Weltraumpartisanen 20: Triton-Passage
Sir.«
Die drei Männer hatten die Han Wu Ti erreicht und bezogen rings um die Schleuse ihre Positionen. Es war ein mühsames Arbeiten, denn mit jeder voreiligen, unbedachten Bewegung katapultierte man sich lediglich in den Raum zurück.
Als ich sah, daß Lieutenant Minulescu den Schneidbrenner zündete, sagte ich: »Die Sicherheitsleinen nicht vergessen!«
»Aye, aye, Sir. Das hatten wir gerade vor.«
Lieutenant Minulescu und Lieutenant Bokwe klinkten ihre Leinen in den dafür vorgesehenen Ösen ein, während Lieutenant Wagner, der die große Brechstange trug, sich hinaufschwang auf das Dach und sich dort am Ansatz der Antenne sicherte.
»So ist es richtig!« sagte ich. »Immer sichern. Das Kunstturnen überlassen wir anderen.«
Lieutenant Minulescu wandte sich mir zu, zeigte mir den abgespreizten Daumen – das O.K.-Signal –, und gleich darauf trat der Schneidbrenner in Aktion und sengte im Bereich der Schleuse mit einem vertikalen Schnitt den gelben Anstrich hinweg.
Die Arbeit an der Konserve war im Gange. Mit der automatischen Kamera schoß ich eine Serie von Aufnahmen für den unumgänglichen Bericht.
Captain Miller tauchte kurz im Cockpit auf und meldete mir, daß das Dingi klar war.
Ich versuchte, nicht an das zu denken, was mich auf der Han Wu Ti erwartete, sobald ich sie betrat. Ein Schritt nach dem anderen: das war die richtige Reihenfolge.
Rings um die arbeitenden Männer sammelte sich in bizarren Klumpen das geschmolzene Metall. Abfälle stoben davon.
Ich hörte Lieutenant Minulescu sagen: »Wir sind fast durch. Versuchen Sie mal, ob Sie die Schleuse jetzt aufhebeln können, Wagner.«
Lieutenant Wagner beugte sich von oben über die Schleuse und setzte die Brechstange an.
Lieutenant Minulescu wies ihn ein.
»Fester! Und dann einmal hauruck und aufgehebelt!«
Lieutenant Wagner keuchte und fluchte. Der Sicherheitsgurt behinderte ihn. Er klinkte ihn aus, hangelte sich am Rumpf der Han Wu Ti abwärts und setzte erneut die Brechstange an.
Ich griff ein.
»Lieutenant Wagner – die Leine!«
Da war es jedoch schon geschehen. Unter der vereinten Einwirkung von Flamme und Stahl gab die Schleusenverriegelung nach. Lieutenant Wagner suchte vergeblich nach einem Halt. Der Schwung katapultierte ihn genau vor das Schweißgerät.
Es war das Werk weniger Sekunden.
Ich hörte Lieutenant Wagners Aufschrei und sah, wie Lieutenant Minulescu geistesgegenwärtig die Flamme löschte.
»Sir …«
»Unternehmen Sie nichts! Überlassen Sie alles weitere mir!«
Lieutenant Wagner trieb mit versengtem Raumanzug durch den Raum, immer noch das Opfer jener einen unkontrollierten Bewegung, und Lieutenant Bokwe versuchte vergeblich, ihn wieder einzufangen: Die Sicherheitsleine straffte sich und riß ihn zurück, bevor er ihn fassen konnte.
Ein Unfall, wie er überflüssiger nicht sein konnte! Er hätte sich nicht ereignet, wenn Lieutenant Wagner sich nicht über meine Anweisung hinweggesetzt hätte. Doch darüber konnte man später wettern. Was geschehen war, war geschehen.
Ich rannte zum Ausstieg, streifte mir die Kombination über, stülpte mir den Helm auf, öffnete die Ventile und schleuste mich hinaus ins Freie.
Lieutenant Wagner war etwa sechzig Meter weit abgetrieben: ein schlaffer, bewußtloser Körper. Ich holte ihn ein, legte einen Arm um seine Schulter und nahm wieder Kurs auf die Explorator .
Lieutenant Bokwe, dem es mittlerweile gelungen war, seinen verhedderten Gurt auszuklinken, kam mir zur Hilfe.
»Schlimm, Sir?«
»Schlimm genug.«
Auf den ersten Blick handelte es sich um einen Bagatellunfall: Lediglich Lieutenant Wagners Raumanzug hatte in Höhe des rechten Oberschenkels Schaden genommen. Auf den zweiten Blick jedoch sah man die etwa handtellergroße Körperpartie, die nunmehr der grausamen Kälte des Raumes schutzlos ausgesetzt war. Lieutenant Wagner war in höchster Lebensgefahr. Die einsickernde Kälte begann ihn bereits zu lähmen – aber bedenklicher noch war die Erfrierung, die er sich nun unweigerlich holte.
Captain Miller und Lieutenant Kardorff kauerten bereits in der Schleuse und faßten mit an. Der RC plumpste auf das Deck der Explorator wie ein schlaffer Kartoffelsack. Der Aufprall bereitete ihm Schmerzen. Er stöhnte.
Innerlich kochte ich vor Wut.
Schuld an dem Unfall war Lieutenant Wagner selbst.
Schuld an dem Unfall war der unselige Schlendrian, den ich nicht völlig hatte ausrotten können.
In der Kammer, die Lieutenant Wagner mit dem Navigator teilte, zerrten wir ihm
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