Gravitationen.
    Harris las meine Gedanken.
    »Nun, Sie werden die Augen offenhalten, Brandis. Und vielleicht gelingt es Maximow ja doch noch, den Ausreißer wieder an die Leine zu bekommen, und die ganze Angelegenheit stellt sich als blinder Alarm heraus. Wenn es Ihnen recht ist, begleite ich Sie jetzt an der Start.«
    In Harris' letzte Worte hinein klingelte das Visiofon. Harris drückte die Taste.
    »Ja.«
    Der Kontrollbeamte vom Hauptportal meldete sich.
    »Staatssekretär Dr. Mildrich ist hier, Sir, und möchte vorgelassen werden.«
    Harris warf mir einen raschen Blick zu.
    Was Dr. Mildrich mit diesem Besuch in aller Herrgottsfrühe bezweckte, lag auf der Hand. In seiner Aktentasche steckte wahrscheinlich bereits jenes Rücktrittsgesuch, das Harris nur noch zu unterzeichnen brauchte.
    Harris' Stimme knarrte: »Lassen Sie Dr. Mildrich wissen, daß ich ihn nach dem Start der Explorator gern empfangen werde. Im Augenblick bin ich verhindert.« Harris ließ die Taste los und wandte sich an mich. »Gehen wir!«
    Der Aufzug brachte uns ins Erdgeschoß. Vor dem Seitenportal stand wartend der bestellte offene Transporter mit dem VEGA-Emblem.
    Harris und ich stiegen ein – aber nicht rasch genug, um dem Reporterrudel zu entkommen, das auf diesen Augenblick gelauert hatte. Das Rudel fiel über uns

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