Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weltraumpartisanen 21: Blindflug zur Schlange

Weltraumpartisanen 21: Blindflug zur Schlange

Titel: Weltraumpartisanen 21: Blindflug zur Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
Vom Netzwerk:
um die eine oder andere Überlegung schwerlich herum. Mich interessiert Ihre Ansicht.«
    Er war ein Fuchs. Er wußte ganz genau, daß es zu diesem Thema eine von mir erstellte fix und fertige Studie gab: mit Statistiken, Wahrscheinlichkeitsberechnungen und anderem mehr.
    »Nun, Sir, um effektiv zu sein, müßte man zunächst etwas ins Leben rufen wie eine Raumnotwache, die rund um die Uhr ihren Dienst versieht.«
    Harris nickte. »Kein Problem, Brandis.«
    »Und natürlich darf an der Anzahl und Qualität der Rettungskreuzer nicht gespart werden, Sir.« Ich war in Fahrt. »Zwölf Stück, an den wichtigsten Knotenpunkten des interplanetarischen Verkehrs plaziert, dürften für den Anfang genug sein.«
    Harris hob die Hand.
    »Warum zwölf?« 
    Er wußte es selbst, aber er wollte, daß ich es ihm bestätigte.
    »Das hängt mit der statistischen Überlebenschance in einem havarierten Schiff zusammen, Sir. Diese liegt gegenwärtig bei 168 Stunden. Wenn man nun mein Modell nähme, zwölf schnelle, sinnvoll verteilte Rettungskreuzer, dann gäbe es innerhalb der regelmäßig beflogenen Raumgebiete keinen Punkt mehr, der nicht binnen 168 Stunden erreicht werden könnte.«
    Harris war, während ich sprach, aufgestanden und vor das Fenster getreten, von dem aus man das Leben und Treiben auf den Rampen überblicken konnte vor dem angrenzenden Atlantischen Ozean, der die künstliche Hauptstadt der EAAU, Metropolis, mit dem weißen Schaumkranz seiner Brandung umgab.
    Harris drehte sich um.
    »Angenommen, nicht alles, was Sie da fordern, Brandis, ließe sich von heute auf morgen verwirklichen, sondern allenfalls davon die Hälfte – würden Sie dann noch immer sagen: Nur zu! Es lohnt sich! …?«
    Harris kehrte zum Schreibtisch zurück und entnahm ihm ein Schriftstück. Der Brief trug die mir nicht geläufige Abkürzung UGzRR.
    »Die Sache steht und fällt mit dem Mann, der sie in die Hand nimmt, Brandis.« Harris drehte das Schriftstück zu mir herum, so daß ich sehen konnte, daß es sich um einen Vertrag handelte. Mein Name war bereits eingetragen. »Ich gebe zu – wer diesen Vertrag unterschreibt, müßte aus dem Dienst der VEGA ausscheiden und er müßte darüber hinaus den Gürtel seiner Ansprüche enger schnallen, denn die ›Unabhängige Gesellschaft zur Rettung Raumschiffbrüchiger‹, die sich im Zustand der Gründung befindet, wird niemals eine wohlhabende Organisation sein. Sie wird mit unzulänglichen Mitteln arbeiten müssen, und der Dienst auf ihren Schiffen wird hart sein …«
    Ich rührte das Stück Papier nicht an. Weiß Gott, Harris hatte mit allem, was er sagte, recht – aber ich wollte nicht. Ich wollte einen ruhigen Job an Land.
    Harris drängte mich nicht. Leute zu beschwatzen, war nie seine Art gewesen. Er sagte nur: »Seit Ihrer Expedition zur Han Wu Ti haben Sie bei den VORs einen guten Namen, Brandis. Das ist wichtig für eine gedeihliche Zusammenarbeit. Wie keinem anderen bringt man Ihnen Sympathie und Respekt entgegen. Aber das nur nebenbei …«
     
    Daheim richtete ich es so ein, daß Ruth O'Hara den Vertrag zu lesen bekam, ohne daß ich dabei war. Irgendwann kam sie zu mir. Ich stand auf dem Balkon und betrachtete die Sterne, von denen Abschied zu nehmen ich im Begriff war. Ruth lehnte sich an mich. Ihr rotes Haar leuchtete mit verhaltener Glut. 
    »Eine gute Sache, Mark.«
    »Eine hervorragende Sache, Ruth.«
    »Sie kann vielen Menschen das Leben retten.«
    »Wenn man sie richtig anpackt – ja.«
    »Es gibt nicht viele Leute, die so etwas richtig anpacken können. Ich nehme an, das ist das Dilemma.«
    »Das ist es.«
    Ein Kometenschweif stieg zu den Sternen empor und verwandelte sich in einen glimmenden Punkt, der rasch kleiner und kleiner wurde. Dann fiel der heisere Donner eines Triebwerks über uns her. Wahrscheinlich ein Versorger, dachte ich. Wohin mochte er unterwegs sein? Zur Venus, zum Uranus oder zu einer der bemannten Plattformen? 
    Ruth preßte meine Hand. 
    »Aber du hast nicht unterschrieben.«
    »Nein.«
    »Meinetwegen?«
    »Ich hänge die Fliegerei an den Nagel.«
    Ruth seufzte.
    »Tu das, Mark. Aber erwarte nicht, daß ich dich bemitleide, wenn du vor lauter Selbstvorwürfen nachts nicht schlafen kannst.«
    So war sie. So war sie immer gewesen. Deshalb liebte ich sie. Sie wollte, daß ich mit mir selbst im Einklang lebte. Und das war nur möglich, falls ich unterschrieb. Und so war der Tag gekommen, an dem die UGzRR Gestalt annahm.
     
    An Bord der Henri Dunant lag ich in

Weitere Kostenlose Bücher