Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weltraumpartisanen 20: Triton-Passage

Weltraumpartisanen 20: Triton-Passage

Titel: Weltraumpartisanen 20: Triton-Passage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
Vom Netzwerk:
Beflissenheit, die sie, sooft ich auftauchte, an den Tag legten, ließen mich spüren, daß sie den neuen Besen, der ihnen zugeteilt worden war, nicht eben schätzten. In ihren Augen war es nach wie vor Commander Busch, dem gegenüber sie sich verantwortlich fühlten, und, in Stellvertretung, Captain Miller, der sich mir gegenüber jener eisigen Höflichkeit bediente, hinter der sich versteckte Aufsässigkeit verbirgt, und keine Gelegenheit ausließ, meine Anordnungen in Frage zu stellen, ohne jedoch Gefahr zu laufen, auf einer Unbotmäßigkeit festgenagelt zu werden.
    Unter vier Augen hätte ich Captain Miller natürlich zu verstehen geben können, daß sein Verhalten ebenso töricht wie ungerechtfertigt war, weil ich auf die Beförderungspolitik der VEGA keinen Einfluß hatte, – doch ein solches Vorgehen hätte allenfalls offenkundig gemacht, daß ich an seinem Verhalten Anstoß nahm, und die Situation möglicherweise, statt sie zu klären, lediglich verschlimmert; und so nahm ich davon Abstand und beschränkte mein Eingreifen in den Bordbetrieb auf dienstliche Anweisungen.
    An diesem Grundsatz hielt ich auch dann fest, als Captain Miller, während die Explorator bei der Ansteuerung des Neptuns langsam durch die nur oberflächlich vermessene und computermäßig kaum ausgewertete Triton-Passage trieb, verspätet auf der Brücke erschien, um mich nach einem anstrengenden und nervenaufreibenden Sechsstundentörn am Handruder abzulösen.
    Um 05.23 Uhr hatten wir, eine halbe Tagesreise vor dem Neptun, einen flüchtigen Radarkontakt gehabt, der, obwohl er gleich darauf wieder verwischte, mit der Han Wu Ti in Verbindung gebracht werden konnte, und seitdem bewegte sich die Explorator suchend durch die Triton-Passage – wie dieser durch die Gravitationen des Neptuns und seiner beiden Monde beherrschte Raumbereich kurz genannt wurde, seitdem die unbemannte Spähersonde Salud III an dieser Stelle aus der Bahn geworfen und unprogrammgemäß auf dem größeren der beiden Monde, dem Triton, zerschellt war.
    Nach Wochen der Leere und Einsamkeit bot sich uns ein ebenso großartiges wie beklemmendes Schauspiel. Vor dem Steuerbordbug der Explorator schwebte der Neptun wie ein Vorhang aus grauer, von innen heraus in Wirbel und Strudel versetzter Watte. Das dichte Gewölk verschleierte den Blick auf die Oberfläche, wodurch der riesige Planet eine nahezu gespenstische Note erhielt. Wären die Instrumente nicht gewesen, die seinen Umriß markierten – man hätte ihn für ein unwirkliches Phänomen halten können. Überragt wurde die Wolkenkuppel von einem halben blutroten Mond – Nereide –, während der wüstengleiche Triton mit seinen bizarren Kratern und scharfgratigen Gebirgsmassiven, scheinbar zum Greifen nahe, als gelbbraune Staubfläche vor dem Backbordfenster stand.
    Es war ein schwieriges, gefahrvolles Manövrieren, das höchste Fingerfertigkeit erforderte und einen dazu zwang, die Instrumente nicht aus den Augen zu lassen, um in diesem Labyrinth der Schwerefelder nicht von der Ideallinie abzuweichen, auf der das Schiff nach allen Seiten hin stabilisiert blieb, ohne daß es umständlicher maschineller Korrekturen bedurfte.
    Um 10.49 meldete sich die Stimme mit dem Wiener Anklang erneut im Lautsprecher.
    »Brücke – RC. Es gibt da wieder einen Kontakt, Sir.« 
    Ich drückte die Taste.
    »Roger, RC. Frage, Lieutenant Wagner: Ist es schon möglich, den Kontakt näher zu bestimmen?«
    »Leider noch nicht, Sir. Ich kann bis jetzt nur sagen: Das Objekt schwingt in einer Umlaufbahn um den Neptun.«
    Die Auskunft war mager – zu mager für meinen Geschmack. Entweder hatte ich es mit einem lausigen RC zu tun – oder aber Lieutenant Wagner machte es sich zu leicht.
    »Roger«, sagte ich. »Und nun, wenn ich bitten darf, die Bahnbestimmung.«
    »Sir, das wird nicht so einfach sein«, erwiderte die Stimme. »Ich hab' da mit allerlei Störungen zu kämpfen, und der Kontakt ist …«
    Ich schnitt dem RC den Faden ab.
    »Lieutenant Wagner, ich habe Sie nicht um einen Vortrag über die Schwierigkeiten gebeten, unter denen Sie zu leiden haben, sondern um eine ganz simple Bahnbestimmung. Und dazu sollten Sie wohl imstande sein.« 
    Der Lautsprecher reagierte mit einem Scheppern. 
    »Sehr wohl, Sir. Wird gemacht, Sir.«
    »Wie?«
    Lieutenant Wagner riß sich zusammen. »Bahnbestimmung. Aye, aye, Sir.«
    Ich rief das FK.
    »Brücke. Lieutenant Bokwe, das RC hat soeben ein Objekt geortet, das möglicherweise die Han Wu Ti ist. Die

Weitere Kostenlose Bücher