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Weltraumpartisanen 21: Blindflug zur Schlange

Weltraumpartisanen 21: Blindflug zur Schlange

Titel: Weltraumpartisanen 21: Blindflug zur Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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nicht sehr rasch und sehr gründlich etwas einfallen lassen, wie man diesem Manko begegnen kann, dann werden wir mit den Vorwürfen der Toten leben müssen. Mit den der bisherigen und den der zukünftigen. Denn die Zahl der Raumunfälle steigt …«
    Die Entwicklung, mit der Erinnerung an die Han-Wu-Ti -Tragödie als Wegbereiter, war nicht mehr aufzuhalten. Ich verfolgte sie nur am Rande, ohne mir die Urlaubsfreuden, die ich mit Ruth O'Hara genoß, vergällen zu lassen. Um diese Zeit hielt ich meinen Entschluß, Abschied zu nehmen von den Sternen und John Harris um meine Versetzung in die Planungsabteilung zu ersuchen, für unerschütterlich.
    Es war genug. Die besten Jahre meines Lebens hatte ich unter den Sternen zugebracht. Es war an der Zeit, sich damit abzufinden, daß auch meine Frau einen Anspruch auf mich hatte, bevor sie alt und grau wurde. Entweder Harris stimmte meiner Versetzung zu, oder ich würde der VEGA den Rücken kehren und mich nach einem anderen Beruf umsehen.
    Während ich mit Ruth O'Hara in der Sonne der Südsee faulenzte, in den Anden Ski lief und in Sibirien unterwegs war auf Fotosafari, stellte ich mich den sich anbahnenden Dingen gegenüber blind und taub.
    Dann kam der Tag, an dem ich meinem einarmigen Chef in seinem Büro gegenübersaß, den Blick seiner strengen hellen Augen auf mir spürte und ihn sagen hörte: »Bevor Sie jetzt weiterreden, Commander – eine klare Antwort! Bin ich dabei, aus der Han-Wu-Ti -Katastrophe die richtige Folgerung zu ziehen oder nicht?«
    Ich zögerte. Ich ließ mir Zeit, meine Antwort zu überdenken, obwohl es an ihr keinen Zweifel gab. Der Sachverhalt war klar. Die EAAU, in der Raumfahrt von Anfang an führend, besaß mit der Interplanar -Kette, den Astrostat -Basen und den vorgeschobenen Stellanorm -Einheiten über mehr als hundert künstliche Stützpunkte im All. Die halbautonome, relativ dicht besiedelte Venus gehörte zu ihr, der Uranus mit seinen Goldgruben und der Mars mit seinen aufstrebenden Industrien. Daneben gab es das taufrische Projekt Astropolis , das eine Vielzahl autonomer Kunstplaneten im Rahmen eines astralen Staatenverbandes vorsah. Und auf der anderen Seite der unseligen Grenze, die die Erde in zwei miteinander verfeindete Machtblöcke teilte, setzten die VOR mehr denn je ihren Ehrgeiz darein, ihren astronautischen Rückstand aufzuholen und ihren astralen Besitz zu vergrößern. 
    Und dann gab es noch den Mond mit seinem Sündenbabel namens Las Lunas und seinem Sonderstatus. All das war nur möglich, weil sich im Weltraum ein Spinnennetz aus Schiffahrtsstraßen spannte. Passagierschiffe, Frachter und Versorger hielten die Verbindung aufrecht. Unfälle blieben dabei nicht aus. Daß es bis auf den Tag kein funktionierendes Rettungswesen gab, lag an den politischen Verhältnissen, die ein Hand-in-Hand-Arbeiten von EAAU und VOR erschwerten. 
    Nun jedoch hatte der durch die Han-Wu-Ti -Katastrophe ausgelöste Schock eine für die Verständigung günstige Situation geschaffen. 
    »Sir«, erwiderte ich, »Sie haben völlig recht. Es geht nicht an, daß man es weiter dem Zufall überläßt, ob da wer mit dem Leben davonkommt oder nicht. Denn wovon hängt das zur Zeit noch ab? Es hängt davon ab, ob überhaupt ein anderes Schiff in erreichbarer Nähe ist – und dann kommt es meist auch noch darauf an, ob dieses andere Schiff unter der richtigen Flagge segelt. Ich weiß, daß ich im Namen aller Astronauten in West und Ost spreche, wenn ich sage: So geht das nicht weiter!«
    Harris beugte sich vor.
    »Angenommen, Brandis, ich wäre – über die Köpfe einiger Politiker hinweg – mit Jing Fu, meinem VOR-Kollegen, über eine Zusammenarbeit im Prinzip einig … dann wäre da noch immer die Frage offen: Wie sieht eine solche Organisation aus? Siedelt man sie bei uns an – dann fühlen sich die anderen in ihrer Ehre gekränkt. Etabliert man sie drüben, in China, Japan, Indien oder so, dann geht zwangsläufig bei uns das Geschrei los. Es sei denn, man einigt sich …«
    Über das Problem hatte ich schon manchesmal nachgedacht.
    »Es sei denn, man einigt sich auf einen neutralen Ort, Sir. Zum Beispiel auf Las Lunas. Was man benötigt, ist eine unabhängige Gesellschaft mit einem neutralen Ort als Geschäftssitz.«
    Aus irgendeinem Grund ließ Harris das Thema der Stationierung plötzlich fallen.
    »Es gibt keinerlei Erfahrung mit einem solchen Dienst, Brandis«, sagte er. »Andererseits – wenn man so oft unter den Sternen weilt wie Sie, kommt man

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