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Weltraumpartisanen 20: Triton-Passage

Weltraumpartisanen 20: Triton-Passage

Titel: Weltraumpartisanen 20: Triton-Passage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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zur vorgeschriebenen Bordmontur ein rotes Halstuch, und sein »Erfreut, Sie kennenzulernen, Commander!« hörte sich an, als hätte er nur versehentlich nicht gesagt: »Küß' die Hand, gnädige Frau.«
    Bevor ich mich abwandte, bemerkte ich: »Ach, übrigens, Lieutenant – bevor wir alle in die Versuchung geraten, die Explorator in einen Zirkus zu verwandeln: Das rote Halstuch legen Sie besser ab.«
    Lieutenant Wagners Protest kam mit niederträchtiger Höflichkeit.
    »Darf ich Sie darauf aufmerksam machen, Sir, daß Commander Busch bislang daran keinen Anstoß genommen hat?«
    Der erste Widerspruch war bereits da, wenn auch verkappt, das erste Aufbegehren gegen den neuen Vorgesetzten, der die Gemütlichkeit störte.
    »Möglich«, erwiderte ich kühl, »ich tue es. Und nun möchte ich die Herren bitten, sich auf Ihre Stationen zu begeben.«
    Es ging mir nicht um das Halstuch. Was ich von einem Schiff, das ich führte, erwartete, war dies: reibungslose Routine und keine privaten Extravaganzen. Und was zuletzt für die Kronos gegolten hatte, mußte in noch stärkerem Maße für die Explorator gelten – für dieses knapp bemessene Schiff, auf dem es weder einen stellvertretenden Bordingenieur gab noch einen Koch.
    Harris hatte sich dem Transporter zugewandt und eine Meldung entgegengenommen. Nun dreht er sich zu mir um.
    »Die Funkbereitschaft«, sagte er. »Maximow hat sich gerade noch einmal gemeldet. Die Sonde ist jetzt endgültig futsch.«
    Die Nachricht war nicht angetan, mich zu erfreuen, denn immerhin war die Sonde in einem Raumbereich verloren gegangen, den ich, wollte ich nicht kostbare Zeit opfern, nicht vermeiden konnte.
    Harris' Überlegungen bewegten sich in gleicher Richtung.
    »Nun«, fügte er hinzu, »das muß nicht unbedingt etwas zu bedeuten haben. Es liegt mir fern, den Teufel an die Wand zu malen. Die Funkbereitschaft hat soeben alle in Frage kommenden Raumstationen befragt. Alle Auskünfte sind negativ. Zusätzliche Gravitation wird nirgendwo gemessen.«
    Harris sprach es nicht aus, was ihm im Augenblick ebensoviele Sorgen bereitete wie mir. Er sprach es nicht aus, weil es sich um etwas handelte, was zu den Unwägbarkeiten unseres Berufes gehörte.
    Immer wieder kam es vor, daß Schiffe verlorengingen, und fast immer gab es dafür eine plausible Erklärung: Meteoritenschlag, Energiestürme, ein technischer Defekt. Aber daneben gab es auch jene anderen Fälle – die Fälle des spurlosen Verschwindens. Die Bezeichnung »zusätzliche Gravitation« war eine vorsichtige Umschreibung für das von allen Raumfahrern gefürchtete, wenngleich nie hundertprozentig wissenschaftlich nachgewiesene Schwarze Loch.
    Wer einmal in diesen kosmischen Strudel geriet, fand nur selten wieder heraus. Commander Kipling hatte es einmal geschafft und ebenso Major Sargasso von der Strategischen Raumflotte. Mit überhitztem Triebwerk hatten sie sich aus der Peripherie eines solchen Strudels herauskatapultiert, in dessen Zentrum die zum Absoluten verdichtete Materie lauert wie eine Spinne im Netz: im Durchmesser oft kaum größer als ein Meteor, im Gegensatz zu diesem aber nicht zu sehen und weder mit dem Radar zu orten noch mit dem Funkpeiler.
    Harris' Befürchtung, die Sonde könnte in das Gravitationsfeld eines solchen Schwarzen Lochs geraten sein, war offenkundig. Für die Reise zum Neptun, die mir bevorstand, war das ein schlechter Auftakt.
    Ich würde auf der Hut sein müssen: wie noch nie zuvor in meinem Leben.
    Harris preßte meine Hand.
    »Ich weiß, Sie sind kein Anfänger, Brandis«, sagte er. »tun Sie, was getan werden muß, aber tun Sie das mit gebührender Vorsicht. Und nun wünsche ich Ihnen wie in alten Tagen Mast- und Schotbruch.«
    Ich ging an Bord, und während draußen Harris den Transporter bestieg, um in die politische Arena zurückzukehren, ließ ich die Gangway einfahren und die Schleuse verriegeln.
    Captain Miller warf einen Blick auf den davonstiebenden Transporter.
    »Der Alte riskiert seinen Kopf – und wenn seiner fällt, fällt Ihrer gleich mit, Sir.«
    Captain Miller, begriff ich, hoffte, daß Dr. Mildrich sich durchsetzte. Vielleicht gab es in Dr. Mildrichs schwarzem Diplomatenkoffer schon eine geheime Beförderungsliste. Es war nicht meine Aufgabe, mich mit Captain Miller darüber auseinanderzusetzen, weshalb ihm bislang der begehrte Commanderstern verwehrt geblieben war. Entweder er begriff es von selbst – dann hatte er auch unter Harris eine reelle Chance; oder aber er begriff es

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