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Weltraumpartisanen 20: Triton-Passage

Weltraumpartisanen 20: Triton-Passage

Titel: Weltraumpartisanen 20: Triton-Passage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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Bordsprechanlage die Tagesereignisse in das Bordbuch zu diktieren. Meine Auseinandersetzung mit Captain Miller ließ ich unerwähnt. Mochte er sich auch ungehörig benommen haben – in gewisser Weise war er zu verstehen. Selbst auf diesem Schiff hielt die Stammbesatzung zusammen wie Pech und Schwefel. Es lag mir fern, ihm Knüppel zwischen die Beine zu werfen.
    Ich löschte das Licht und dachte an Ruth. Die letzten Lichtfunksprüche aus Metropolis waren karg gewesen: kein Wort über Ruths Befinden. Wahrscheinlich war die Schlacht um den Direktorensessel der VEGA in vollem Gange. Und so wie die Dinge lagen, konnte Harris die Han Wu Ti kaum als Pluspunkt für sich ins Feld führen. Die VEGA also unter dem Diktat dieses Dr. Mildrich? Ein deprimierender Gedanke …
     
    Als ich wach wurde, war es noch nicht einmal drei Uhr. Das Schiff war voller Unruhe.
    Ich hörte Stimmen, Gelächter und das Klirren von Gläsern.
    Ich zog mich an und machte mich auf den Weg. Nachdem ich an die gegenüberliegende Tür geklopft hatte, zog ich sie auf.
    Lieutenant Wagner schlief. Die Koje über ihm war leer – aber es war unverkennbar Lieutenant Kardorffs Stimme im Zustand fortgeschrittener Trunkenheit, die sich in der Messe vernehmen ließ: »Happy birthday to you, happy birthday to you …«
    Ein mehrstimmiges Gröhlen schloß sich an.
    Ich enterte hoch ins Cockpit. Captain Miller war nicht auf seinem Posten, und ein Blick auf den Kursschreiber ließ mich wissen, daß die Explorator wieder auf Erdkurs lag.
    Ich machte auf dem Absatz kehrt.
    Auf dem Messetisch stand ein gutes Dutzend teils angebrochener, teils noch voller Reisbranntweinflaschen, wie ich sie zuletzt auf der Han Wu Ti gesehen hatte, und die Lieutenants Kardorff, Minulescu und Bokwe waren damit beschäftigt, auf das Wohl von Captain Miller zu trinken, der, in jeder Hand ein volles Glas, die Krawatte auf Halbmast, die Mütze ins Genick geschoben, mit baumelnden Beinen auf der Anrichte saß.
    Lieutenant Kardorff war der erste, der mich bemerkte. Auf seinem Gesicht zeigte sich ein verlegenes Grinsen. Er stellte das Glas ab und rückte die Brille zurecht.
    »Oh, Sir. Ich hoffe doch, wir haben Sie nicht gestört. Das war nicht unsere Absicht.«
    Das Lärmen brach ab wie abgeschaltet. Auf einmal herrschte in der Messe gespannte Stille.
    Es war lange her, daß ich mich vor eine vergleichbare Situation gestellt gesehen hatte: auf einem verkommenen Frachter, über den ich als blutjunger Pilot unüberlegterweise das Kommando übernommen hatte.
    Womit ich es zu tun hatte, war ein offener Bruch der Disziplin. Dafür gab es ein einfaches Wort: Meuterei. Auch wenn die Saufköpfe noch nicht daran dachten. Ich faßte mich kurz.
    »Meine Herren, wenn Sie Wert darauf legen, daß dieses Intermezzo ohne Nachspiel bleibt, dann nutzen Sie jetzt die Minute Zeit, die ich Ihnen gebe, um diesen Schweinestall hier aufzuräumen, Ihre Stationen zu besetzen und die Explorator wieder auf Andromeda-Kurs zu legen.«
    Das hätte genügen müssen, um die Ordnung wiederherzustellen – wäre nicht der unselige Alkohol im Spiel gewesen. Der Lord und seine Tafelrunde: nie zuvor war diese Bezeichnung zutreffender gewesen. Die Explorator -Crew hatte sich zu einem nächtlichen Umtrunk zusammengefunden, wie es an Bord dieses Schiffes offenbar gang und gäbe gewesen war.
    Lieutenant Bokwe wollte vermitteln.
    »Sir, das ist ja nur, weil Captain Miller gerade Geburtstag hat …«
    Ich sah auf die Uhr.
    »Eine Minute! Das gilt auch für Sie, Lieutenant Bokwe.« 
    Captain Miller stellte plötzlich seine beiden Gläser ab und rutschte von der Anrichte, und ich konnte sehen, wie er mit dem Alkohol rang, um eine halbwegs würdige Figur abzugeben.
    »Sparen Sie sich das, Brandis!« sagte er. »Wir sind uns einig. Wir wären auch ohne Sie zurechtgekommen. An Bord dieses Schiffes werden Sie keine Befehle mehr erteilen. Ihr Stern imponiert nicht länger.«
    Ich sah mich um. Was ich dabei entdeckte, war wenig erfreulich. Bokwe und Minulescu machten steinerne Gesichter; lediglich Lieutenant Kardorff zog sich hinter seine Brille zurück und wich meinem Blick aus.
    Es war eine Machtprobe – und so wie die Dinge lagen, stand ich am kürzeren Hebel.
    »Lieutenant Bokwe«, sagte ich, »begeben Sie sich unverzüglich auf Ihre Station.«
    Lieutenant Bokwe rührte sich nicht. Ich hatte es nicht anders erwartet. Sein schwarzes Gesicht blieb mir zugewandt: mit dem Ausdruck offener Rebellion.
    Mein Blick wanderte weiter.
    »Lieutenant

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