Weltraumpartisanen 20: Triton-Passage
eigenhändig und mit langsamer Fahrt – gerade noch schnell genug, um im Gewirr der sich rasch verschiebenden Gravitationen auf Kurs zu bleiben – in die Triton-Passage hineinzusteuern, lag hinter mir eine an äußeren Ereignissen nicht eben reiche Reise, deren hervorstechendstes Merkmal die Monotonie war, wie sie sich auf langen astralen Expeditionen ganz von selber einstellt.
Die durch den Verlust der Versorgersonde genährte Befürchtung, daß hierbei ein Fall von ZG im Spiel gewesen sein möge, war durch nichts bestätigt worden. Lieutenant Kardorff, der gewissenhaft seinen Dienst versah, war auf der Hut und nahm lieber eine Messung zu viel als zu wenig vor, und auch ich selbst behielt die Anzeigen im Auge und blieb in ständiger Alarmbereitschaft, um, falls erforderlich, sofort eingreifen zu können. Jedoch auch nachdem wir die Interplanar XVI-Linie gekreuzt hatten und in jenes Raumgebiet vordrangen, in dem die Sonde außer Kontrolle geraten war, blieben die Anzeigen normal, und die Explorator fuhr unbeeinflußt und unbehelligt fort, ihren durch den Bordcomputer festgeschriebenen Kurs zu ziehen, so daß ich mehr und mehr zu der Ansicht gelangte, daß der Verlust der Sonde auf einen anderen als den von Maximow vermuteten Grund zurückzuführen wäre.
Bestätigung fand diese meine Ansicht durch ein treibendes Energiefeld, das, während wir es durchquerten, den Lichtfunkverkehr mit VEGA-Metropolis praktisch lahmlegte. Sollte die ferngesteuerte Sonde in dieses oder in ein gleichgeartetes Feld hineingeraten sein, lag die Vermutung nahe, daß ihre ohnehin nicht mehr taufrische Elektronik unter der Überbeanspruchung zusammengebrochen war, woraufhin sie den Kurs geändert haben mochte, um schließlich spurlos in der Unendlichkeit zu verschwinden. Obwohl ich nach ihr Ausschau halten ließ, blieb sie verloren.
Der einzige Radarkontakt, den Lieutenant Wagner zu melden hatte, rührte von einem Staubnebel her, der möglicherweise eine alte Kometenbahn anzeigte. Wir umflogen den Nebel, bevor er uns gefährlich werden konnte, mit einem gebührenden Schlenker: eine Maßnahme, die die Anreise zur Han Wu Ti um rund vierundzwanzig Stunden verlängerte, die aber im Interesse von Schiff und Besatzung unumgänglich war.
Allmählich revidierte ich das Vorurteil, das ich gegen die Explorator stets gehegt hatte. Sie war ein gutes und leistungsfähiges Schiff mit hervorragenden Manövriereigenschaften und für die ihr gestellte Aufgabe bestens geeignet. Das BMS machte nicht die geringsten Schwierigkeiten, und die davon produzierte Atemluft übertraf an Qualität – Frische, Aroma und Sauerstoffgehalt – alles, was ich bislang aus den Filtern der konventionellen Systeme zu schmecken bekommen hatte. Der metallische Beigeschmack, an den ich seit je her gewöhnt war, fehlte völlig. Die vom BMS produzierte Luft war sauber und rein wie der Atem der Wälder. Man mußte sich nur daran gewöhnen, daß das Triebwerk im 12-Stunden-Rhythmus selbsttätig ansprang, um einen neuen Energiestoß in die Anlage zu jagen. Nach wie vor bildete die enorme Energieabhängigkeit den wunden Punkt der Anlage; und solange es nicht gelang, diese auszumerzen, war an eine Serienfertigung des BMS nicht zu denken.
Die menschliche Atmosphäre an Bord war weniger erfreulich – aber damit fand ich mich ab. Wenn man von Lieutenant Kardorff absah, der sich durchweg korrekt verhielt, hatte ich es mit einer Crew zu tun, die völlig unter dem Einfluß von Captain Miller stand – ein Umstand, der beiden nicht ohne Grund den Spitznamen eingebracht hatte: »Der Lord und seine Tafelrunde.«
Bevor ich das Kommando über die Explorator übernommen hatte, hatten auf ihr reichlich legere Sitten geherrscht, und allerlei – von Commander Busch offenbar geduldete – Schlampereien waren an der Tagesordnung gewesen: kleine Nachlässigkeiten, die, einzeln genommen, kaum mehr als Bagatellen, als ganzes aber nicht unbedenklich waren. Die Bedingungen, unter denen das Schiff bisher geflogen war, hatten dafür gewiß den Nährboden geliefert. Es blieb mir nicht erspart, die eine oder die andere Anordnung zu treffen, die das Mißfallen der Mannschaft erregte, so zum Beispiel die Wiedereinführung eines Wachbetriebes rund um die Uhr für die Brücke und das RC, wie das die Vorschriften für die Große Fahrt verlangten.
Nicht, daß die Männer sich geweigert hätten, meinen Anordnungen Folge zu leisten – aber ihre frostigen Mienen im Verbund mit der übertriebenen
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