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Weltraumpartisanen 21: Blindflug zur Schlange

Weltraumpartisanen 21: Blindflug zur Schlange

Titel: Weltraumpartisanen 21: Blindflug zur Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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Finger auf die Diktiertaste.
    »Zeit: 11.52 Bordzeit. Die zweiköpfige Besatzung der Fulgor abgeborgen. Die Drift des Wrackes entspricht …«
    Weiter kam Captain Romen nicht mit dieser Eintragung in das Bordbuch, die allenfalls den Sinn hatte, die gemessene Drift als haarfeine gestrichelte rote Linie in zukünftige Raumkarten eintragen zu können, denn mitten in seinen Satz hinein fiel plötzlich aus schepperndem Lautsprecher heraus die Stimme von Lieutenant Anderson, der im abgedunkelten oberen Halbdeck seinen einsamen Dienst versah.
    »Brücke – RC. Rasch anwachsendes Echo in neun Uhr auf Kurslinie Null.«
    Captain Romen ließ die Diktiertaste los und bestätigte.
    »Roger, RC. Stellen Sie fest, was es damit auf sich hat.«
    Später hierzu befragt, räumte Captain Romen ein, zunächst nicht beunruhigt gewesen zu sein. Vom üblichen Raumgeplänkel zwischen den Patrouillen der EAAU und der VOR blieben die Schiffe der UGzRR verschont. Das rote Johanniterkreuz im Sonnenball wurde respektiert. Die Wahrscheinlichkeit sprach also dafür, daß man es mit dem Radarecho eines Frachters zu tun hatte, der gleichfalls der Fulgor zu Hilfe kam. Eine Winzigkeit freilich, die sich mit dem gemeldeten Echo verband, ließ Captain Romen stutzig werden. Er stieß darauf beim routinemäßigen Überprüfen der Bildschirmanzeige. Die umgekehrte Kurslinie des Ankömmlings zielte direkt in die Sonne.
    Captain Romen preßte die Lippen aufeinander. Die umgekehrte Kurslinie zielte dorthin, wo sich – befände man sich nicht im Frieden und wäre die Raumpiraterie kein ausgerottetes Übel – ein möglicher Angreifer, unsichtbar für das Auge und auch mit den besten und teuersten elektronischen Mitteln kaum zu orten, so lange auf Position gehalten hätte, bis ihm der Augenblick zum Angriff günstig erschien. Das war eine in den Kämpfen des Bürgerkrieges erprobte Taktik – und später war sie von Ahmed Khan zur höchsten Perfektion entwickelt worden. Bei all seinen Überfällen hatte der aus den VOR stammende Deserteur, der sich mit einer gemischten Bande anderer Halunken zusammengetan hatte, das Moment der Überraschung auf seiner Seite gehabt. Anders war es nicht zu erklären, daß selbst schnelle Schiffe seiner verhältnismäßig plumpen Aggression zum Opfer fielen.
    Der Lautsprecher schepperte erneut.
    »Brücke – RC. Kein Echo mehr. Stattdessen starker Schatten an Backbord.«
    Captain Romen überlief es kalt. Wer immer dieser Ankömmling aus der Sonne auch war – mittlerweile hatte er sich der Florence Nightingale so weit genähert, daß er wie ein Schatten über der Radaranzeige lag. Buchstäblich im Handumdrehen hatte sich die Situation zugespitzt.
    »Das Dingi soll sich sich beeilen!«
    »Beeilung für das Dingi. Aye, aye, Sir.«
    Selbst wenn man Captain Romen eine Viertelminute früher alarmiert hätte, wäre die Situation unverändert geblieben. Solange sich das Dingi nicht wieder an Bord befand, blieb die Florence Nightingale an ihre Position gefesselt und mußte darauf verzichten, Fahrt aufzunehmen. Und für ein aussichtsreiches Fluchtmanöver war es ohnehin zu spät.
    »Sir, sind Sie nicht auch der Ansicht, daß da etwas nicht stimmt?«
    Auch Lieutenant Prado war beunruhigt. Die alten Manöverübungen aus der Zeit, die er bei der Strategischen Raumflotte verbracht hatte, waren ihm eingefallen.
    Captain Romen schluckte. Wenn sich aus der Sonne heraus urplötzlich der düstere Schatten über ein Schiff legte – dann, bei Gott, konnte man davon ausgehen, daß etwas nicht stimmte.
    »Klarmachen zum Alarmstart!«
    »Alarmstart vorbereiten. Aye, aye, Sir.«
    Lieutenant Prado blieb, wie Captain Romen beiläufig feststellte, die Ruhe in Person, während er die Gurte einklinkte und das Handruder an sich heranzog. Nur mit seinen Augen ging eine Wandlung vor. Ihr Blick war auf einmal konzentriert und wachsam wie der eines Jägers.
    »Schiff klar, Sir.«
    Wohl oder übel mußte man warten.
    Das Dingi hatte verlangsamt. Captain Romen konnte es sehen, wie es da in knapp hundert Meter Entfernung auf dem geschrumpften Feuerstrahl ritt und mit gemächlich spielenden Antennenfühlern das Mutterschiff anvisierte, von dem es mit geöffnetem Landedeck erwartet wurde.
    Das Bootsmanöver nahm und nahm kein Ende. Und noch etwas anderes sah Captain Romen. Er sah den Schatten, wie er da mit schrill heulenden Bremsdüsen über die Florence Nightingale hinwegschoß, um sich vor dem Sternbild des Schwans herumzuwerfen und sodann vor dem Hintergrund

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