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Weltraumpartisanen 20: Triton-Passage

Weltraumpartisanen 20: Triton-Passage

Titel: Weltraumpartisanen 20: Triton-Passage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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Kurs.
    »Ich benötige eine exakte Analyse: Intensität und Radius.«
    »Aye, aye, Sir. Ich will sehen, was sich tun läßt.«
    Lieutenant Kardorff klemmte sich hinter die Geräte.
    Auf der Karte ließ ich die Dreiecke und Winkel einspringen. Keinesfalls durfte ich mich damit begnügen, den Kurs lediglich geringfügig zu korrigieren – in der Hoffnung, mich auf diese Weise aus der Gefahrenzone zu mogeln. Falls wir es tatsächlich mit einem Schwarzen Loch zu tun hatten, tat ich gut daran, ihm so rasch wie möglich den Achtersteven zuzuwenden und mit voller Triebwerksleistung auf vertikalen Kurs zu gehen: hinaus aus dem Strudel, bevor sich die Explorator endgültig darin verfing. Mit anderen Worten: Ich mußte den Erdkurs, den wir seit dem Verlassen der neptunischen Umlaufbahn gehalten hatten, verlassen und vorübergehend Richtung nehmen auf den Andromedanebel. Und es war unerläßlich, diesen neuen Kurs ein paar Tage lang einzuhalten, um alle Risiken auszuschalten. Lieutenant Wagners Chancen wurden dadurch nicht besser.
    Lieutenant Kardorff schob mir die ausgedruckte Folie zu.
    »Die Analyse, Sir. Es sieht aus, als wären wir mitten drin. Genaue Daten könnte ich nur liefern, wenn ich die Beschaffenheit der Quelle wüßte: Durchmesser und Masse.«
    Die Analyse war ungenau; ich hatte es auch nicht anders erwartet. Es fehlten die Voraussetzungen. Alles, was man über die Beschaffenheit der Schwarzen Löcher im Weltraum wußte, beruhte auf Annahmen und Vermutungen.
    »Danke, Lieutenant«, sagte ich. »Jetzt benötige ich noch den exakten Vertikalkurs. Wir werden die Beine in die Hand nehmen und rennen.«
    Im Cockpit hatte es sich Captain Miller, der dort seine einsame Wache ging, bequem gemacht. Seine Füße ruhten auf dem Steuerpult. Als ich eintrat, nahm er sie herab.
    »Sir?«
    »Kurswechsel, Captain!« sagte ich. »Lieutenant Kardorff gibt Ihnen gleich den Andromeda-Kurs durch. Es sieht aus, als hätten wir es mit einem Fall von ZG zu tun.«
    Captain Miller machte ein zweifelndes Gesicht.
    »Hier – in dieser Gegend, Sir? Haben wir denn Abdrift?«
    »Zweikommadreiundsechzig Grad Backbord.«
    Die Abweichung war gering; darüber war ich mir im klaren. Wenn ich nicht durch die Ereignisse, die unserem Start vorausgingen, vorgewarnt gewesen wäre, hätte ich mich vielleicht mit einer ausgleichenden Korrektur begnügt. Was mir nicht aus dem Sinne wollte, war die verschwundene Versorgersonde.
    Captain Miller war nicht sonderlich beeindruckt.
    »Nicht einmal drei Grad, Sir! Auch der VKS baut gelegentlich Mist. Ich würde darauf pfeifen.«
    Ich dachte an das Pulsieren im Gravimeter. Das hatte nichts mit dem VKS zu tun. Dahinter steckte mehr.
    Auf dem Bildschirm des Kursweisers erschienen die neuen Koordinaten, wie sie im Kartenhaus von Lieutenant Kardorff errechnet worden waren.
    Captain Miller runzelte die Stirn.
    »Das ist doch wohl nicht Ihr Ernst, Sir! Ein Umweg von sechs Tagen, vielleicht sogar sieben – eine volle Woche? Mir scheint, Sir, Sie tun des Guten zu viel.«
    Ich befand mich nicht im Cockpit, um mit Captain Miller zu diskutieren. Falls meine Befürchtung zutraf, gab es nichts anderes, als die Beine in die Hand zu nehmen. Jede Minute, die wir noch länger auf dem alten Kurs zubrachten, mußte uns dem Verhängnis näherbringen. Und irgendwann würde es dann zu spät sein, um aus dem Strudel wieder herauszukommen.
    »Captain Miller«, sagte ich, »die Entscheidung trifft der Commander. Ich trage die Verantwortung. Und das hier ist ein klarer Befehl.«
    Es war eine unerfreuliche Situation, zumal ich diesen Befehl mit gespaltenem Herzen gab. Falls ich mich irrte und eine Gefahr voraussetzte, die in Wirklichkeit nicht bestand, würde ich die Folgen zu tragen bekommen: in Form einer peinlichen und demütigenden Untersuchung. Captain Miller musterte mich mit kalten Augen.
    »Sir, mit Rücksicht auf das Befinden von Lieutenant Wagner möchte ich Sie in aller Form ersuchen, diesen Befehl noch einmal zu überdenken.«
    Ich blieb kühl.
    »Captain, wir wollen nicht feilschen.« 
    Er sprang auf.
    »Sir, Lieutenant Wagner befindet sich in Lebensgefahr. Ein solcher Umweg kann ihm den Rest geben. Ich protestiere mit allem Nachdruck.«
    Ich nickte.
    »Vermerken Sie Ihren Protest im Bordbuch, Captain, und vermerken Sie auch, daß ich für diesen Kurswechsel die volle Verantwortung übernehme.«
    Captain Miller atmete schwer.
    »Hören Sie, Brandis!« sagte er. »Für Sie mag Wagner ein x-beliebiger, austauschbarer RC-Mann

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