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Weltraumpartisanen 21: Blindflug zur Schlange

Weltraumpartisanen 21: Blindflug zur Schlange

Titel: Weltraumpartisanen 21: Blindflug zur Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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Arme schossen vorwärts wie stählerne Klammern – und dann wußte er nicht, wie ihm geschah, denn der Mann vor ihm, dieser Lieutenant Prado, vollführte, ohne sich vom Fleck zu bewegen, eine halbe Drehung nach rechts.
    Später sagte Lieutenant Prado aus: Es war ein Rückfall in alte Gewohnheiten, ich weiß. Aber er nahm mich an wie ein wütender Stier. Falls er mich zu fassen bekommen hätte, wäre es für mich aus gewesen.
    Die Hände des Tibetaners griffen ins Leere. Er sprang direkt in den Feuerschlund des Maschinenraumes.
    Captain Romen betrat die Schleusenkammer als letzter und verriegelte hinter sich den Einstieg. Kühle, frische Luft schlug ihm entgegen. Eine Preßluftflasche zischte. Wann sie leer sein würde, konnte man sich ausrechnen: Der Inhalt einer Preßluftflasche – und acht Mann. Und falls die Atemnot sich Zeit lassen sollte –: der Tod hatte viele Gesichter. Überall im Schiff glühten die Flurplatten; hier jedoch war die Temperatur bereits rapide am Sinken. Frost lag in der Luft. Die Kälte des Raumes sickerte durch die Bordwand. Der Atem der Männer, die sich um das winzige Bullauge drängten, dampfte.
    Captain Romen trat näher, und die Männer machten ihm Platz. Aus irgendeinem Grund blieben sie stumm. Lediglich Lieutenant Torrente hob ein wenig die Hand – wie um Captain Romen die Richtung zu weisen, in die er blicken sollte. Captain Romen preßte die Stradivari gegen sein klopfendes Herz.
    Zwei Kabellängen von der Vendetta entfernt lag die Henri Dunant . Ihr Dingi war bereits auf dem Weg.

16.
Mark Brandis,
Chef Raumnotrettungsflotte UGzRR
Eingabe ins elektronische Bordbuch
    Die Verhandlung vor dem Raumamt in Metropolis war vorüber. Sie war nicht erforderlich gewesen, zumal die UGzRR nicht in die Zuständigkeit der EAAU fiel, aber ich selbst hatte sie beantragt. Nun fühlte ich mich gereinigt. Shivagi Deschehens Tod, so hatte der Spruch gelautet, war hervorgerufen durch das Zusammentreffen mehrerer widriger Umstände und konnte niemandem, am wenigsten dem Kommandanten der Henri Dunant , zur Last gelegt werden. Der Spruch enthob mich der Notwendigkeit, meinen Abschied zu nehmen. John Harris, Chef der VEGA und bis vor kurzem noch mein Vorgesetzter, war einer der ersten, die mir gratulierten.
    »Erleichtert, Commander?«
    Ich preßte seine Hand. 
    »Erleichtert. Sie wissen, Sir: Man selbst ist mit Entschuldigungen immer rasch bei der Hand. Eine unabhängige Jury hingegen …«
    Von Harris erfuhr ich, daß ich auf der Werft verlangt wurde. Diesmal hatte er seinen Einfluß spielen lassen und für die ramponierte Henri Dunant eine halbwegs bevorzugte Abfertigung durchgesetzt.
    »Wenn Sie sich mir anvertrauen wollen, Brandis«, sagte er nun, »bringe ich Sie hin. Ich wollte ohnehin auf das Gelände.«
    Ich bat ihn um eine Minute Geduld, suchte mir ein freies Visiofon und rief Ruth O'Hara, meine Frau, an, um ihr mitzuteilen, wie die Geschichte ausgegangen war. Sie hatte nichts anderes erwartet; nichtsdestoweniger strahlte sie. Wir verabredeten uns für den Abend im besten Restaurant der Stadt. Harris war mit dem Diensthelikopter da, den er trotz seines fehlenden Armes immer noch selber flog. Er wählte die Route, die am Trignum, dem Wahrzeichen der Drei Vereinigten Kontinente, vorüberführte. Nach all den Wochen in Las Lunas und in der Einöde des Raumes war es eine wirkliche Wohltat, wieder einmal eine normale Stadt zu sehen.
    Wir plauderten über dies und jenes, bis Harris plötzlich bemerkte: »Ach, übrigens, dieser ungeklärte Notruf in Sachen Mandarin … Sie verdächtigten Ihren Speicher.«
    Ich nickte.
    »Ich halte ihn für defekt, Sir.«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Man hat ihn auseinandergenommen, Commander, unter meiner Anleitung, und überprüft. Er arbeitet einwandfrei.«
    Danach wechselte Harris das Thema. Wir überflogen die Parkanlagen mit ihrem immerwährenden Frühlingsklima. Der Schatten des Helikopters huschte über ein Blumenmeer. Harris sagte mir, die Einwohnerzahl von Metropolis läge mittlerweile bei 55 Millionen. 
    Dann wandte er den Kopf. 
    »Da fällt mir noch was ein, immer noch im Zusammenhang mit Ihrem letzten Einsatz. Dieser Guru …«
    »Shivagi Deschehen, Sir.«
    »Richtig. Also, wir sind, soweit das ging, seinem Lebenslauf nachgegangen. Von den VOR war nichts zu erfahren – aber da gibt es auch noch andere Quellen. Soviel steht fest: Er genoß in Fachkreisen einen ausgezeichneten Ruf und hervorragenden Leumund. Mit anderen Worten: Er war ein allseits

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