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Weltraumpartisanen 20: Triton-Passage

Weltraumpartisanen 20: Triton-Passage

Titel: Weltraumpartisanen 20: Triton-Passage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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beizeiten die rettende Klinik erreichten.
    Ich richtete mich auf und zog die Decke wieder zurück. 
    Lieutenant Wagner bewegte die Lippen.
    »Werde ich das Bein behalten, Sir?«
    Ich wischte ihm den kalten Schweiß von der Stirn. 
    »Man wird nichts unversucht lassen, Lieutenant.«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Man wird es mir abnehmen müssen,« sagte er, »oder ich werde sterben. Wahrscheinlich werde ich sowieso sterben.«
    Seine Gemütsverfassung gefiel mir ebensowenig wie sein verletztes Bein.
    »Sie haben eine reelle Chance«, widersprach ich. »Sie sind jung, gesund und kräftig. Der beste Arzt sind für den Rest dieser Reise Sie selbst, Lieutenant. Sie dürfen sich nicht aufgeben.«
    Seine Augen blickten trübe.
    »Was mich verrückt macht, Sir, ist der Gedanke, daß es ganz allein meine eigene Schuld ist.«
    Ich beschwichtigte ihn.
    »Die meisten Unfälle passieren, weil man einmal nicht aufpaßt, Lieutenant. Hören Sie auf, sich selbst zu zerfleischen. Denken Sie lieber daran, daß auch Sie Ihren Teil dazu beigetragen haben, um der kleinen Tschang Li das Leben zu retten.«
    In Lieutenant Wagners Augen glomm plötzlich ein fernes Licht.
    »Tschang Li!« sagte er. »Und sie ist wirklich wieder ganz in Ordnung?«
    »Wie der Fisch im Wasser!« antwortete ich. »Sie sollten sie sehen.«
    Auf dem bleichen Antlitz zeigte sich ein Lächeln.
    »Würden Sie ihr erlauben, mich zu besuchen, Sir?«
    »So oft Sie wollen, Lieutenant.« Auf dem Tisch lag das rote Halstuch, an dem ich einmal Anstoß genommen hatte. Ich warf es ihm zu. »Das können Sie ihr dann gleich zur Erinnerung an die Explorator verehren. Sie werden sich einen entzückenden Namen dafür einhandeln.«
    Er blickte verwirrt.
    »Lieutenant Wagnel!« sagte ich – und gleich darauf schlug der Lautsprecher an.
    »Commander – NC.«
    Ich drückte die Taste.
    »Ja, NC, was gibt's?«
    »Ich weiß nicht so recht, Sir.« Lieutenant Kardorffs Stimme klang unsicher. »Mir wär's lieber, Sie sähen sich das mal an. Es könnte ein Fall von ZG sein.«
    »Ich komme.«
    Lieutenant Wagner hatte sich aufgerichtet. Ich drückte ihn zurück.
    »Beunruhigen Sie sich nicht. Wir kommen zurecht.«
    Sobald ich die Kammertür hinter mir geschlossen hatte, eilte ich los.
     
    Im Kartenhaus stand Lieutenant Kardorff mit verunsicherter Miene vor dem Gravimeter. Vor ihm lag der vom Bordcomputer ausgedruckte Streifen mit dem vorgeschriebenen Kurs. Eine zusätzliche gestrichelte Linie markierte den tatsächlichen Kurs. Im Normalfall waren beide Linien deckungsgleich. An diesem Tag wichen sie voneinander ab. Die Abweichung betrug – so schätzte ich – etwa zweieinhalb Grad.
    Lieutenant Kardorff nahm die beschlagene Brille ab und wandte mir die nackten Augen zu.
    »ZG!« sagte er. »Sonst finde ich keine Erklärung. Wir driften über den Backbordbug. Sehen Sie sich auch das an!« Er deutete auf den Gravimeter.
    Das Instrument war von merklicher Unruhe befallen. Die Anzeige pulsierte.
    Es überlief mich kalt. Eben noch hatte es sich um einen völlig normalen Flug gehandelt – und nun, urplötzlich, tat sich der gespenstische Strudel auf. Zum Glück war Lieutenant Kardorff auf der Hut gewesen. Einstweilen befanden wir uns noch an der äußeren Peripherie der eigentlichen Gefahrenzone, so daß uns Zeit genug blieb, um auf Abhilfe zu sinnen. Allerdings – eine Spur von Wachsamkeit weniger, und die Explorator hätte das Schicksal der verschwundenen Uranus-Sonde geteilt.
    »Und die Quelle?«
    »Das ist es ja.« Lieutenant Kardorff setzte die Brille auf, blendete die Karte ein und markierte darauf mit einem Leuchtstift unsere gegenwärtige Position. Dann sprang der Leuchtstift nach links und umriß eine imaginäre Zone. »Die Quelle, Sir. Sie sehen selbst: Sie liegt mitten im leeren Raum, dort wo nichts ist.«
    Ich starrte auf das schraffierte Feld.
    Dort also verbarg es sich, unsichtbar und mit keinem Gerät zu orten, ein bis zum Absoluten verdichteter Klumpen Materie mit den Eigenschaften eines alle Vorstellungskraft übersteigenden Magneten: das Schwarze Loch. Dort also lauerte es, das lautlose Unheil, das schon so vielen Schiffen zum Verhängnis geworden war, eine erloschene Sonne, in sich zusammengestürzt auf einen Durchmesser von drei bis sechs Kilometern. So jedenfalls vermuteten es die Wissenschaftler. Die endgültige Beweisführung stand immer noch aus.
    An der Tatsache freilich, daß wir es mit einem ZG-Fall zu tun hatten, war nicht zu rütteln. Die Explorator lag auf falschem

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