Weltraumpartisanen 20: Triton-Passage
nicht – und dann konnte auch ein erdienerter Stern keinen guten Commander aus ihm machen.
»Machen wir uns an die Arbeit, Captain!« erwiderte ich. »Genug Zeit ist bereits vergeudet worden.«
Captain Miller preßte die Lippen aufeinander. Sein »Aye, aye, Sir!« war kaum zu verstehen.
Das Cockpit der Explorator war eng und unbequem – und eng und unbequem war das ganze Schiff. Ich ging es ab und überlegte, wie man die dreiundachtzig zusätzlichen Menschen unterbringen würde – sollte es uns tatsächlich gelingen, sie abzubergen. Zur gegebenen Zeit mußte ein Plan dafür erstellt werden. Die Verpflegung der Schiffbrüchigen mußte ebenso sichergestellt werden wie ihre sanitäre Versorgung. Alles das würde nicht eben einfach sein. Im Rahmen des Möglichen war vorgesorgt: In der Messe stapelten sich Decken, Luftmatratzen und Kartons mit Geschirr.
Der Start war auf 08.45 Uhr Metropoliszeit festgesetzt, so daß mir eine knappe Stunde verblieb, um mich mit der Explorator vertrautzumachen. In das Cockpit zurückgekehrt, wo Captain Miller in Sprechverbindung mit dem TÜ – dem Technischen Überwachungsstand, wie der Maschinenraum korrekterweise hieß – bereits mit den Vorbereitungen zum Abheben beschäftigt war, nahm ich mir die Inventarliste vor.
Sie entsprach der Norm. Die Explorator war ausgerüstet für maximal 365 Reisetage bei einem Stand von sechs Mann Besatzung. Eine provisorisch eingefügte zusätzliche Liste beinhaltete den darüber hinaus an Bord genommenen Proviant- und Trinkwasservorrat.
Aufgeführt war auch der Bestand an Preßluft. Die eingesetzte Zahl überraschte mich.
»Eine Frage, Captain. Dreiundsechzig Kubikmeter – ist das alles?«
Captain Miller warf einen Blick auf die Liste und nickte. »Mehr läßt sich nicht unterbringen, Sir. Das BMS beansprucht den ganzen Raum. Die Preßluft ist nur für die Hydraulik da.«
Das BMS hatte ich bereits besichtigt. Die Anlage nahm fast ebenso viel Raum ein wie das Triebwerk. Ein computergesteuertes Spiegelsystem versorgte sie mit ungefiltertem Sonnenlicht. Die biomechanischen Reaktoren selbst waren abgedeckt. Daß sie in Betrieb waren, ließ sich lediglich an den Armaturen ablesen, die den von ihnen erzeugten und in den Kreislauf eingespeisten Sauerstoff maßen. Der Kern der Reaktoren bestand aus natürlichen Algen – gekoppelt mit einer Vielzahl von energiebedürftigen Aktivatoren. Diese waren aus Sicherheitsgründen nicht an das Bordnetz angeschlossen, so daß sie in festgelegten Intervallen durch einen kurzen Energiestoß des ausgekuppelten Triebwerkes auf Leistung gehalten werden mußten.
Der Tag mochte kommen, an dem ein ausgereiftes BMS zur selbstverständlichen Grundausrüstung eines jeden Schiffes gehören mochte. Auf dieser Reise freilich würde ich mich kaum mit ihm anfreunden.
»Hat es mit der Anlage in der letzten Zeit irgendwelche Schwierigkeiten gegeben?«
»Überhaupt keine, Sir«, erwiderte Captain Miller. »Man muß sie lediglich auf Trab halten – das ist alles.«
»Und sollte das mal nicht möglich sein?«
Captain Miller hob die Schultern und machte ein leeres Gesicht.
Das BMS herauszureißen und durch ein herkömmliches störunanfälliges System der Aufbereitung auf Preßluftbasis zu ersetzen: dazu war es zu spät. Die Arbeit daran hätte mindestens drei Tage beansprucht.
Den Rest der Inventarliste ging ich ohne weitere Fragen durch. Danach begab ich mich ins Kartenhaus – amtlich Navigations-Center oder kurz NC –, in dem Lieutenant Kardorff gerade damit beschäftigt war, den Bordcomputer mit den eingehenden Meßdaten zu füttern.
»Sir!«
Lieutenant Kardorff sprang auf. Ich winkte ab.
»Lassen Sie sich nicht stören, Lieutenant. Weshalb ich hereinschaue: Es könnte sein, daß wir nach dem Passieren der Interplanar XVI-Linie, vielleicht auch schon früher, auf ZG stoßen. Haben Sie damit schon mal zu tun gehabt?«
Lieutenant Kardorff starrte mich an. »Nein, Sir. Nie.«
»Aber Sie wissen, wovon ich rede?«
»Ja, Sir. Natürlich, Sir. ZG. Zusätzliche Gravitation. Selbstverständlich, Sir. Schwarze Löcher, Sir. Ein höchst selten auftretendes Phänomen – zuletzt beobachtet von Commander Loriot an Bord der Star-Expreß im Jahr …«
Ich schnitt ihm den Faden ab. Der Mann war vollgestopft mit Theorie. Was ich benötigte, war ein Navigator mit Sinn für die Praxis.
»Achten Sie darauf. Sobald Ihnen etwas verdächtig erscheint, geben Sie mir unverzüglich Bescheid – zu jeder Tages- und
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