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Weltraumpartisanen 20: Triton-Passage

Weltraumpartisanen 20: Triton-Passage

Titel: Weltraumpartisanen 20: Triton-Passage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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UKW?«
    »Tote Hose, Sir. Die Han Wu Ti sagt nicht Piep und nicht Papp.«
    Lieutenant Bokwes Miene drückte aus, was er von diesem Schweigen hielt.
    Von Anfang an hatte ich damit rechnen müssen. Neunundzwanzig Tage war es her, daß sich das VOR-Schiff zum letzten Mal gemeldet hatte, und seitdem trieb es wie ein Stück Strandgut in der neptunischen Umlaufbahn. Von Anfang an war es fraglich gewesen, ob der Expedition Erfolg beschieden sein würde. Nun jedenfalls hatte ich Gewißheit. Die Antennenanlage der Han Wu Ti wirkte unbeschädigt, und so verbraucht konnten die Batterien nicht sein, daß der Empfänger einen UKW-Ruf auf kürzeste Entfernung nicht registrierte. Der Schluß – bitter und grausam – lag auf der Hand: Wir waren zu spät gekommen. An Bord der Han Wu Ti war kein Mensch mehr am Leben.
    Auch Captain Miller war dieser Ansicht.
    »Sieht aus, Sir, als hätten wir eine vergebliche Reise gemacht«, empfing er mich, als ich meinen Platz im Cockpit einnahm. »Frost an den Fenstern. Haben Sie schon gesehen?«
    Captain Miller, der Lord, wirkte bedrückt und niedergeschlagen. Auf einmal erschien mir unsere Auseinandersetzung von vorhin unwürdig und überflüssig. Während ich schlief, war er ein untadeliges Manöver geflogen – und nun erging es ihm wie mir: Der Anblick des toten VOR-Schiffes machte ihm zu schaffen.
    Ich zog das Steuer an mich heran.
    »Ich übernehme.«
    Fünf Minuten später hatte ich die Umlaufbahn der Explorator derjenigen der Han Wu Ti so weit angeglichen, daß beide Schiffe mit einer Kabellänge Abstand nebeneinander trieben. Die Bahn war leicht geneigt. Die Han Wu Ti hatte noch eine Gnadenfrist von achtundsiebzig Tagen, bevor sie von den Wolken verschluckt wurde, um auf der Oberfläche des Neptuns zu zerschellen.
    Das Schiff war bereits so gut wie verloren. Ich stellte das Triebwerk ab und rief das FK. »Brücke. Ich möchte, daß Sie einen Lichtspruch an die Han Wu Ti absetzen. Internationaler Code.«
    Die Lautsprecherstimme machte keinen Hehl daraus, daß sie von meinem Vorhaben nichts hielt.
    »Lichtspruch an die Han Wu Ti . Aye, aye, Sir – wenn Sie wirklich meinen, daß das was bringt. Was soll ich durchgeben?«
    Es war ein letzter, verzweifelter, wahrscheinlich überflüssiger Versuch. Auf der Han Wu Ti gab es kein Leben mehr: Sonst hätte sich längst hinter den Scheiben des Cockpits zumindest eine winkende Hand erhoben, um uns wissen zu lassen, daß unsere Annäherung bemerkt worden war.
    »Geben Sie durch«, sagte ich: »EAAU-Schiff Explorator hält sich zum Abbergen der Besatzung und Passagiere bereit und ist klar zum Koppeln. Ich bitte um Ihre Assistenz.«
    Lieutenant Bokwe wiederholte den Text, und der Morsescheinwerfer der Explorator trat in Aktion.
    Ich  hatte  es mit  einem  Problem  zu  tun,  an  das  ich  bislang nicht  gedacht  hatte. Die Han Wu  Ti  traf  keine Anstalten,  um unserem  Dingi  das  Koppeln  zu  ermöglichen.  Mit  ihren hermetisch  verschlossenen  Schleusen  glich  sie  einer Konservenbüchse, zu der der Schlüssel fehlt. 
    Der Lautsprecher schepperte. 
    »FK. Sir, der Spruch ist 'raus, aber da kommt nichts zurück. Keine Bestätigung, Sir.«
    Die Han Wu Ti schwieg. Hinter ihren überfrorenen Fenstern rührte sich nichts. Damit war zu rechnen gewesen. Und dennoch: Das Gefühl der Niedergeschlagenheit, das Gefühl der Trauer, heraufbeschworen durch den Anblick dieses zum Sarg gewordenen Schiffes, ließ sich nicht einfach abschütteln. Und mit diesem Gefühl, spürte ich, stand ich nicht allein. Auch die Männer, die ich vor kurzem noch als lausige Crew bezeichnet hatte, waren erschüttert.
    Ich drückte die Taste.
    »Danke, FK. Geben Sie's auf. Und machen Sie sich klar zum Aussteigen.«
    Ich wiederholte diese Aufforderung, nachdem ich Alle Stationen gedrückt hatte.
    »Hier spricht der Commander. Wir stehen vor einem Problem. An Bord der Han Wu Ti ist offenbar keiner mehr in der Lage, uns das Koppeln zu ermöglichen. Es wird uns nichts anderes übrig bleiben, als die Schleuse aufzuschweißen. Die Lieutenants Minulescu, Bokwe und Wagner werden gebeten, sich zum Aussteigen klar zu machen und das erforderliche Gerät – Schneidbrenner, Brechstangen und so weiter – mit hinüberzunehmen. Überprüfen Sie sorgfältig Ihre Anzüge und vergessen Sie die Sicherheitsleinen nicht.«
    Das Problem war im Prinzip bereits gelöst.
    Abgesehen davon, daß wir, den Triton im Rücken, in einer neptunischen Umlaufbahn trieben, war, was

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