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Weltraumpartisanen 20: Triton-Passage

Weltraumpartisanen 20: Triton-Passage

Titel: Weltraumpartisanen 20: Triton-Passage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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sind nicht einmal im Dienst. Wenn Sie jetzt nein sagen, haben Sie mein volles Verständnis.«
    Ich legte mich nicht fest.
    »Die Kronos könnte frühestens in einer Woche klar sein – falls man auf der Werft rund um die Uhr arbeitet. Und so lange darf man nicht warten.«
    Harris dachte nach.
    »Man könnte zumindest Ihre Crew zusammentrommeln – Captain Romen, Lieutenant Stroganow und die anderen. Das wäre doch immerhin was.«
    »Das wird nicht gehen, Sir.«
    »Warum nicht?«
    »Ich hab's bereits versucht. Die Jungs sind untergetaucht – einer wie der andere. Man kann's ihnen nicht einmal verdenken.«
    »Daß sie ihren Urlaub genießen?« Harris deutete auf das Visiofon. »Man könnte eine Drei-Kontinent-Fahndung nach ihnen rausjagen.«
    Das konnte man in der Tat – und irgendwo würde man sie finden, verstreut über alle Länder der halben Welt: früher oder später. Eher später.
    »Das braucht seine Zeit, Sir.«
    Harris nickte.
    »Das braucht seine Zeit, ich weiß. Und Zeit ist etwas, womit wir geizen müssen. Es ist ein Jammer. Sie, die Kronos und Ihre bewährte Crew – das, Brandis, ist die Karte, die ich am liebsten gespielt hätte. Jetzt haben wir nur noch die Explorator .«
    »Buschs Schiff!« wandte ich ein.
    »Ein VEGA-Schiff«, stellte Harris richtig. »Busch führt es als Commander. Den Commander kann man austauschen.«
    Ich sträubte mich.
    »Aber nicht das BMS! Und das steckt in den Kinderschuhen.«
    »Sie trauen der Anlage nicht?«
    »Ich werde ihr trauen, sobald Sie ihr das Zertifikat geben, Sir. Bis dahin will ich mit ihr nichts zu tun haben.«
    »Commander Busch schwört auf sie. Man muß sie nur ordentlich auf Trab halten, sagt er, indem man zweimal täglich das Triebwerk anwirft.« Harris langte in eine Schublade und warf mir einen Stapel Personalkarten zu. »Ich dachte, es könnte nicht schaden, wenn Sie sich schon mal auf alle Fälle mit der Crew vertraut machten.«
    Der Umstand, daß Harris die Personalkarten zur Hand hatte, ließ darauf schließen, daß er mit meiner Zusage rechnete. Er war ein gewiefter Taktierer. Von Anfang an war ich sein Mann gewesen. Und der Unfall, der mich in Metropolis festhielt, lieferte mich ihm aus.
    »Ich habe nicht gesagt, daß ich den Auftrag annehme, Sir.«
    Harris wedelte meinen Einwand hinweg.
    »Ausgezeichnet. Hier haben Sie sechs Gründe, um ihn abzulehnen.«
    Er stand auf und trat, wie er es gerne tat, um seinem Gesprächspartner Zeit zum Nachdenken zu lassen, ans Fenster. Davor blieb er stehen, den Blick zu den allmählich verblassenden Sternen erhoben.
    Harris litt. Ich spürte es. Er litt unter seinem körperlichen Gebrechen, das ihn daran hinderte, selbst ein Schiff zu führen. Wäre dieses Gebrechen nicht gewesen, dieser lächerliche fehlende Arm, dann – ich zweifelte nicht –, wäre die Explorator um diese Stunde bereits unterwegs gewesen: mit ihm als Commander im Cockpit. Nun stand er da, starrte den Himmel an, den er in früheren Jahren so oft bezwungen hatte und der sich nun nicht länger von ihm bezwingen ließ, und litt. Er litt auch darunter, daß ich zu dem, was er von mir erwartete, nicht auf Anhieb Ja und Amen sagte.
    Ich konnte nur hoffen, daß er Verständnis dafür aufbrachte, daß ein Mann, dessen Frau nach einer Operation auf Leben und Tod in der Klinik lag, zuerst an seine persönlichen Verpflichtungen dachte.
    Der Urlaub … nun gut: der Urlaub ließ sich auf später verschieben. Ohnehin war er bereits verpatzt. Aber was, falls Ruths Befinden sich wider Erwarten verschlechterte? Was, wenn sie nach mir verlangte – und ich war dann nicht da, wie so oft? Bis hin zum Neptun und zurück – das war eine Reise von mehreren Wochen: je nachdem, wie sich das Schiff bewährte, je nachdem, worauf man unterwegs stieß. Man mußte mit Energiestürmen rechnen, mit Meteoritenschlägen, mit außerplanmäßigen Gravitationen, mit tausend Widrigkeiten. Der Neptun war nicht die Venus. Wer sich zu ihm auf die Reise machte, stieß vor ins Ungewisse.
    Die Frage war, ob ich Ruth das antun konnte. Was, wenn sie starb, während ich mich auf der Reise befand zu Menschen, die mich nichts angingen?
    Harris ließ mir Zeit. Er drängte nicht. Er stand vor dem Fenster, drehte mir den Rücken zu und studierte die Sterne. Er war sich seiner Sache sicher.
    Ich nahm mir die Personalkarten vor.
    Die von Captain Miller war mir bereits bekannt. Ich legte sie fort, ohne sie zu lesen.
    Über den Navigator hieß es: Walter Kardorff (Ltn. VEGA), Hautfarbe weiß,

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