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Weltraumpartisanen 20: Triton-Passage

Weltraumpartisanen 20: Triton-Passage

Titel: Weltraumpartisanen 20: Triton-Passage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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genaue Bahnbestimmung steht noch aus. Sehen Sie zu, ob Sie über die SOS-Frequenz Verbindung aufnehmen können.«
    »Roger«, bestätigte Lieutenant Bokwe. »Ich werde versuchen, Verbindung zur Han Wu Ti aufzunehmen. Aye, aye, Sir.«
    Als die Borduhr im Cockpit mit dem Zeigerstand 12.00 den fälligen Wachwechsel anzeigte, waren alle Versuche, mit der Han Wu Ti Verbindung aufzunehmen, fehlgeschlagen. Der Radarkontakt war dreimal wieder verloren gegangen – aber inzwischen war er durch Lieutenant Wagner einwandfrei identifiziert als das Echo eines Schiffes mittlerer Größe, und auch eine exakte Bahnbestimmung lag vor.
    Es gab keinen Grund mehr, daran zu zweifeln, daß wir die Han Wu Ti aufgespürt hatten.
    Kurz vor 12.00 Uhr ließ ich mir vom Kartenhaus die Rendezvous-Daten errechnen und änderte dementsprechend mit angelaufenem Triebwerk den Kurs.
    Was es bedeutet, in einem Raumgebiet vom Schwierigkeitsgrad der Triton-Passage sechs Stunden lang im Zustande höchster Konzentration am Steuer zu sitzen, kann nur ermessen, wer selbst unter den Sternen geflogen ist.
    Ich war ausgelaugt bis ins Mark, zu Tode erschöpft. Vor mir lag die eigentliche Bergung: ein weiteres kompliziertes Manöver. Falls Lieutenant Wagners Berechnungen stimmten, blieb mir gerade eine knappe Stunde Zeit, um etwas zu ruhen.
    Captain Miller ließ auf sich warten. Als er schließlich im Cockpit erschien, verströmte er einen Duft nach Sauberkeit und Frische, nach einem herzhaften Eau de Cologne und, falls mich nicht alles täuschte, nach einem gleichfalls herzhaften Whisky; und es war drei Minuten über die Zeit.
    »Mahlzeit, Sir«, sagte Captain Miller und ließ sich stöhnend in seinen Sitz fallen. »Was liegt denn so an?«
    Was er mit seiner freien Zeit anfing, ging mich nichts an, solange der Bordbetrieb nicht darunter zu leiden hatte; sogar über die Schnapsfahne konnte ich hinwegsehen – um des lieben Friedens willen. Die Nachlässigkeit im Dienst jedoch bedurfte einer Zurechtweisung.
    »Falls Sie's noch nicht wissen, Captain – die Han Wu Ti liegt an. Sie haben nichts anderes zu tun, als Kurs zu halten. Sobald Sie auf Koppeldistanz heran sind, möchte ich hinzugezogen werden. Im übrigen sehe ich mich zu einem Vermerk im Bordbuch gezwungen: Sie haben sich verspätet.«
    Captain Miller streifte sich die Handschuhe über.
    »Sir, unter Commander Busch hat's keiner so verbissen gesehen. Die Dinge wurden eben etwas großzügiger gehandhabt.«
    Captain Miller hätte besser daran getan, sich zu entschuldigen. Es ging mir nicht um die drei Minuten Schlaf, um die er mich gebracht hatte; wenn ich Captain Miller diese drei Minuten durchgehen ließ, dann würden auch die Lieutenants alsbald in den gewohnten Schlendrian zurückfallen.
    »Captain«, sagte ich, »ich warne Sie. Für Disziplinlosigkeiten habe ich kein Verständnis.«
    Bevor ich meine Kammer aufsuchte, um mich auszustrecken, kehrte ich noch einmal im FK ein und trug Lieutenant Bokwe auf, in seinen Bemühungen, eine Verbindung zur Han Wu Ti herzustellen, nicht zu erlahmen. Was ich ihm nicht sagte, war dies – daß ich mir nichts davon versprach.
    So abgewirtschaftet konnte kein Notsender sein, daß er bei dieser kurzen Distanz auf unseren Ruf nicht anschlug.
     
    Bevor der Weckruf erklang, war ich schon wieder auf den Beinen: aus dem Schlaf gerissen durch den hohen Pfeifton der Bremsdüsen, die die Fahrt aus dem Schiff nahmen und es in eine Umlaufbahn um den Neptun zwangen.
    Das erste, was ich wahrnahm, war das Licht eines plötzlich grau gewordenen Tages. Der Neptun mit seinem Wolkenkranz hatte sich vor die Sonne geschoben. Fast konnte man vergessen, wo man sich befand: Das Licht war das eines trüben, regnerischen Tages.
    Ich trat ans Fenster.
    Der Kontakt, dem wir gefolgt waren, hatte Gestalt angenommen. Der gelbe Anstrich des flachen, breiten Schiffes, auf das die Explorator verlangsamend zuglitt, war von intensiver Leuchtkraft. Der Schiffsname war in chinesischen Schriftzeichen gehalten, so daß ich ihn nicht entziffern konnte, doch das hatte nichts zu sagen. Wir hatten es einwandfrei mit einem VOR-Schiff zu tun und mithin mit der Han Wu Ti .
    Die Han Wu Ti aufzuspüren war viel leichter gewesen, als ich ursprünglich befürchtet hatte.
    Auf dem Weg ins Cockpit kehrte ich ins FK ein, wo Lieutenant Bokwe mit verdrossener Miene eine Zigarette rauchte.
    »Nun?« 
    Lieutenant Bokwe hob die Schultern und drückte die Zigarette aus.
    »Nichts, Sir. Keine Antwort.«
    »Und über

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