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Weltraumpartisanen 20: Triton-Passage

Weltraumpartisanen 20: Triton-Passage

Titel: Weltraumpartisanen 20: Triton-Passage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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Nachtzeit.«
    Lieutenant Kardorff starrte mich an wie eine verängstigte Eule.
    »Aye, aye, Sir. Auf ZG achten. Sie können sich auf mich verlassen, Sir.«
    Ich klopfte gegen den Gravimeter.
    »Behalten Sie das Ding im Auge. Wenn Sie schlafen gehen oder mal aufs Klo müssen – dann stellen Sie den Kasten auf selbsttätigen Alarm. Ich möchte keine Überraschungen erleben.«
    »Aye, aye, Sir. Selbsttätiger Alarm. Sie können sich auf mich …«
    Ob ich mich auf ihn verlassen konnte, mußte sich erst noch erweisen. Ich mußte es darauf ankommen lassen. Lieutenant Kardorff war ein aufgeregter junger Mann – und sehr, sehr eifrig. Wahrscheinlich war er ein ebenso eifriger Schüler gewesen. Mit trockenem Wissen zumindest war er vollgestopft bis obenhin. Nun – und Commander Busch war schließlich mit ihm zufrieden gewesen.
    Ich nickte.
    »Betrachten Sie meine Anweisung lediglich als routinemäßige Vorsichtsmaßnahme«, sagte ich. Und dann, bevor ich ihn verließ, griff ich in das Regal und reichte ihm das mit Diverse Planeten überschriebene Handbuch. »Beschäftigen Sie sich bei Gelegenheit mit der Triton-Passage. Wir werden eine Menge manövrieren müssen.« 
    Zehn Minuten vor dem Start nahm ich meinen Platz im Cockpit ein und legte die Gurte an.
    Man hat mich in späterer Zeit immer wieder gefragt, welcher Art meine Gedanken in diesem Augenblick gewesen sind. Die Wahrheit ist die, daß ich schlagartig aufhörte, an die eingeschlossenen Menschen auf der Han Wu Ti zu denken. Ich wußte, daß es sie gab und vergaß durchaus nicht, daß die Reise nur ihretwegen unternommen wurde – um einen späten und nicht sehr erfolgversprechenden Versuch zu unternehmen, sie dem sicheren Tod in der Leere des Raumes zu entreißen; doch diese ganze Information blieb irgendwo auf Abruf gespeichert.
    Ich ging an diesen Start wie an jeden x-beliebigen Start zu den Sternen: nüchtern und ohne Emotionen. Ich ging an ihn wie an die Lösung einer mathematischen Aufgabe.
    Um 07.58 bat ich um die Klarschiffmeldung.
    Die Stationen meldeten sich in der üblichen Reihenfolge, und im Anschluß daran klinkte Captain Miller das Handsteuer aus und zog es an sich heran. »Schiff und Brücke klar zum Start, Sir.« Er machte keinen Hehl daraus, daß er sich nur ungern meinem Kommando unterstellte. Daran würde sich wohl auch nichts ändern. Solange er gewissenhaft seinen Dienst versah, war ich bereit, ihn zu nehmen, wie er war. Was ich von ihm erwartete, war Disziplin, nicht Freundschaft.
    Ich drückte die Mikrofontaste des Senders.
    » Explorator – Tower. Ich bin jetzt klar und bitte um Freigabe.«
    Bergers Stimme erklang im Lautsprecher.
    »Roger, Explorator . Sie werden sofort freigegeben. Augenblick noch, Mark – der Alte will dich noch mal haben. Ich stelle durch.«
    Harris' knarrendes Organ ließ sich vernehmen. »Commander …«
    »Auf Empfang, Sir.«
    »Maximow hat mir gerade den Abschlußbericht durchgegeben – wegen der Sonde. Er schließt jetzt nicht aus, daß es sich um einen ZG-Fall handelt. Wie wär's mit einem kleinen Umweg?«
    »Sir, das würde uns mindestens sieben Tage kosten – wenn nicht mehr. Ich denke, wir pirschen uns ran und sehen nach, was los ist.«
    »Ich lege das in Ihre Hand, Brandis. Sie haben das Kommando über das Unternehmen, nicht ich. Dann also – mit Gott!«
    »Danke, Sir.«
    Harris' Stimme wurde abgelöst durch die von Berger. »Tower – Explorator . Steigwinkel 180 auf x.«
    Die übliche Freigabe für ein Schiff dieser Klasse. Man katapultierte sich senkrecht den Sternen entgegen, um erst nach dem Durchstoßen der Atmosphäre auf Kurs zu gehen.
    »180 auf x. Roger.«
    »Mach's gut, Mark. Wir drücken die Daumen.« Bergers Stimme wurde amtlich. » Explorator , der Start ist: FREI.«
    Ich ließ die Taste los und lehnte mich zurück. »Captain – abheben!«
    Captain Miller ließ die bereits vorgewärmten Triebwerke anspringen und gab Schub.
    Einen Atemzug lang schien sich die Explorator rüttelnd und schüttelnd an die Erde zu klammern; – dann, auf einmal, wurde sie ruhig und begann zu steigen, schneller und immer schneller. Sie durchstieß das weiße Gebirge der Kumuluswolken und stieg und stieg, und der blaue Maienhimmel wurde dunkler und verwandelte sich mehr und mehr in den goldgesprenkelten schwarzen Samt des unendlichen Raumes.

10.
    Als ich achtundzwanzig Tage später die Automatik – korrekter: den vollautomatischen Kursgeber mit integrierter Schubregelung (VKS) – abschaltete, um die Explorator

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